Auf seiner Terminhatz durch Fußball-Deutschland wollte Philipp Lahm über die schwierige Lage bei der Nationalmannschaft so wenig wie möglich sprechen.
Aber natürlich wurde der Cheforganisator der Heim-Europameisterschaft auch bei einem Werbetermin für die EURO 2024 in Hamburg mit der Ergebniskrise der DFB-Elf und dem schwindenden Standing von Bundestrainer Hansi Flick konfrontiert. Was der Ehrenspielführer sagte, klang letztlich aber auch nur nach Durchhalteparole und Prinzip Hoffnung.
Lahm beschwichtigt
«Es ist ja noch ein bisschen hin», meinte Lahm. «Da sind noch genügend Spiele, um die Aufbruchsstimmung zu erzeugen», beschwichtigte der 39-Jährige. Eine starke Nationalmannschaft sei ohnehin nicht nur für die EM, sondern für alle Wettbewerbe wichtig sagte Lahm. Trotzdem wäre es «natürlich hilfreich, wenn die deutsche Nationalmannschaft ab September wieder erfolgreicher Fußball spielen würde», fügte der Weltmeister-Kapitän von 2014 an und machte sich schnell auf zum nächsten Termin Richtung München.
Der DFB-Ehrenspielführer trommelt so gut er kann für die von ihm maßgeblich mitverantwortete EM und der ihm entgegenschallende Jubel der meist sehr jungen Fans in Hamburg konnte den Eindruck nur untermauern, dass Lahm momentan mehr Zuspruch erfährt als Flick nach dem völlig missratenen Juni-Dreierpack der DFB-Elf.
Das Interesse der Bundesbürger an der Nationalmannschaft hat nach den jüngsten Enttäuschungen jedenfalls abgenommen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur an den Tagen rund um das 0:2 gegen Kolumbien am Dienstagabend.
Interesse an DFB-Elf sinkt
37 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich nicht mehr im gleichen Ausmaß für die DFB-Auswahl interessieren, nur bei fünf Prozent ist das Interesse gestiegen. Für die große Mehrheit ist die aktuelle Krise aber offenbar nicht ausschlaggebend. 58 Prozent meinten, dass sich ihr Interesse an den Auftritten der Nationalmannschaft zuletzt nicht verändert hätte – ob von einem hohen oder niedrigen Niveau aus, ist bei diesem Wert allerdings unklar.
Und die Umfragewerte für Flick selbst sind auch ein Zeichen einer unschlüssigen oder im schlimmeren Fall sogar mittlerweile gleichgültigen Fußball-Nation. Nur noch 22 Prozent sind der Meinung, dass Flick die DFB-Elf auch bei der EM 2024 betreuen sollte.
Trotz der frustrierenden Bilanz der drei Juni-Länderspiele mit dem 3:3 gegen die Ukraine und dem 0:1 in Polen schon vor der finalen Enttäuschung gegen Kolumbien ist eine klare Ablehnung gegen Flick aber auch nicht zu konstatieren. 26 Prozent meinten, Flick solle beim Turnier im Sommer 2024 nicht mehr im Amt sein. Die große Mehrheit, 52 Prozent, äußert keine Meinung zur Zukunft des zuletzt glücklosen Bundestrainers.
Kaum Glaube an neues Sommermärchen
Ein neues Sommermärchen wie bei der Heim-WM 2006 halten hingegen nur 17 Prozent der Befragten für möglich. Hier ist die Skepsis mit 48 Prozent hoch. 35 Prozent äußerten keine Meinung, ob Deutschland bei der EM in zwölf Monaten wieder dem kollektiven Fußball-Rausch verfallen wird.
An diesem Punkt muss Lahm nun weiter ansetzen. Und er wünscht sich dabei Unterstützung aus dem nahen Ausland. Zahlreiche internationale Fans wolle man in Deutschland begrüßen. «Wir hoffen natürlich auch, dass unsere Nachbarländer dabei sind», sagte der 39-Jährige in Hamburg. Er hoffe, «dass alle, die nah an uns dran sind, dann wirklich da sind – und viele Fans mitbringen». Glückliche und hoffnungsvolle Fans, versteht sich.