Henrikh Mkhitaryan (M) sorgte zum 2:0 für Inter gegen Stadtrivale AC. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Antonio Calanni/AP/dpa)

Nach einem Gala-Abend im 236. Mailänder Fußball-Derby steht Inter dicht vor dem ersten Champions-League-Finale seit dem letzten Triumph vor 13 Jahren.

Im Halbfinale-Hinspiel ließ das Team von Coach Simone Inzaghi dem Stadtrivalen AC Mailand keine Chance und schaffte durch ein 2:0 (2:0) eine hervorragende Ausgangslage für das zweite Duell am 16. Mai. 

Die beiden früheren Bundesligaprofis Edin Dzeko (8.) und Henrich Mchitarjan (11.) sorgten mit ihren Treffern für den hochverdienten Sieg, der auch noch höher hätte ausfallen können. Die Nerazzurri haben den Henkelpokal bislang dreimal in ihrer Vereinsgeschichte gewonnen, zuletzt 2010 durch ein 2:0 gegen den FC Bayern München. Im zweiten Halbfinale hatten sich am Dienstag Titelverteidiger Real Madrid und Manchester City im Hinspiel 1:1 getrennt.

«Sie waren gieriger»

«Wir sind schlecht in das Spiel gestartet. Die ersten 25, 30 Minuten hatte Inter das Spiel vollkommen unter Kontrolle. Wir kamen gar nicht zum Zug. Sie waren gieriger, haben die Zweikämpfe angenommen. Wir waren nur Zuschauer», sagte der frühere Schalker Malick Thiaw, der in der zweiten Halbzeit für Milan eingewechselt wurde: «Die Stimmung war unglaublich. Es tut mir leid für die Milan-Fans, dass wir so eine Leistung abgeliefert haben. Im Rückspiel müssen wir All in gehen.»

75.000 Fans sorgten in San Siro für eine elektrisierende Atmosphäre – und auf der Tribüne hatte sich reichlich Prominenz versammelt. Der Tennis-Weltranglistenerste Novak Djokovic plauderte mit Altstar Zlatan Ibrahimovic, auch frühere Fußballgrößen wie Andrej Schewtschenko, Andrea Pirlo oder Mario Balotelli ließen sich das Mailänder Spektakel nicht entgehen.

Schwarz-Rot dominiert auf den Rängen

Schwarz-Rot dominierte auf den Rängen, schließlich hatte Milan Heimrecht. Doch der ungeliebte Stadtrivale erwies sich schnell als Stimmungskiller. Schon nach acht Minuten schockte der Ex-Wolfsburger Dzeko die Rossoneri, als er nach einer Ecke von Hakan Calhanoglu schneller als Verteidiger Davide Calabria reagierte. Für den 37-Jährigen, der den Vorzug vor dem belgischen Sturmriesen Romelu Lukaku erhalten hatte, war es das vierte Tor in dieser Königsklassen-Saison.

Und es kam noch schlimmer für Milan: Nur drei Minuten später setzte Federico Dimarco den Ex-Dortmunder Mchitarjan in Szene, der eiskalt vollendete. Die Gastgeber waren völlig von der Rolle, agierten ideenlos und fanden überhaupt kein Konzept gegen das überfallartige Angriffsspiel von Inter, bei denen der von einer Schulterverletzung genesene deutsche Nationalspieler Robin Gosens auf der Bank saß.

Es lief alles gegen den amtierenden Meister. Starstürmer Rafael Leão, der vor einer Vertragsverlängerung steht, war wegen seiner Adduktorenblessur nicht rechtzeitig fit geworden und hinterließ mit seiner individuellen Klasse eine große Lücke. Und Mittelfeld-Organisator Ismael Bennacer musste früh verletzt vom Feld.

Mit dem 0:2 zur Pause war das Team von Stefano Pioli sogar noch gut bedient. Calhanoglu traf für Inter noch den Pfosten (16.). Dazu nahm der spanische Schiedsrichter Gil Manzano einen Elfmeter für Inter nach Videoüberprüfung zurück, da Lautaro Martinez doch arg schnell zu Boden gegangen war (31.). Der argentinische Weltmeister besaß aber auch noch eine weitere gute Torchance (34.). 

Im zweiten Durchgang konnten die Gastgeber die Partie ein wenig ausgeglichener gestalten. Das hob auch die Stimmung bei den Milan-Fans, die zwischenzeitlich Böller und bengalische Feuer zündeten. Mehr als ein Pfostenschuss durch Sandro Tonali sprang aber nicht mehr heraus (63.). In der letzten halben Stunde war auch der Ex-Schalker Malick Thiaw beim Meister auf dem Spielfeld.

Manuel Schwarz und Stefan Tabeling, dpa

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