Die Spieler des FC Schalke haben die schlechtesten Aussichten im Abstiegskampf. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Vor dem großen Abstiegsshowdown haben Bedenken bei Thomas Reis keinen Platz.

«Viele Zweifler haben uns schon abgeschrieben. Ich möchte keine Zweifler mitnehmen im Team. Ich zweifle definitiv nicht», sagte der Trainer des FC Schalke 04. «Wenn ich keine Hoffnung hätte, bräuchte ich nicht nach Leipzig fahren.» Der 49-Jährige weiß allerdings auch: Seine Mannschaft geht als Außenseiter in den 34. Spieltag der Fußball-Bundesliga, hat die schlechtesten Chancen auf die Rettung.

Schalke hat es nicht mehr in der eigenen Hand

Der Tabellenvorletzte muss selbst bei RB Leipzig punkten und auf Patzer der Konkurrenz hoffen. Anders als der Revierclub haben der VfL Bochum auf dem Relegationsrang, der VfB Stuttgart (15.) und der FC Augsburg (14.) den Klassenerhalt selbst in der Hand. Die TSG 1899 Hoffenheim ist aufgrund ihrer verhältnismäßig guten Tordifferenz quasi gerettet.

Nach dem bereits feststehenden Abstieg von Schlusslicht Hertha BSC droht der Bundesliga damit der Verlust des nächsten Zuschauermagneten. Im Publikumsranking liegt Schalke hinter Borussia Dortmund und dem FC Bayern München auf Rang drei und damit direkt vor den Berlinern. In Stuttgart verfolgen im Schnitt mehr als 46.000 Fans die Spiele des VfB im Stadion. Zweitliga-Spitzenreiter Darmstadt 98 und der womöglich zweite direkte Aufsteiger 1. FC Heidenheim können da schon aufgrund ihrer deutlich kleineren Stadien nicht mithalten und dürften auch weniger Fans vor die TV-Geräte locken.

Von den akut abstiegsgefährdeten Clubs ist die Ausgangslage für Augsburg mit 34 Punkten am einfachsten. Schon ein Remis bei Borussia Mönchengladbach reicht fast sicher zum Klassenerhalt. Für Schalke (31 Punkte), Bochum (32) und Stuttgart (32) ist die Situation komplizierter.

S04 vor schwerer Aufgabe in Leipzig

In Champions-League-Teilnehmer Leipzig hat S04 von den drei am stärksten bedrohten Clubs den zumindest auf dem Papier besten Gegner. Zudem müssen die Gelsenkirchener als einziges Team des Trios auswärts ran. Der VfB im Duell mit Hoffenheim und Bochum gegen Bayer Leverkusen hoffen auf einen Heim-Hexenkessel als Trumpf.

«Wir haben eine große Aufgabe vor uns mit RB», sagte Reis. «Wir müssen punkten, egal wie – und dann können wir schauen, ob es reicht, um in der Liga zu bleiben oder die Liga über einen Umweg halten zu können.» Helfen könnte den Schalkern, dass Leipzig Platz drei bereits sicher hat. Mit Blick auf das anstehende DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt könnte Coach Marco Rose wichtige Stammspieler schonen. Verlassen können sich die Königsblauen darauf aber nicht.

Möglicher Abstieg nach nur einer Saison

Der zweite Abstieg innerhalb von gut zwei Jahren würde den stolzen Revierclub in seiner Entwicklung erneut zurückwerfen – auch, wenn die Verantwortlichen stets betonen, diesmal besser gewappnet zu sein als 2021. Auch für den VfB und Bochum wären die Konsequenzen enorm. In Stuttgart dürfte der Lizenzspieler-Etat in der zweiten Liga dem Vernehmen nach von derzeit rund 55 Millionen Euro auf etwa die Hälfte sinken.

Ausgerechnet Trainer Pellegrino Matarazzo, der erst im Oktober beim VfB rausgeflogen war, könnte die Stuttgarter mit Hoffenheim nun ins Fußball-Unterhaus befördern – auch, wenn er das nach eigenen Angaben gar nicht will. «Ich wünsche mir einen Sieg der TSG und den Klassenerhalt für den VfB. Das ist nicht diplomatisch, sondern die Wahrheit, was ich spüre», sagte er dem Pay-TV-Sender Sky vor dem pikanten Duell. Auch in der vergangenen Saison musste Stuttgart bis zum letzten Spieltag bangen. Erst ein Tor von Wataru Endo in der Nachspielzeit hievte den VfB auf Rang 15.

Bochum war damals bereits gerettet – mit dem heutigen Schalke-Coach Reis. Diesmal wird auch an der Castroper Straße gezittert. «Wir müssen unseren Job machen», sagte Trainer Thomas Letsch. «An so einem letzten Spieltag kann viel passieren. Für mich zählt nur, dass wir im nächsten Jahr in der Bundesliga spielen.» Das sehen seine Kollegen auf Schalke, in Stuttgart und in Augsburg wohl genauso.

Thomas Eßer, dpa

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