Leipzigs Trainer Marco Rose trifft mit RB in dieser Woche zweimal auf Freiburg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Mit zitternder Hand verschüttet Marco Rose vor laufenden TV-Kameras das Wasser aus seinem Glas. Belustigt und mit einer kleinen Schauspiel-Einlage beantwortet RB Leipzigs Coach so die Frage nach seiner Anspannung vor dem Pokalhit gegen den SC Freiburg.

Und sagt dann ganz ruhig zum neugierigen Reporter: «Das meinst du jetzt nicht ernst, oder? Also mache ich den Eindruck, als ob ich mega angespannt wäre?» Der Trainer spürt eher Vorfreude auf die wegweisende Woche für die Leipziger, die im Cup-Halbfinale mit einer Neuauflage des Vorjahresendspiels beginnt.

In der Partie am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF und Sky) in Freiburg könnte für die Sachsen die letzte Titelchance der Saison platzen. Vier Tage später geht es an gleicher Stelle um die Champions-League-Aussichten beider Clubs. Als Tabellenfünfter steht Leipzig mehr unter Druck als der Vierte Freiburg, zumal RB noch beim FC Bayern antreten muss. «Deswegen dürfen wir uns jetzt nicht mehr viel erlauben», sagte RB-Sportvorstand Max Eberl.

«Die Jungs sind heiß»

Rose will den Endspurt nicht noch weiter aufladen. «Man muss nicht weniger oder mehr draus machen als es ist. Ich weiß nicht, warum mehr Brisanz drinstecken sollte aufgrund des letztjährigen Finales», sagte der Coach und ergänzte: «Ich glaube nicht, dass ich Emotionen schüren muss, die Jungs sind heiß, ähnlich wie die Freiburger.»

Freiburgs Christian Streich sieht das ganz ähnlich. «Wir dürfen uns nicht verrückt machen. Wir kennen Leipzig, auch wenn wir nicht wissen, wer spielt», sagte er am Montag. «Wir sind bereit, dieses Spiel anzugehen. Nur ein Spiel läuft in Deutschland zu dem Zeitpunkt. Wir sind wahnsinnig ehrgeizig, ein gutes Spiel zu machen», erklärte Coach Streich die Lage vor der möglichen Revanche für das erst im Elfmeterschießen verlorene Finale der Vorsaison.

Vor Streich – als Vulkan an der Seitenlinie bekannt – geht Rose eher «in Deckung», wie er schmunzelnd meinte. «Christian ist emotional, ich bin emotional. Wahrscheinlich können wir beide nach dem Spiel immer wieder über uns selber lachen – gerade wenn mal wieder was richtig daneben ging.»

Die Leipziger wollen nach dem frühen Aus im Meisterschaftsrennen die Gelegenheit wieder im Pokal nutzen. Dafür schalteten sie Borussia Dortmund aus, nachdem der FC Bayern zuvor gescheitert war. «Na klar ist die Champions League wichtig, aber wenn du so eine Chance hast, wieder ins Pokalfinale einzuziehen, das vierte Mal im fünften Jahr, dann willst du die Chance auch packen», sagte RB-Kapitän Willi Orban.

SC-Keeper will nochmal nach Berlin

Auch für Rose geht es in seinem ersten RB-Jahr um «sehr viel, um Prestige, um einen Titel». Beim Pokalsieg der Sachsen mit Trainer Domenico Tedesco feierte er die Jugendweihe seiner Tochter. Freiburgs Kapitän Christian Günter, mit dem verschossenen Strafstoß neben Ermedin Demirovic einer der tragischen Helden beim verlorenen Endspiel in Berlin, kündigte an: «Die Hütte wird brennen. Wir werden alles tun, um den Schritt noch zu gehen.» SC-Keeper Mark Flekken will das Flair im Olympiastadion «noch mal erleben, hoffentlich diesmal mit besserem Ausgang.»

Doch Leipzigs Kevin Kampl will den Freiburgern «einen Strich durch die Rechnung machen». Er selbst hatte nach seiner Auswechslung im Finale auf der Bank die Rote Karte wegen Meckerns gesehen. Dann zog er sich nach dem Titelgewinn bundesweit den Unmut vieler Fans zu, als er den Inhalt der Dose seines Hauptsponsors in den Pott kippte.

Nicht nur wegen dieser Aktion dürften die Sympathien deutschlandweit eher bei den Freiburgern liegen. Auffällig: Nach dem ersten Pokalsieg nahmen fast alle Bundesliga-Konkurrenten den RB-Coup stillschweigend ohne Gratulation zur Kenntnis.

Auf dem erneuten Weg nach Berlin könnte Christopher Nkunku ein RB-Garant werden. Der quirlige Franzose meldete sich rechtzeitig zurück, traf erstmals wieder nach seiner Verletzung zum 1:0 gegen Hoffenheim. Da der restlichen Offensive um Timo Werner derzeit Effizienz vor dem Tor fehlt, hofft Rose auf die Leichtigkeit des Ballzauberers. Seinen Plan B nennt der Trainer auch: «Wenn es nicht so ist, dann müssen wir kratzen, beißen, spucken und auch knappe Siege wie gegen Hoffenheim einfahren.»

Daniela Frahm und Frank Kastner, dpa

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