Der 1. FC Union Berlin blieb gegen Ajax cool und zog in die nächste Runde ein. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

Sogar Urs Fischer bekommt nicht jeden Wunsch erfüllt. Der Erfolgscoach des 1. FC Union Berlin wird die Nachricht vom schnellen Wiedersehen mit den unbequemen Belgiern von Royale Union Saint-Gilloise aber noch mit dem großen Ajax-Glücksgefühl und der ihm typischen Gemütsruhe hinnehmen.

Mitten in die Vorbereitung für das Top-Spiel gegen den nach 21 Spieltagen punktgleichen Spitzenreiter FC Bayern München bekam Fischer aus der UEFA-Zentrale in Nyon die Nachricht des belgischen Déjà-vu in der Europa League. 

Nach dem 3:1-Coup gegen Ajax Amsterdam müssen die Eisernen im Achtelfinale des Europacups wie schon in der Gruppenphase beim belgischen Spitzenteam aus dem südlichen Vorort von Brüssel antreten. Mindestens so unbequem wie man selbst sind die Belgier, das wissen sie in Berlin-Köpenick seit den hart umkämpften Gruppenspielen. Aber: Ein Weiterkommen ins Viertelfinale ist sicherlich drin.

Bundesliga-Topspiel

Jetzt wartet am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) aber erstmal München. Fischer wird genau schauen müssen, welcher seiner Spieler körperliche und mentale Frische noch vereint. Die Feierlichkeiten mit den Fans waren gerade vorbei. Man hatte gelacht, geklatscht und getanzt vor der Tribüne auf der Waldseite. Da schickten die Union-Anhänger den Spielern noch lautstark einen klaren Auftrag für den Titelkampf in der Fußball-Bundesliga hinterher. «Zieht den Bayern die Lederhosen aus!», schallte es durch das Stadion an der Alten Försterei. 

Gegen München hat Union noch nie gewonnen. Ein Sieg würde die lange Liste enorm zieren. Ajax Amsterdam, ein schillernder Name des kontinentalen Fußballs, hatte sich in den Reigen der mittlerweile vielen Gegner eingereiht, die die besondere Magie des Köpenicker Fußball-Kultstätte ziemlich unliebsam und schonungslos zu spüren bekamen. Mit dem Versuch, schönen Fußball zu spielen, scheiterte auch Ajax. 

Viel Zeit zur Vorbereitung auf das Kräftemessen in München ist nicht. Kein Problem für Fischer. «Es gilt, nicht zu viel zu studieren, es gilt, dranzubleiben», forderte er. Die Bayern sind ohnehin schon lange gewarnt. Union hält immer gnadenlosen Willen dagegen. «Der Wahnsinn geht weiter, wirklich wahnsinnig», sagte Fischer. Weiter geht es schon nach der großen Bayern-Prüfung dann bald gegen den Namensvetter aus Belgien.

«Auslosung ist kein Wunschkonzert»

Dabei hatte Fischer ganz gegen sein Naturell klar geäußert, dass er weder gegen Saint-Gilloise noch gegen Feyenoord Rotterdam spielen wolle. «Nicht die zwei, weil gegen die haben wir ja schon gespielt», sagte Fischer und bekam prompt die Belgier aus dem Lostopf gefischt. «Eine Auslosung ist kein Wunschkonzert. Es ist jetzt Royale Union Saint-Gilloise geworden, gegen die wir schon in der Gruppenphase gespielt haben, und es ist das einzige Team, das seit langer Zeit mal ein Spiel An der Alten Försterei gewonnen hat. Von daher haben wir im Hinspiel auch etwas gutzumachen», sagte Geschäftsführer Oliver Ruhnert. 

Union-Coach Fischer ging es sicherlich nur vordergründig um den sportlichen Reiz. Die Partie in Belgien im November war überschattet von dem Aufenthaltsverbot für die Fans der Eisernen: Erst im Stadion durch ein UEFA-Urteil wegen der Krawalle zuvor in Malmö, dann durch die belgischen Behörden in der ganzen Stadt Leuven. Das ganze Drumherum war unwürdig. Immerhin: Das 1:0 ebnete den Weg in die K.o.-Phase und machte das 0:1 aus dem Hinspiel wett, der einzigen Heimniederlage Union Berlins in dieser Saison. 

Diesmal wird im Lotto-Park von Anderlecht gespielt und die Union-Fans dürfen reisen. Sie werden es eine Woche nach dem Heimspiel (9. März) für das Rückspiel am 16. März in Scharen tun. So wie auch am Sonntag, wenn es in der Münchner Allianz Arena um die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga geht. Die Dramaturgie des Fußball-Traums der Eisernen wirkt längst surreal. Am Donnerstagabend hatte Fischer auch eine große Portion Glück eingestanden. Das war dann bei der Auslosung, bei der auch der FC Arsenal oder Betis Sevilla als attraktivere Gegner im Lostopf waren, offenbar aufgebraucht.

Arne Richter und David Langenbein, dpa

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