Die jüngsten Warnungen vor K.o.-Tropfen haben auch Fan-Experten überrascht. «Es mag zunächst verunsichern, wenn bei Fußballspielen davor gewarnt wird, andererseits ist es sehr gut, darauf aufmerksam zu machen, dass diese Gefahr besteht», sagte der Berliner Politikwissenschaftler und Fan-Forscher Jonas Gabler in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. «Wir kennen K.o.-Tropfen ja aus anderen Kontexten wie Clubs und Bars.»
Der SC Freiburg hatte vor der Länderspielpause gewarnt: «In der Bundesliga gab es zuletzt vermehrt auftretende Verdachtsfälle von K.o.-Mitteln in Stadien. So auch in Freiburg.» Weiter hieß es, dass es in der Partie gegen die TSG 1899 Hoffenheim bei mehreren Stadionbesuchern zu Symptomen gekommen sein soll, bei denen der Verdacht auf die Verabreichung von sogenannten K.o.-Tropfen bestehe. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf.
Thema offensiv angehen
Eine Warnung hatte auch der SV Werder Bremen vor dem Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen veröffentlicht. Bisher bestätigte sich der Einsatz von K.o-Tropfen in Bremen nicht, wie der Verein auf dpa-Anfrage erklärte. Zudem handle es sich bei den gemeldeten Verdachtsfällen um eine sehr geringe Anzahl. Es sei dem Verein aber ein großes Anliegen, dieses Thema offensiv anzugehen.
«Dass es nun auch den Fußball trifft, ist in gewisser Weise erschreckend, aber im Grunde auch naheliegend, weil der Fußball letztlich auch nur ein Abbild der Gesellschaft – mit allen Highlights, aber auch negativen Entwicklungen – ist», sagte der Leiter der Fan- und Fußballforschung von der Universität Würzburg, Harald Lange, der dpa.
Gabler: «Sexismus im Fußball sehr präsent»
K.o.-Tropfen wirken üblicherweise wie Drogen und können zur Bewusstlosigkeit führen. Täter nutzen diese Zeit für Sexualdelikte oder zum Ausrauben. Die Opfer können sich hinterher meist nicht mehr richtig daran erinnern. In Bezug auf sexualisierte Gewalt in Fußballstadien sei die Aufmerksamkeit für dieses Thema in den vergangenen Jahren sehr gestiegen, betonte Gabler.
Seiner Ansicht nach hätten entsprechende Vorfälle aber nicht signifikant zugenommen. «Sexualisierte Gewalt und offen artikulierter Sexismus sind keine neuen Phänomene und keine, die nur auf den Fußball begrenzt sind. Aber Räume, wo sehr viele Männer sind und traditionelle Männlichkeitsvorstellungen dominieren, sind Orte, wo diese Phänomene besonders offen zutage treten. Sexismus ist im Fußball darum sehr präsent», sagte Gabler.