WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose sucht einen neuen Trainer-Job. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Dietmar Stiplovsek/apa/dpa)

Nach dem Aus beim SCR Altach kam Miroslav Klose der Umzug seiner Familie innerhalb von München zur «Ablenkung» gerade recht. Dem WM-Rekordtorschützen glückte das persönliche Umschaltspiel aber rasch.

«Dann habe ich schnell wieder den Computer eingeschaltet und mir dort meine Notizen gemacht. Ich habe die Zeit in Altach Revue passieren lassen, mir überlegt, was ich hätte anders machen können. Wo habe ich Fehler gemacht, welche Schlüsse kann ich daraus ziehen? Solche Dinge schreibe ich mir gerne in einer Art Tagebuch auf», verriet Klose der Deutschen Presse-Agentur.

Zwei Monate später ist der frühere Weltklassestürmer, der vor dem Kapitel Altach als Co-Trainer von Hansi Flick beim FC Bayern große Erfolge feierte, bereit für eine neue Herausforderung. «Ich möchte so schnell wie möglich wieder als Trainer arbeiten. Die neue Aufgabe muss aber für mich zu 100 Prozent passen und ich muss davon total überzeugt sein», sagt der 44-Jährige, der den «nächsten sinnvollen Schritt» in seiner zweiten Laufbahn machen möchte.

Schritt-für-Schritt-Karriereweg

Besonders reizvoll findet Klose, der in der Bundesliga für den 1. FC Kaiserslautern, Werder Bremen und den FC Bayern sowie in Italien für Lazio Rom stürmte, die Länder, in denen er seine Tore schoss. Es müssen auf dem Schritt-für-Schritt-Karriereweg auch nicht zwingend die Top-Ligen sein. Wie bisher will der schon als Spieler bodenständige Klose auch jetzt nichts überstürzen.

Das belegt der bisherige Trainer-Werdegang. Vor den Stationen Altach und der unter Flick arbeitete Klose als Coach der U17 am FC Bayern Campus, wo er mit der Aura eines Weltmeisters bleibenden Eindruck bei angehenden Profis hinterlassen konnte. «Diese Erfahrung bringt mir unheimlich viel. Wenn ich sehe, wie sich die Spieler der Jahrgänge entwickelt haben, und wer von ihnen im Profibereich aufgeschlagen ist, stimmt mich das positiv», sagte der Weltmeister von 2014, dessen Zwillingssöhne Luan und Noah Klose für die U19 des TSV 1860 München auflaufen.

Für Klose bleibt es wichtig, Schritt für Schritt voranzukommen. «Es gibt Trainer, die es anders machen, aber das ist nicht mein Weg», betonte er. Auch aus Altach gab es trotz vorzeitigem Ende nette Worte. «Miroslav hat alle Voraussetzungen, um auch als Trainer große Erfolge zu feiern», sagte Sportdirektor Georg Festetics über den Ausnahmeangreifer, dessen 16 Tore bei WM-Endrunden unerreicht sind.

Lob von Rummenigge

«Bei Miro gefällt mir persönlich ein Fakt ganz besonders: Er war selbst ein Weltklassestürmer, bei Weltmeisterschaften hat er sogar häufiger getroffen als der Bomber, der legendäre Gerd Müller. Doch trotz seines Namens und seiner erfolgreichen Vita hat Miro den steinigen Weg als Trainer gewählt, sammelt Erfahrung, arbeitet sich hoch», lobte Bayerns damaliger Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zu Münchner Zeiten.

Nach seiner Nationalteamkarriere gehörte Klose zeitweise auch dem Trainerstab von Bundestrainer Joachim Löw an und sammelte wichtige Erfahrungen. «Als Miro von 2016 bis 2018 unser Trainerteam der Nationalmannschaft unterstützte, merkte man ihm das Interesse, die Leidenschaft und Expertise für den Trainerberuf an», sagte der frühere DFB-Direktor und langjährige Wegbegleiter Oliver Bierhoff damals. «Es ist klasse, dass mit Miroslav Klose ein Weltmeister den Trainerweg derart akribisch geht und sein Wissen kontinuierlich erweitert.»

Von berühmten Trainern gelernt

Ein reichhaltiges Wissen nahm der 137-malige Nationalspieler (71 Tore) zudem von seinen vielen Trainern mit. «Auch wenn ich unter Louis van Gaal nicht so lange gespielt habe beim FC Bayern, war es eine prägende Zeit: Wie er den Fußball sieht, wie er das Spiel auf Ballbesitz auslegt. Da habe ich viel von mitgenommen – wie ich es auch bei vielen anderen Trainern gemacht habe», sagte Klose. Otto Rehhagel, Thomas Schaaf, Ottmar Hitzfeld oder die italienischen Champions-League-Halbfinalisten Stefano Pioli und Simone Inzaghi, unter denen er bei Lazio stürmte – Klose hat spannende und erfolgreiche Trainer erlebt.

«Letztendlich aber geht es nicht darum, irgendwen zu kopieren, sondern man muss seinen eigenen Weg finden. Man muss authentisch bleiben und den Spielern seine eigenen Überzeugungen vermitteln», sagte Klose. Auf die sicher auch Langzeit-Bundestrainer Löw und nicht zuletzt dessen Nachfolger Flick Einfluss hatten. Zum DFB zieht es ihn aktuell trotz langjähriger und persönlicher Verbindungen noch nicht zurück. «Das kann vielleicht irgendwann mal ein Thema werden, aber aktuell möchte ich im Tagesgeschäft arbeiten. Es ist einfach reizvoller, jeden Tag mit den Spielern auf dem Platz zu stehen und sie voranzubringen.»

Christian Kunz, dpa

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