Bei Hertha BSC erneut Cheftrainer: Pal Dardai. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

Für den neu gekauften Hund im Hause Dardai brechen harte Zeiten an, weil Herrchen Pal Dardai bei Hertha BSC wieder das Sagen hat. «Zu Hause hat meine Frau Monika die Hosen an», sagte der 47-Jährige zu Beginn seines dritten Engagements auf der Pressekonferenz beim aktuellen Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga und zog wie gewohnt die Lacher auf seine Seite.

In den eineinhalb Jahren Pause zwischen seiner Freistellung im November 2021 und der nunmehr dritten Rettungsmission sei er dank des Kaufs eines Hundes «ein neuer Mensch» geworden, der die Hertha zum dritten Mal vor dem Abstieg bewahren möchte. «Ich habe zugesagt», sagte Dardai, der sich dafür die Einwilligung seiner Frau Monika eingeholt hatte. Einziges Problem: «Der Hund hat gelitten.»

Dardai: «Ich brauche keine Spieler mit Hemmungen»

Ein wenig leiden werden auch die Spieler, die anstatt eines freien Montags, zum Training gebeten wurden. «Ich will keinen beleidigen. Aber es gibt Sachen, die muss man umstellen. Die Mannschaft muss mehr zusammenhalten. Ich sehe schon, was nicht funktioniert bei Hertha», sagte Dardai, der eigentlich erst im Sommer an die Jugendakademie zurückkehren wollte. Nun wird es Herthas Rekordspieler schon eher mit dem Nachwuchs zu tun bekommen, den er in früheren Jahren auch selbst ausgebildet hatte: «Ich habe keine Angst, junge Spieler reinzuschmeißen.» 

Erste Aufgabe zum Warmwerden: «Wir spielen Fußball-Tennis», kündigte Dardai an. Locker und ruhig müsse man bleiben. «Der Trainer beißt nicht. Ich brauche keine Spieler mit Hemmungen», machte Dardai klar. 

Die erste Chance ergibt sich schon am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Werder Bremen (15.30 Uhr/Sky). Möglichst drei Zähler sollen zu den bisherigen 22 Punkten kommen, um den Kontakt zu den Nichtabstiegsplätzen nicht schon beim Dardai-Comeback völlig abreißen zu lassen. 

Für den Ungarn wäre angesichts der kurzen Zeit und lediglich sechs Spielen eine heikle Zugabe um zwei weitere Partien auch schon willkommen. «Die Relegation ist auch gut in unserer Situation», sagte er 47-Jährige über die Möglichkeit, wie im Vorjahr den Abstieg über die Partien gegen den Dritten der zweiten Liga zu verhindern.

Dardai setzt auf Standards

Dafür wird Dardai auch ein Stilmittel trainieren lassen, das bereits im Endspurt der vergangenen Saison zur Anwendung kam: «Bei Felix Magath wurden Tag und Nacht Standards geübt. Standards haben sie gerettet.» Landsmann Tamas Bodog, der von der Demission von Vorgänger Sandro Schwarz verschont blieb, soll helfen, mehr Gefährlichkeit bei Standards einzuüben. So ist Hertha das einzige Team in der Bundesliga, das in dieser Saison nach einer Ecke überhaupt noch nicht jubeln durfte.

Als schwierigste Aufgabe für Dardai, der für Herthas Sportdirektor Benjamin Weber «die Wunschlösung» war, wird die Suche nach Führungsspielern sein. Daran war nicht nur Schwarz, sondern waren auch dessen Vorgänger Bruno Labbadia oder Tayfun Korkut gescheitert, die zwischen Dardais Freistellung Ende November 2021 und seinem erneuten Dienstantritt im April 2023 die Mannschaft trainiert haben. «Wir haben keinen Ibisevic auf dem Platz, da muss einer reinwachsen in die Position», sagte Dardai im Hinblick auf den früheren Torjäger Vedad Ibisevic, der während Dardais zweitem Engagement verpflichtet worden war und weiterhin als Offensivexperte im Trainerstab mit auf der Bank sitzt. 

Dardais Vorgänger Schwarz hatte in den vergangenen drei Spielen mit dem 36 Jahre alten Kevin-Prince Boateng eine Führungsfigur trotz körperlicher Defizite auf dem Platz installieren wollen. Für diese Aufgabe muss sich der Routinier neu empfehlen. «Es liegt an Prince, er muss Leistung bringen: Gut trainieren, gut spielen», sagte Dardai. 

Dardai will mehr Führungspersönlichkeiten

Allerdings benötigt der ehemalige ungarische Nationalspieler und Trainer mehr Profis, die in den Ton angeben. «Wenn in dieser Mannschaft nur Prince Führungsspieler ist, dann können wir einpacken», sagte Dardai, der während seiner vormaligen Anstellungen bei Hertha Profis wie Fabian Lustenberger in persönlichen Gesprächen zu Führungsspielern aufgebaut hat. Auch für seine jetzige Mission benötigt Dardai dafür wieder Personal. «Wenn ich das nicht hinbekomme . . .», ahnt der alte neue Trainer ein schlimmes Ende, «aber ich glaube, das werde ich schon hinkriegen».

Ob Dardai im Falle des Klassenerhalts die Chefrolle weiter einnimmt oder wie eigentlich geplant an die Nachwuchs-Akademie des Vereins zurückkehrt, ließ der Trainer noch offen. Klar scheint aber, dass der Hund im Hause Dardai weiter leiden muss.

Thomas Flehmer und Arne Richter, dpa

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