Bayerns Benjamin Pavard (l-r), Matthijs de Ligt, Joao Cancelo und Torwart Yann Sommer bedanken sich nach dem Spiel in Freiburg bei den Fans. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Um sich mit dem Highlight bei Manchester City auseinanderzusetzen, fehlte Thomas Tuchel zuletzt die Zeit. Nach der geglückten Revanche beim SC Freiburg hat der Bayern-Trainer nun den Kopf frei für das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League.

Zu groß sei zuvor der Druck gewesen, nachdem die Münchner im DFB-Pokal ausgeschieden waren, sagte Tuchel. «Über den Dienstag habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, weil wir genug mit uns beschäftigt waren.» Die fehlende Konstanz seiner Spieler bereitet dem 49-Jährigen weiterhin Sorgen. 

De Ligt sorgt sehenswert für den Bayern-Erfolg

Immerhin: Die Generalprobe vor dem ersten Teil des Königsklassen-Viertelfinales in Manchester glückte beim Wiedersehen mit dem Sport-Club in der Fußball-Bundesliga, denn der Spitzenreiter gewann im Breisgau mit 1:0 (0:0) und revanchierte sich für die vier Tage zuvor erlittene Niederlage im DFB-Pokal (1:2).

Wie groß der Druck war, ließ sich auch am emotionalen Jubel von Nationalspieler Joshua Kimmich ablesen, der vor den Freiburger Fans die Hände zu Fäusten ballte und sich wenige Augenblicke später von Gegenspielern umzingelt sah. «Es war auch ein Stück weit drüber», sagte Kimmich, den ein Film auf der Anzeigetafel über den Pokalsieg des SC im Viertelfinale «provoziert» hatte. 

Weil in Freiburg die spielerische Lösung nicht gelingen wollte, musste beim Siegtor von Innenverteidiger Matthijs de Ligt (51. Minute) die fußballerische Brechstange mit einem gewaltigen Fernschuss herhalten. Doch die allein wird am Dienstag in der Königsklasse gegen die Star-Truppe um den genesenen Erling Haaland nicht reichen. «Gegen Manchester City werden wir noch einmal eine Schippe drauflegen müssen», twitterte FCB-Vorstandschef Oliver Kahn. 

Auch die Spieler betonten das. «Gegen so einen Gegner wird es natürlich immer schwierig», sagte de Ligt im Interview des Fernsehsenders Sport1. «Wir müssen jetzt erst einmal gut regenerieren und müssen dann eine Top-Leistung abrufen. Ich denke, dass wir noch viel Luft nach oben haben.»

Den Münchnern fehlt weiterhin die Leichtigkeit – und Tuchel die Zeit. «Es kommen jetzt nur noch gefühlte Pokalspiele. Das wird sich in den kommenden Wochen nicht mehr ändern», sagte er. «Es ist ein Countdown bis zum Saisonende, und da geht es darum, nachzulegen, nachzulegen und wieder nachzulegen, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen.»

In der Meisterschaft und in der Königsklasse wollen die Bayern eine Saison retten, in der sie bisher zu häufig wechselhafte Auftritte zeigten. Auch in Freiburg blieb es bis zum Schluss spannend, weil der FCB den zweiten Treffer trotz reichlich Chancen verpasste. Am Ende retteten der Pfosten gegen Ritsu Doan  (44.) und Yann Sommer im Duell mit Roland Sallai (70.). 

«Uns hat die Effizienz gefehlt, um das Spiel früher klarzumachen», sagte Sommer. Die Bayern ließen trotz großer Dominanz die Durchschlagskraft vermissen. Mit Eric Maxim Choupo-Moting fehlt zudem der zweitbeste Torschütze des Clubs wegen Knieproblemen. Vertreter Serge Gnabry in der Spitze und Leroy Sané auf dem Flügel waren bemüht, vergaben aber zahlreiche Möglichkeiten.

FCB trifft am Dienstag auf Haaland, Guardiola und Co

Dass Sommer, de Ligt & Co. am Dienstag vor noch größeren Aufgaben stehen und noch mehr gefordert sein werden, davon ist auszugehen. «Das ist natürlich das höchste Level, was uns dort erwartet», sagte Tuchel über den Gegner, der sein Liga-Spiel am Samstagabend deutlich mit 4:1 beim FC Southampton für sich entschied. «Wir werden aber mutig dorthin fahren. Es kann alles passieren, wenn wir bereit sind, uns bis an die Decke zu strecken. Und ich glaube, dass wir das sind.»

Tuchel kündigte an: «Es gibt kein Taktieren, das haben wir noch nie gemacht.» Gleichwohl sind ihm die Probleme seines neuen Teams aufgefallen: «Uns fehlt ein bisschen das Selbstvertrauen, ein bisschen die Kreativität, und wir sind uns bewusst, dass wir Top-Leistungen brauchen, um gegen Manchester City zu bestehen.»

Seiner Mannschaft helfen nur Erfolgserlebnisse, wie jenes in Freiburg – auch, wenn der Sieg ein hartes Stück Arbeit war. Es bleibt jedoch keine Zeit, um intensiv an den Schwachstellen zu arbeiten. Tuchel weiß, dass ihm und den Bayern der «Switch» rasch gelingen muss, damit nach dem Pokal-Aus gegen Freiburg nicht auch der nächste Titel-Traum vorzeitig endet.

Maximilian Wendl, dpa

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