Suat Serdar (l-r), Cheftrainer Pal Dardai, Dodi Lukebakio, Stevan Jovetic und Filip Uremovic freuen sich: Jubelt die Hertha auch am Saisonende? (Urheber/Quelle/Verbreiter: Soeren Stache/dpa)

Die einfache Berliner Rechnung fiel Pal Dardai am Vormittag nach dem Kraftakt gegen den Abstieg noch leichter. Drei Siege in drei Spielen, gab der Hertha-Trainer am Sonntag vor, und der zuletzt schon in die 2. Liga abgeschriebene Krisenclub wäre vielleicht sogar direkt gerettet.

Nur ist das mit der einfachen Mathematik in der Fußball-Bundesliga so eine Sache, allein mit den Ergebnissen dieses 31. Spieltages am Tabellenende war nicht unbedingt zu rechnen.

Die Gewinner

Vier der sechs Clubs im unteren Drittel feierten teils ziemlich überraschende Siege. Als Gewinner der Gewinner darf sich auf Platz 13 der FC Augsburg nach dem 1:0 gegen Champions-League-Anwärter 1. FC Union Berlin fühlen. «Die Erlösung war es noch nicht», mahnte zwar Manager Stefan Reuter. Bei sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz dürfte es das für den FCA aber gewesen sein. Die TSG 1899 Hoffenheim hat dank des 3:1 gegen Pokalfinalist Eintracht Frankfurt auf Platz 14 vier Zähler mehr als der 16. VfB Stuttgart. Auch hier aber die Zurückhaltung im Wortlaut: «Wir haben einen großen Schritt gemacht, aber es ist noch nicht vorbei», sagte Christoph Baumgartner.

Die Fans des neuen Tabellen-15. FC Schalke 04 feierten wahrscheinlich noch am Sonntag das 3:2 am Freitag in Mainz. Ebenso wie die Hertha-Anhänger das 2:1 am Samstag gegen Stuttgart. Beide Siege waren zunächst einmal gut fürs Gefühl – bei der Hertha wegen des nach wie vor deprimierenden Tabellenplatzes, bei den Königsblauen wegen des hammerharten Restprogramms, das mit dem Spiel beim FC Bayern München am kommenden Spieltag weitergeht.

«Wir haben noch nichts erreicht. Außer, dass wir weiter im Rennen um den Klassenerhalt dabei sind», sagte Schalke-Trainer Thomas Reis. «Wir wissen aber, dass wir noch mehrere Schritte gehen und noch mehr Punkte holen müssen.» In Berlin führte Dardai aus: «Von drei Spielen musst du noch zwei gewinnen, dann bist du vielleicht in der Relegation.» Seine Mannschaft habe sich «eine Minimalchance erarbeitet» und: «Wenn du drei gewinnst, bleibst du vielleicht direkt in der Liga.» Große Spannung verspricht die Partie gegen den aktuell Vorletzten VfL Bochum am vorletzten Spieltag.

Die Verlierer

Die Stimmung beim Revierclub schwankte am Samstagnachmittag nach dem 0:2 bei Borussia Mönchengladbach zwischen Trotz und purer Verzweiflung. «Es geht ja nicht nur um uns, es geht um den Club, die Mitarbeiter und die ganze Stadt», sagte der bitter enttäuschte Kapitän Anthony Losilla. «Wir schaffen das nur, wenn wir mit Leidenschaft spielen. Ich glaube noch daran, aber es ist eine Sache des Kopfes.» Den Glauben hat auch in Stuttgart niemand verloren, wenn auch der Sturz auf den Relegationsplatz in Berlin schmerzhaft war. «Das ist für uns ein Ergebnis, das weh tut, aber uns nicht umwerfen wird», sagte Trainer Sebastian Hoeneß, dem ein Wiedersehen bevorsteht, das perfekt ins Bundesliga-Drehbuch passt.

Das Restprogramm

Der 40-Jährige ist erst seit April Trainer der Schwaben, bis zum Ende der vergangenen Saison war er Übungsleiter bei der TSG, auf die Stuttgart am letzten Spieltag trifft. Trainer der Hoffenheimer ist seit Anfang Februar Pellegrino Matarazzo, der im Oktober in Stuttgart wegen Erfolglosigkeit hatte gehen müssen. Wer schießt wen in die 2. Liga? Wobei die Kraichgauer dann schon längst gerettet sein könnten.

Die Bochumer müssen am kommenden Spieltag gegen den FC Augsburg bestehen, der den Klassenverbleib auch rechnerisch perfekt machen kann. «Wir wollen jetzt in Bochum den Deckel draufmachen», sagte FCA-Torwart Tomas Koubek. Ein Augsburger Sieg käme auch dem FC Schalke zugute. Nach der Reise zu den Bayern müssen die Königsblauen gegen Frankfurt und bei RB Leipzig antreten. Das liest sich deutlich kräftezehrender als die Partien der Hertha, die vor dem Bochum-Spiel zum 1. FC Köln reist und zum Abschluss beim VfL Wolfsburg zu Gast ist.

Von Jan Mies, Thomas Flehmer, Patrick Reichardt und Klaus Bergmann, dpa

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