Leverkusens Torschütze Robert Andrich (3.v.r) jubelt mit Mannschaftskollegen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Nur zwei Tage nach dem überaus herzlichen Willkommen des neuen Trainers Pellegrino Matarazzo ist Ernüchterung bei der TSG 1899 Hoffenheim eingekehrt – fast schon Entsetzen.

Der 45 Jahre alte Nachfolger des beurlaubten André Breitenreiter erlebte ein bitteres Debüt für die TSG in der Fußball-Bundesliga: Beim 1:3 (0:1) gegen Bayer Leverkusen agierten die Kraichgauer lange wie ein Absteiger. Die Serie von sieglosen Spielen stieg auf zehn.

Teilweise «schlimm»: Hoffenheim wie ein Absteiger

«Ich habe natürlich gehofft, dass wir befreiter das Spiel angehen werden», räumte Matarazo ein. «Aber das ist kein Problem. Nächste Woche krempeln wir die Ärmel hoch und arbeiten.» Schon am Freitag geht es für den Krisenclub zum FC Augsburg – der zuletzt Leverkusen besiegt hatte.

«Die ersten 60 Minuten waren schlimm», räumte Neuzugang Thomas Delaney ein. Der 31 Jahre alte frühere Bremer und Dortmunder diskutierte schon auf dem Rasen lange mit Matarazzo und forderte danach: «Es wird Zeit, dass wir ein bisschen ehrlicher zueinander sind.» Und: «Es geht nicht mit fünf Minuten, wo du den Kopf unter dem Arm hast. Wir müssen extrem aufmerksam sein.»

Matarazzo will auf Schlussphase aufbauen

Denn in der Tabelle ist der einstige Europacup-Aspirant weiter als Tabellen-14. punktgleich mit dem VfL Bochum. Vier Monate nach seinem Aus beim VfB Stuttgart hat Matarazzo nun wieder eine ganz schwierige Aufgabe vor sich. Am Ende war er «froh und ein Stück weit dankbar», dass seine Mannschaft wenigstens in der Schlussphase noch eine vernünftige Phase hatte: «Erst ab der 65 Minute haben wir angefangen, einen gewissen Fußball zu spielen, wo man sagt: Okay, darauf können aufbauen.»

Vor nur 20.619 Zuschauern erzielten Robert Andrich (6. Minute), Moussa Diaby (47.) mit seinem siebten Saisontreffer und Adam Hlozek (56.) die Tore für ein souveränes Bayer-Team. Die Leverkusener feierten damit ihren ersten Rückrundensieg – rechtzeitig vor dem Europa-League-Spiel gegen die AS Monaco am Donnerstag. Stanley Nsoki verkürzte auf 1:3 (77.).

Trainer fordert mehr Stabilität in der Defensive

Am Donnerstag hatte Hoffenheim noch hoffnungsvoll den neuen Chefcoach begrüßt, als ehemaliger Assistent von Julian Nagelsmann sehr beliebt und ein alter Bekannter im Verein. Nun blieben dem neuen Chefcoach, Sportchef Alexander Rosen, den Fans und wohl vor allem den Spielern die Erkenntnis, dass das mit dem Abstiegskampf nicht so schnell abgehakt sein wird.

«Wir können uns schnell stabilisieren und uns auf den Weg nach oben machen», hatte Matarazzo unmittelbar vor dem Anpfiff noch bei Sky gesagt und gefordert: «Alle sollen vorangehen!» Doch die TSG hatte zu viele Ausfälle wie Ihlas Bebou, Dennis Geiger und Angeliño. Die Offensivkräfte Andrej Kramaric und Christoph Baumgartner rieben sich vergeblich auf. Hinten stürzte der neue Abwehrchef John Brooks mit seinen Nebenleuten von einer Verlegenheit in die nächste. Nach einem 1:4 gegen Mönchengladbach und einem 2:5 in Bochum noch unter Breitenreiter setzte es den nächsten heftigen Rückschlag.

Dass sich die Spieler auch intern zusammengesetzt hatten, macht Matarazzo «sehr optimistisch». Mit Kampf alleine werde die Mannschaft aber nicht da unten herauskommen: «Wir brauchen ein Defensivspiel und Stabilität, wo wir weniger Torchancen zulassen, und gleichzeitig Fußball spielen. Wir sind keine Klopfermannschaft.»

Ulrike John, dpa

Von