Die früheren Nationalspieler Lothar Matthäus, Dietmar Hamann und Stefan Effenberg haben Manuel Neuer für dessen aufsehenerregende Interview-Aussagen gegen den FC Bayern teils scharf kritisiert.
«Es wird ganz sicher schwierig, dieses zerschnittene Tischtuch wieder zusammenzubringen», sagte Matthäus (61) in seiner Funktion als Experte beim Pay-TV-Sender Sky. «Er spricht sich von allem frei und geht auf alle anderen los. Das ist nicht der FC Bayern.» Die Münchner würden sich das «nicht bieten lassen», meinte der Rekordnationalspieler. «Auch wenn es Manuel Neuer ist.»
Neuer hatte im Interview der «Süddeutschen Zeitung» und von «The Athletic» die Club-Führung des Rekordmeisters für die Trennung von Torwarttrainer Toni Tapalovic verbal angegriffen. Das sei «das Krasseste» gewesen, was er in seiner Karriere erlebt habe, sagte der mit einem Beinbruch noch lange fehlende Neuer. «Für mich war das ein Schlag, als ich bereits am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen.» Bayern-Chef Oliver Kahn kündigte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur «deutliche Gespräche» mit Neuer an.
Hamann: Neuer «stellt sich in den Vordergrund»
«Einige dieser Zitate sind für mich schlichtweg peinlich», sagte Hamann (49) ebenfalls als Sky-Experte. «Da geht es um seine eigene Eitelkeit, da stellt er sich in den Vordergrund und nicht den Verein.» Auf die Frage, ob Neuer jemals wieder für die Bayern spielen werde, antworte Hamann: «Eher nein».
Tapalovic ist enger Vertrauter des Nationaltorwarts, war auch Trauzeuge bei Neuers Hochzeit. Dieses persönliche Verhältnis sei nach der Verpflichtung von Yann Sommer als Übergangs-Nummer-eins problematisch gewesen, meinte Hamann. «Das Ausscheiden von Tapalovic war für mich die einzig richtige Entscheidung», sagte der TV-Experte, der einst selbst für die Bayern gespielt hatte.
Effenberg: «Nichts und niemand» steht über dem FCB
Auch der frühere Bayern-Anführer Stefan Effenberg bewertet Neuers Aussagen kritisch. «Nichts und niemand steht über dem Verein. Kein Spieler, kein Trainer ist größer als Bayern München. Nein, der Verein ist immer das Allerwichtigste», schrieb der 54-Jährige in seiner Kolumne für das Nachrichtenportal «t-online» und stellte die weitere Zusammenarbeit von Neuer und dem FC Bayern infrage.
Der Torwart sollte «darüber nachdenken, ob es überhaupt sinnvoll für ihn ist, nach diesen erhobenen Vorwürfen, seinen bis 2024 gültigen Vertrag beim FC Bayern überhaupt noch zu erfüllen – oder es vielleicht besser ist, den Verein zu verlassen». Ein Abschied im kommenden Sommer würde Effenberg «nicht wundern».
Tabea Kemme befürwortet Offenheit von Neuer
Die frühere Nationalspielerin Tabea Kemme sieht die Art und Weise der Kritik von Manuel Neuer am FC Bayern positiv. «Ich kenne das selber, wenn du Interviews führst und bekommst dann vom Verein oder Verband alles zensiert zurück», sagte die 31 Jahre alte TV-Expertin bei Sky. Bei Neuer sei zu erkennen gewesen, dass er das sage, was er «fühlt», ergänzte die Fußball-Olympiasiegerin von 2016.