Die Hamburger Spieler jubeln nach ihrem 4:3-Sieg (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa)

Zum perfekten Wochenende für die Spieler des Hamburger SV hätte nur noch eine Niederlage des 1. FC Heidenheim gefehlt. Zwei Tage nach dem 4:3 (1:1) im Stadtderby gegen den FC St. Pauli tat ihnen der Zweitliga-Aufstiegskonkurrent den Gefallen aber nicht. Mit dem 3:0 (1:0) gegen Holstein Kiel zogen die Heidenheimer in der Tabelle wieder an den Hamburgern vorbei und übernahmen einen der beiden direkten Aufstiegsplätze.

Für die HSV-Profis hieß es am Sonntag: endlich Ruhe. Nach einer aufreibenden Derby-Woche mit dem Fußball-Spektakel im Volksparkstadion als Höhepunkt durften sie ausspannen. Es galt, den rauschhaften Sieg in dem denkwürdigen 109. Stadtduell gegen den FC St. Pauli zu verarbeiten und Kraft zu tanken für den Endspurt im Aufstiegsrennen.

Fünf Spieltage vor dem Saisonende ist der HSV bei seinem Projekt Bundesliga-Rückkehr wieder im Plan. Das Führungstrio Darmstadt 98 (61 Punkte), der 1. FC Heidenheim (57) und die Hamburger (56) werden aller Voraussicht nach unter sich ausmachen, welche beiden Mannschaften direkt aufsteigen und welches Team den Relegations-Umweg gehen muss.

Von hinten kaum noch Gefahr

Die Darmstädter festigten schon mit dem 2:1 (1:1) gegen den Karlsruher SC ihre Tabellenführung und haben bereits 14 Zähler Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz. Von hinten droht den ersten Drei des Klassements kaum noch Gefahr. Das 2:2 (2:1) des SC Paderborn beim Tabellenletzten SV Sandhausen war am Sonntag zu wenig, um noch vorn eingreifen zu können. Ebenso wie der FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf liegen die Paderborner als Tabellenvierte mit 47 Punkten neun Zähler hinter dem HSV auf dem Relegationsrang.

Fortuna Düsseldorf verabschiedete sich durch das 0:2 beim 1. FC Nürnberg von allen Hoffnungen. Gleiches gilt für den FC St. Pauli nach der Niederlage im Spiel um die inoffizielle Hamburger Stadtmeisterschaft.

Für den HSV war der Triumph im Volksparkstadion mehr als nur ein Sieg gegen den in diesem Spiel mindestens gleichwertigen Nachbarn, mehr als nur drei Punkte und mehr als nur Prestige. Es war ein Sieg über mögliche Selbstzweifel, über das Gerede von einer der obligatorischen Frühlingskrisen, über Kritik. Es war auch ein Sieg, der nebenbei alle zarten Aufstiegshoffnungen des ungeliebten Rivalen jäh beendete. Es war aber vor allem ein Sieg, der für die Mannschaft von Trainer Tim Walter zum entscheidenden Booster auf dem Schlussstück der Saison werden kann.

HSV will Schwung mitnehmen

«Ich denke, dass wir mit einem guten Gefühl in die nächsten Wochen gehen und mit Selbstvertrauen die nächsten Spiele bestreiten», sagte Jonas David. Der sonst oft gescholtene Verteidiger hatte mit seinem Treffer zum 1:1 kurz vor der Pause die Wende in der Partie eingeleitet und die Grundlage zur späteren HSV-Party gelegt. Kapitän Sebastian Schonlau kündigte an: «Wir wollen diesen Schwung jetzt mitnehmen, haben aber in den letzten fünf Spielen auch noch richtig etwas zu tun.»

Die nahe Zukunft war an diesem Freitag weit entfernt. Was für Spieler, Betreuer und Fans des HSV zählte, waren der Moment, das Hier und Jetzt. 56.400 begeisterte und begeisternde Zuschauer im ausverkauften Volksparkstadion – darunter 6000 Anhänger des FC St. Pauli -, dazu frühlingshaftes Wetter bildeten den stimmungsvollen Rahmen und sorgten für eine Gänsehaut-Atmosphäre.

Die Dramatik des Spiels, die meisten Tore in einem Stadtderby seit Dezember 2001 und die Eruption der Gefühle nach dem Abpfiff auf dem Spielfeld und auf den Rängen sorgten für einen denkwürdigen Abend. «Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Mannschaft und die Zuschauer. Die waren grandios», sagte Trainer Walter. «Es war der schönste Sieg, auf jeden Fall.»

Claas Hennig und Felix Schröder, dpa

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