Marc Lenz (l) und Steffen Merkel stehen nun an der Spitze der Deutschen Fußball Liga. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Julia Reisinger/DFL/dpa)

Die neue Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga beginnt mit zwei freien Tagen. Der Start für Marc Lenz und Steffen Merkel fällt auf den Samstag, richtig losgeht es nach der Beförderung also erst am kommenden Montag. Es ist aber auch in einem anderen Sinne ein ruhiger Wechsel an der Spitze des Ligaverbandes: Öffentliche Antrittsreden der beiden neuen Top-Manager sind ebenso wenig geplant wie Interviews.

Nach dem lärmenden Ende der kurzen Ära von Donata Hopfen und der turbulenten Interims-Geschäfsführung von Oliver Leki und Axel Hellmann ist die DFL um Ruhe bemüht. Das gilt insbesondere nach dem scheppernden Aufritt von Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke im Anschluss an den gescheiterten Investoren-Deal.

Dass Lenz und Merkel eher skeptisch beäugt werden, liegt auch an der Vorgeschichte. Erst nach einigen Absagen kam Watzke mit Aufsichtsrat und Präsidium auf die interne Lösung mit zwei 37-Jährigen aus der zweiten Reihe, die selbst innerhalb der Liga viele nicht kannten. Dass die fehlende Erfahrung im Profi-Geschäft aber nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, zeigt das Beispiel Christian Seifert. Als Branchenfremder setzte der aus dem Medienbereich gekommene Manager Maßstäbe, sorgte für Milliarden-Einnahmen bei den TV-Verträgen, erarbeitete sich auch bei den Branchengrößen Respekt.

Geschäftsbereiche noch nicht geklärt

Seifert war auch maßgeblich für die Einstellung und Förderung von Lenz und Merkel zuständig. Dass die beiden dennoch eher eine Verlegenheitslösung auf den letzten Drücker waren, lässt sich auch daran erkennen, dass ihre Geschäftsbereiche noch gar nicht geklärt sind. «Über die genaue Aufteilung der Ressorts innerhalb der neuen Geschäftsführung wird die DFL in der kommenden Zeit informieren», hieß es bei der Veröffentlichung der Personalien. Auch beim offiziellen Dienstantritt in ihrer neuen Funktion wird es diese Aufteilung noch nicht geben.

Klar ist, dass Merkel mit der TV-Vermarktung für das finanziell wichtigste Thema zuständig ist. Er ist Experte für Medienrechte und war – unter der Leitung von Seifert – bereits an den Ausschreibungen 2016 und 2020 maßgeblich beteiligt. Merkel ist bereits seit Monaten damit beschäftigt, die neue Ausschreibung für das kommende Jahr vorzubereiten. Allerdings ist der Gestaltungsspielraum gering, weil das Kartellamt den Rahmen vorgibt.

Auch das internationale TV-Geschäft dürfte in Merkels Bereich fallen, eines der größten Problemfelder. Die im Vergleich zu anderen Top-Ligen ohnehin nicht üppigen Einnahmen sind in den vergangenen Jahren noch weiter gesunken. Bei kaum etwas herrscht innerhalb der Liga so viel Einigkeit wie bei der Kritik an der Auslandsvermarktung.

Risse nach geplatztem Investoren-Plan

Ansonsten präsentierten sich die Clubs zuletzt zerstrittener denn je. Der geplatzte Investoren-Plan hat die Risse und die Unterschiede zwischen ambitionierten Erst- und den durchschnittlichen Zweitligisten deutlich zutage treten lassen. Vor allem eine Aussage des frustrierten Watzke hallt noch immer nach: «Es sollte in der nächsten Zeit niemand mehr mit Solidaritätsthemen kommen.» Seitdem wird sogar über eine Spaltung spekuliert.

Watzke gab dem Chef-Duo mit auf den Weg: «Insbesondere hoffe ich, dass es der neuen Geschäftsführung mit Unterstützung des Präsidiums gelingen wird, ein stabiles Fundament für ein konstruktives, offenes Miteinander der 36 Clubs zu bilden.» Von Lenz und Merkel, die neben dem Alter auch die Doktor-Titel und die Vergangenheit bei Wirtschaftsberatungen eint, darf man aber eigentlich kaum erwarten, dass sie die Clubs wieder zusammenführen. Andererseits: Vielleicht sind zwei Geschäftsführer ohne Profi-Vergangenheit und ohne Vereinsverbindungen besonders geeignet.

Von Michael Rossmann, dpa

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