Philipp Lahm weiß aus seiner eigenen Erfahrung als Nationalspieler bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, wie bedeutend das Auftreten des Gastgeber-Teams für den Gesamterfolg eines Turniers ist.
«Es ist immer wichtig, dass die Heim-Mannschaft so lange wie möglich im Turnier bleibt», sagt der Turnierdirektor der EM-Endrunde 2024 im Interview der Deutschen Presse-Agentur ein Jahr vor dem Eröffnungsspiel mit dem DFB-Team am 14. Juni 2024 in München.
Forderungen an Bundestrainer Flick
Nach drei vermurksten Turnieren richtet der Weltmeister von 2014 darum konkrete Forderungen an Bundestrainer Hansi Flick und die Spieler um Interimskapitän Joshua Kimmich, die auch schon für die anstehenden Länderspiele in Bremen gegen die Ukraine sowie danach gegen Polen und Kolumbien gelten.
Diese EM-Testspiele seien «enorm wichtig», gerade auch im Hinblick darauf, dass die Identifikation mit den Fans wieder gelinge. «Ich weiß nicht, ob wir 2006 die drittbeste Mannschaft im Turnier hatten. Aber die Begeisterung der Fans hat uns beflügelt», sagt der 39-jährige Lahm: «Ein Turnier im eigenen Land – das ist als Erlebnis im Leben eines Fußballers kaum zu toppen.»
Favoriten auf den EM-Titel seien aber andere: «Frankreich und auch England, um nur zwei Nationen zu nennen, haben uns aktuell etwas voraus. Aber wir haben immer noch gute Spieler. Hansi Flick muss jetzt daraus eine Mannschaft bilden», sagt Lahm zur Aufgabe des Bundestrainers, der bei der WM in Katar mit der DFB-Auswahl die K.o.-Phase verpasste.
Nationalelf «Spiegelbild des Vereinsfußballs»
Die vermeintlich goldene Generation um Bayern-Profi sei jetzt besonders gefordert, findet Lahm: «Diese Spieler haben im Verein schon bewiesen, dass sie erfolgreich sein können. Joshua Kimmich und Leon Goretzka, die ich in der Verantwortung sehe, sind mit dem FC Bayern oftmals Meister geworden. Sie haben 2020 die Champions League gewonnen. Sie können es also. Sie müssen auch in der Nationalmannschaft einen Kern bilden und ein Team kreieren.»
Es müsse wieder «in die Köpfe der Spieler», dass sie ihr Land vertreten und als verschworene Einheit auftreten müssten. «Ich habe als Fan zuletzt nicht gespürt, dass sich in unserer Mannschaft einer für den anderen auf dem Platz aufopfert», kritisiert Lahm.
Zugleich könne man den Erfolg der Nationalmannschaft nicht vom Vereinsfußball trennen. «Das zeigt die Vergangenheit. 2013 standen der FC Bayern und Borussia Dortmund im Champions-League-Finale – und ein Jahr später sind wir Weltmeister geworden. Jetzt sind die Vorzeichen andere. Beim FC Bayern könnte man aktuell auch fragen: Wie agiert da eigentlich die Mannschaft? Wie sehr identifizieren sich die Spieler mit dem Verein?», fragt der ehemalige Bayern-Kapitän. Die Nationalelf sei stets auch «ein Spiegelbild des Vereinsfußballs».