Die Dortmunder diskutieren mit Schiedsrichter Danny Makkelie. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Marco Reus und Co. bestürmten nach dem Ende der Dortmunder Champions-League-Träume den niederländischen Schiedsrichter Danny Makkelie und fühlten sich schwer benachteiligt. Denn nach einem fragwürdigen Elfmeter durch Kai Havertz war das Aus des BVB im Achtelfinale der Königsklasse besiegelt.

Der deutsche Nationalspieler in Diensten des FC Chelsea sorgte beim 0:2 (0:1) des BVB im Achtefinal-Rückspiel mit seinem verwandelten Handelfmeter nach zwei umstrittenen Entscheidungen (53. Minute) für das Ende der jüngsten BVB-Erfolgsserie mit zuletzt zehn Siegen in zehn Pflichtspielen. Vor 39.392 Zuschauern an der Stamford Bridge in London hatte Raheem Sterling (44. Minute) zuvor für die 1:0-Führung der Engländer gesorgt.

Der große Aufreger war der umstrittene Handelfmeter, den Schiedsrichter Makkelie erst nach Videostudium gab und dann auch noch wiederholen ließ, nachdem Havertz zunächst den Pfosten getroffen hatte. Trotzdem war der verdiente Knockout das Ergebnis einer offensiv zu passiven Vorstellung der Mannschaft von Trainer Edin Terzic, die sich nach dem 1:0 im Hinspiel Hoffnung auf den ersten Einzug in die Runde der letzten acht Teams seit 2021 und weitere Einnahmen von über zehn Millionen Euro gemacht hatte. Unglücklicherweise muss der BVB wohl auch noch einen längeren Ausfall des zuletzt starken Julian Brandt verkraften.

Sammer und Can schimpfen über Makkelie

«Der Elfmeter plus die Wiederholung, das ist ein handfester Skandal. Mir braucht auch kein Regelhüter kommen. Für solche Situationen gibt es Persönlichkeiten. Makkelie ist ein sehr, sehr arroganter Mensch», schimpfte BVB-Berater Matthias Sammer bei Amazon Prime Video.

Ähnlich sah es Emre Can: «Wie kann er einen zweiten Elfmeter geben, ich verstehe das einfach nicht. Er trifft den Pfosten, fertig aus», sagte der Nationalspieler und ärgerte sich über den Referee: «Der war das ganze Spiel arrogant. Wir haben trotzdem ein ordentliches Spiel gemacht. Ich bin stolz, ein Teil dieser Mannschaft zu sein. Wir müssen uns nicht schämen. Wir haben unverdient wegen dem Schiedsrichter verloren. Er hat vielleicht Angst vor den Fans, dann soll die UEFA einen anderen Schiedsrichter schicken. Das tut extrem weh.» BVB-Coach Edin Terzic sprach von einer «sehr harten Entscheidung».

Große Erleichterung herrschte dagegen bei Havertz. «Es war in den letzten Monaten viel Druck auf dem Kessel. In der Liga sieht es nicht gut, wir sind aus beiden Pokal-Wettbewerben raus. Deswegen ist die Champions League das letzte Turnier für uns. Heute haben wir wieder einmal Statement gesetzt», sagte der frühere Leverkusener und hatte Verständnis für den Dortmunder Ärger: «Wir wären genauso wütend, wenn es für uns so gelaufen wären. (…) Im Endeffekt tut es mir leid, weil ich dort den ein oder anderen Freund habe.»

Brandt schon früh verletzt ausgewechselt

Der BVB, der mit 15-minütiger Verspätung das Stadion erreicht hatte, musste erst einmal einige schlechte Nachrichten verdrängen. Dass Stammtorhüter Gregor Kobel wegen seiner muskulären Probleme im Oberschenkel nicht zwischen den Pfosten stehen würde, stand bereits nach dem Abschlusstraining am Morgen fest. Ein weiterer Erfolgsgarant der letzten Wochen brach dann bereits nach drei Minuten weg, als sich Brandt an den hinteren linken Oberschenkel fasste und ausgewechselt werden musste. Für den seit der Winterpause überragenden deutschen Nationalspieler kam Giovanni Reyna ins Spiel.

Mit dem Handicap ging der BVB in eine Anfangsphase, in der Chelsea mit viel Wucht begann. Dass die Blues seit Jahresbeginn in zwölf Spielen aber nur fünf Tore erzielten, wurde auch deutlich. So vergaben Joao Felix (6.) und Kai Havertz (8.) in aussichtsreicher Position. Schon im Hinspiel hatten sich die Engländer mit einer mangelhaften Chancenverwertung um eine bessere Position gebracht.

Kepa kratzt Reus-Freistoß aus dem Winkel

Die Schwarz-Gelben brauchten gute zehn Minuten, ehe sie im Spiel waren. Angeführt von Antreiber Jude Bellingham bekam der BVB die Partie besser in den Griff. Und es fehlte nicht viel, dann wäre Marco Reus sogar fast das Führungstor gelungen. Seinen Freistoß aus 18 Metern kratzte Chelsea-Keeper Kepa gerade noch aus dem Winkel (17.).

Nun war die Bühne bereitet für ein packendes K.o.-Spiel. Bei Chelsea stand immer wieder Nationalspieler Havertz im Blickpunkt. Und der Siegtorschütze aus dem Champions-League-Finale 2021 hatte zunächst zweimal Pech: Erst, als er den Innenpfosten traf (28.). Beim nächsten Versuch machte es der frühere Leverkusener besser, doch sein Treffer in den linken oberen Torwinkel wurde aberkannt, weil Sterling bei der vorangegangenen Torchance im Abseits gestanden hatte (38.).

Meyer bei Gegentoren machtlos

Sowohl beim Sterling-Versuch, aber auch beim Schuss von Felix (40.) kurz darauf parierte Alexander Meyer großartig. Der Schlussmann, in der vergangenen Saison noch bei Jahn Regensburg in der Zweiten Liga im Tor, war wie schon beim 2:1 gegen RB Leipzig ein starker Kobel-Stellvertreter. Doch als der Druck gegen Ende der ersten Halbzeit zu groß wurde, war auch Meyer machtlos. Sterling traf aus zehn Metern zur hochverdienten Führung.

Und gleich nach der Pause kam es für den BVB noch dicker: Nach einer Hereingabe von Ben Chilwell sprang der Ball Marius Wolf an den leicht abgespreizten Arm, nach Intervention des Video-Assistenten zeigte Makkelie auf den Punkt – eine fragwürdige Entscheidung. Doch damit nicht genug: Havertz setzte den Elfmeter an den Innenpfosten, durfte aber noch mal ran, da sich einige BVB-Spieler nach Meinung des niederländischen Referees zu früh in den Strafraum bewegt hatten. Dass Chelsea-Profi Chilwell noch früher in den Strafraum gelaufen war, berücksichtigte Makkelie nicht. Beim zweiten Versuch machte es Havertz besser.

Erst nach dem 0:2 zeigte der BVB eine Reaktion und forcierte das Offensivspiel. Doch die Chancen von Jude Bellingham (58.), Marius Wolf (65.) und Niklas Süle (72.) blieben ungenutzt. Auch die Einwechslungen frischer Angreifer wie Jamie Bynoe-Gittens und Donyell Malen bescherten keinen Treffer.

Heinz Büse und Stefan Tabeling, dpa

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