Wiedersehen macht Freude? Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht. Das Rendezvous mit Robert Lewandowski im Nationalstadion von Warschau birgt für Hansi Flick und die deutschen Fußball-Nationalspieler jedenfalls neben Emotionen und Chancen auch erhebliche Risiken.
Nach den drei Gegentoren im nicht EM-reifen 1000. Länderspiel gegen die Ukraine erwartet die brüchige DFB-Defensive beim zweiten Test am Freitag (20.45 Uhr/ARD) gegen Polen die Kraftprobe mit dem allen bestens bekannten langjährigen Bundesliga-Torminator Lewandowski.
«Ich freue mich, ihn zu sehen», sagte Flick am Donnerstagabend in Warschau. Die Zusammenarbeit mit seinen ehemaligen Torgaranten beim FC Bayern habe «Spaß» gemacht. Nur treffen sollte Lewandowski beim Wiedersehen nicht. «Kompromissloser verteidigen», lautete Flicks zentrale Forderung nach dem 3:3 gegen die Ukraine. Das in Bremen missglückte Dreierketten-Experiment will er in Warschau fortführen.
Flick und Lewandowski gewannen 2020 das Triple
Im Gegensatz zu Flick und den deutschen Nationalspielern kann Lewandowski dem Freundschaftsspiel am Ende seiner ersten Saison nach dem Wechsel aus München zum FC Barcelona recht gelassen entgegenblicken. Auch wenn der zweimalige Weltfußballer das Duell mit dem großen Nachbarn Deutschland schon als «prestigeträchtig» bezeichnete.
«Ich habe viele Jahre im Land gespielt und ich habe mehrere Kollegen, Bekannte, Freunde in der Mannschaft», sagte Polens Kapitän während der Trainingsvorbereitung in Warschau. «Auch den Trainer kenne ich sehr gut», sagte der 34-Jährige. 2020 gewannen Flick und Lewandowski gemeinsam die Champions League, vollendeten in Lissabon das Triple.
Lewandowski erwartet «viele Emotionen, nicht nur sportliche, sondern auch private». Er sagte aber auch, dass das wichtigste Länderspiel zum Saisonende für Polens Auswahl die zweite Partie am kommenden Dienstag in Moldau sei. Dann geht es für Polen um wichtige Punkte in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland.
«Lewandowski ist natürlich extrem gefährlich»
Rücksichtnahme oder eine Torejagd mit halber Kraft sollten die deutschen Gäste auf dieser Aussage von Lewandowski aber besser nicht ableiten. Er will immer treffen, sicherlich auch in seinem 141. Länderspiel. Für jeden Gegner gibt es einfachere Aufgaben, als Polens Star zu stoppen. «Robert Lewandowski ist natürlich extrem gefährlich», sagte der Dortmunder Marius Wolf. Ähnlich äußerte sich Gladbachs Jonas Hofmann. «Lewy ist einer der weltbesten Stürmer, die wir in unserer Zeit haben. Dass er brandgefährlich vor dem Tor ist, ist klar.»
Viermal trat Lewandowski bislang gegen Deutschland an. Zweimal traf er, 2011 beim 2:2 in Danzig sowie 2015 bei der 1:3-Niederlage in der EM-Qualifikation in Frankfurt. Lewandowski war auch 2014 dabei, als Polen ebenfalls in Warschau beim 2:0 der bislang einzige Sieg gegen die DFB-Auswahl gelang. Zur deutschen Abwehr zählte damals auch schon Antonio Rüdiger, der am Freitagabend erneut besonders gefordert sein dürfte. Der Hüne von Real Madrid fordert «Hingabe» für die Abwehrarbeit: «Du musst Zweikämpfe gewinnen.»
Gerade auch gegen Lewandowski. Hofmann sieht nicht nur die Risiken nach den insgesamt sechs Gegentoren gegen Belgien (2:3) und die Ukraine. Er betonte lieber die Chancen. «Gerade in solchen Situationen, wo es den Anschein hat, dass die Mannschaft ein bisschen verunsichert sein sollte, macht es Spaß zu zeigen – auch noch gegen einen der weltbesten Stürmer -, dass man zu Null spielen kann», sagte er. «Das wäre wieder ein großes Ausrufezeichen und wäre eine hervorragende Defensivarbeit, wenn man solche Spieler stoppen kann.»