Der VfB Stuttgart hat Sebastian Hoeneß als Nachfolger von Trainer Bruno Labbadia verpflichtet. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Die letzte Hoffnung des VfB Stuttgart im Kampf gegen den drohenden Abstieg heißt Sebastian Hoeneß. Der Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga verpflichtete den 40-Jährigen als neuen Trainer und trennte sich von seinem bisherigen Coach Bruno Labbadia.

Die Rettungsmission des 57-Jährigen bei den Schwaben ist somit nach nur 120 Tagen gescheitert. Sein Nachfolger soll für die schnelle Wende sorgen, könnte aber auch zur Langzeitlösung werden. Der Vertrag bis 30. Juni 2025, den Hoeneß beim VfB unterschrieben hat, ist zumindest ligaunabhängig gültig.

«Wir sind sicher, dass Sebastian der richtige Trainer für die anstehenden Herausforderungen ist, und er gemeinsam mit der Mannschaft diese schwierige Situation meistern wird», sagte VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle. «Es geht um die unmittelbare Wirkung, aber auch um das, was wir über die Saison hinaus beim VfB vorantreiben wollen», ergänzte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth. Hoeneß habe «unter Beweis gestellt, dass er Mannschaften führen und gleichzeitig auch die Entwicklung einzelner Spieler sehr positiv beeinflussen kann.»

Pokalspiel als erste Bewährungsprobe für Hoeneß

Er freue sich «riesig auf die Herausforderung beim VfB», sagte der neue Coach, der bereits am Mittwoch (18.00 Uhr/Sky) im DFB-Pokal-Viertelfinale beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg sein Debüt geben wird. Der Sohn des früheren VfB- und Nationalstürmers Dieter Hoeneß spielte in seiner Jugend einst selbst für die Schwaben und wurde 1999 mit ihrer U17 deutscher Meister.

In dieser Saison ist Hoeneß, der bis vergangenen Juni noch den Ligarivalen TSG 1899 Hoffenheim betreute, schon der vierte Trainer der Stuttgarter. Nach dem Aus von Pellegrino Matarazzo Mitte Oktober und dem Intermezzo von Michael Wimmer als Interimslösung gelang dem VfB auch unter Labbadia, der zuvor einige Clubs vor dem Abstieg bewahrt hatte, nicht die erhoffte Wende. Stattdessen holte der Trainer-Routinier, der in seiner ersten Amtszeit in Stuttgart zwischen 2010 und 2013 noch den Klassenerhalt geschafft hatte, in elf Liga-Spielen nur einen Sieg.

Vorstandschef Wehrle: Brauchen neuen Impuls

«Bruno hat vom ersten Tag mit großem Einsatz und großer Leidenschaft mit der Mannschaft gearbeitet, leider hat sich dies aber nicht in Form von Punkten ausgezahlt», sagte Vorstandschef Wehrle über Labbadia, der erst am 5. Dezember den Job beim VfB übernommen hatte. Damals lagen die Stuttgarter noch auf dem Relegationsrang 16. Inzwischen sind sie Tabellenletzter, der Rückstand auf einen direkten Nichtabstiegsplatz beträgt fünf Zähler. «Letztlich sind wir zu der Erkenntnis gelangt, dass wir einen neuen Impuls brauchen», erklärte Wehrle das schnelle Labbadia-Aus.

Die «Bild»-Zeitung hatte bereits kurz nach der 0:3-Niederlage des VfB bei Union Berlin am Samstag von der bevorstehenden Trennung berichtet. Nach mehreren Gesprächsrunden kam die Führungsriege des fünfmaligen deutschen Meisters zu dem Ergebnis, dass sie Labbadia die Rettung nicht mehr zutraut. Zu diesem Zeitpunkt war er öffentlich allerdings auch schon so angezählt, dass eine andere Entscheidung kaum noch zu vermitteln gewesen wäre.

Erneuter Abstieg würde Stuttgart hart treffen

Stattdessen soll nun Hoeneß den möglichen dritten Abstieg des VfB seit 2016 verhindern. Der erneute Gang in die zweite Liga würde die finanziell gebeutelten Stuttgarter noch wesentlich härter treffen als die vergangenen beiden Abstiege, wie Vorstandschef Wehrle zuletzt mehrfach betonte. Doch viel Zeit hat der neue Trainer nicht. Nach dem Pokalspiel in Nürnberg wartet mit dem Kellerduell beim direkten Konkurrenten VfL Bochum am Sonntag direkt die nächste große Bewährungsprobe auf Hoeneß.

«Sebastian kennt als Trainer beides, den Umgang mit Toptalenten im Nachwuchsbereich und den Profifußball – er wird schnell die richtige Ansprache finden», sagte Sportdirektor Wohlgemuth über den Coach, der die Reserve des FC Bayern München 2020 zur Drittliga-Meisterschaft führte. «Mit diesem Profil und seiner Art zu arbeiten, ist er der richtige Mann für uns.» Der Erste, von dem sie das in Stuttgart diese Saison dachten, ist er aber nicht.

Christoph Lother, dpa

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