Im Rückspiel will Tim Walter eine bessere Leistung seiner Mannschaft sehen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Tim Walter bleibt kaum etwas anderes übrig. Der Trainer des Hamburger SV muss Zuversicht verströmen, die Hoffnung irgendwie am Leben halten vor dem Relegationsrückspiel gegen den VfB Stuttgart.

Die 0:3-Hypothek aus dem Hinspiel lastet eigentlich zu schwer auf dem HSV, nach fünf Jahren doch noch gegen den Bundesliga-16. die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus zu schaffen. Und doch sagte Walter am Sonntag: «Die Jungs haben schon einige Rückschläge eingesteckt. Und wir sind immer wieder aufgestanden. Wir haben Comeback-Qualitäten.»

Reicht das für ein Wunder? Nach der Leistung am Donnerstag in Stuttgart unwahrscheinlich. Reicht das, um wenigstens das Projekt Aufstieg 2023 würdevoll – wenn auch erfolglos – zu beenden? Wohl eher. «Es geht nur, dass wir als Team eine Chance haben, wenn jeder 100 Prozent abliefern kann», meinte Walter. Das sei am Donnerstag nicht so gewesen. «Wir müssen das versuchen, am Montag besser zu machen.» 

Hoeneß rechnet mit Gegenwehr im Volksparkstadion

Dass die Stuttgarter dem HSV den Gefallen tun und in einem Arroganzanfall noch alles verspielen, ist laut VfB-Trainer Sebastian Hoeneß unwahrscheinlich. «Es ist von der Mannschaft noch kein Druck abgefallen, denn in der Halbzeit sind Spiele noch nicht gewonnen worden», sagte er. «Wir haben eine gute Ausgangsposition erreicht, das war unser Ziel.» 

Allerdings rechnet der Coach, der die Stuttgarter im April als Tabellenletzter übernommen hatte, mit heftiger Gegenwehr. Zum Faktor kann seiner Ansicht nach das Publikum im Hamburger Volksparkstadion werden. Erneut ist die Arena mit 57.000 Zuschauern ausverkauft. 

«Ich war als Trainer noch nicht dort, aber als neutraler Zuschauer habe ich es schon einmal erlebt», sagte der 41-Jährige. «Das ist ein schönes Stadion, das sind super Fans. Ähnlich, wie es bei uns war, wird das jetzt noch einmal ein Spiel werden, in dem gerade die HSV-Fans, die in einer großen Überzahl im Stadion sein werden, alles tun werden, um ihre Mannschaft nach vorn zu pushen.» 

HSV vor offener Zukunft

Darauf müsse sich seine Mannschaft vorbereiten. «Es hilft, diese Kulissen zu kennen, aber das ist sicher nicht 2. Bundesliga, was an Atmosphäre in Hamburg auf uns zukommt», sagte Hoeneß.   

Zweitliga-Fußball vor Erstliga-Kulisse – so lautet auch 2023/24 die Perspektive des HSV, wenn nicht das Wunder geschieht. «Wir sind mittlerweile ein normaler Zweitligist», räumte Walter ein. Nimmt man die Leistung vom Donnerstag zum Maßstab, hat die Mannschaft auch nichts in der Bundesliga zu suchen. 

Daher ist es spannender, was nach dem endgültig letzten Saisonspiel passiert. Wird der HSV in der Konstellation mit Trainer Walter und Sportvorstand Jonas Boldt die sechste Auflage des Projekts Aufstieg angehen? Wird es neue Millionen von Anteilseigner Klaus-Michael Kühne geben? Welche Spieler bleiben, welche (müssen) gehen? 

Ludovit Reis gilt als Abschiedskandidat, der dank einer laut Medien festgeschriebenen Ablösesumme von etwa sieben Millionen Euro Geld bringen würde. Torjäger Robert Glatzel (19 Saisontreffer) ist angeblich auch begehrt. Mittelfeldspieler Sonny Kittel wird wohl im dritten Versuch den Verein verlassen. Wunder hin, Würde her – die Nachspielzeit beim HSV verspricht einiges. 

Claas Hennig, Maximilian Wendl und Jann Philip Gronenberg, dpa

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