Die DFB-Frauen kassierten gegen Sambia eine herbe Niederlage. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Nach einer irren, fast viertelstündigen Nachspielzeit standen die deutschen Spielerinnen betreten im Kreis, während Sambias Fußballerinnen freudetrunken an ihnen vorbei tanzten. 2:3 (0:0) verlor die DFB-Elf in Fürth gegen den afrikanischen WM-Außenseiter – und das im letzten Testspiel vor der WM-Abreise nach Australien.

Vor 11.404 Zuschauern trafen die herausragende Stürmerin Barbra Banda (48. Minute, 90.+12) und Racheal Kundananji (54.) für die Gäste. Zwei Kopfballtore von Lea Schüller (90.+1) und Kapitänin Alexandra Popp (90.+10) reichten dem DFB-Team nicht. 

«Natürlich sind wir enttäuscht», sagte Popp und bemängelte das offensive wie defensive Verhalten. «Wir haben einfach drei Kontertore bekommen, das war definitiv zu einfach, das darf uns so nicht passieren», klagte die Stürmerin am ARD-Mikro. «Und nach vorne hin lassen wir einfach zu viel liegen.» Man sei vielleicht noch zu verspielt am Sechzehner, «und dann wirst du bestraft.»

Voss-Tecklenburg: «Müssen Fehler minimieren»

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg bemängelte ebenfalls die zu einfachen Gegentore. «Wir müssen Fehler minimieren, wir müssen in den Duellen präsent sein, wir müssen löschen», sagte die 55-Jährige. Offensiv habe die Präzision gefehlt. Ärgerlich zudem: Mit Marina Hegering, Lena Oberdorf und Carolin Simon meldete Voss-Tecklenburg drei verletzte Spielerinnen, ein «Worst-Case-Szenario». 

Man müsse nun «in Ruhe horchen, was los ist». Hegering habe «einen Stollen auf die Ferse bekommen», meldete die Trainerin später bei der Pressekonferenz, Simon sei «das Knie durchgeschlagen bei der Aktion.» Und Oberdorf war mit bandagiertem rechten Oberschenkel zu sehen gewesen. Genaue Diagnosen sollen an diesem Samstag folgen. Klar sei aber, dass man auf «Backup-Lösungen zurückgreifen» müsse. Es dürften also mehr als 23 Spielerinnen mit nach Australien fliegen.

Das Turnier in Australien und Neuseeland beginnt für die DFB-Spielerinnen am 24. Juli in Melbourne gegen Marokko. Beim letzten Casting für die 23 Kader-Plätze vor der heutigen Nominierung standen nur etablierten Vize-Europameisterinnen vom vergangenen Jahr in der Startelf. 

Mit einer kompletten Defensive und insgesamt sogar acht Spielerinnen vom Champions-League-Finalisten VfL Wolfsburg ging Voss-Tecklenburg die Partie an. Dabei agierte die ansonsten offensive Svenja Huth als Rechtsverteidigerin und machte so vor ihr den Platz frei für Clubkollegin Jule Brand. Über die schnelle 20-Jährige liefen die ersten vielversprechenden Angriffe der DFB-Elf.

Die Offensivkräfte Lina Magull und Klara Bühl standen diesmal in der Anfangsformation – und taten dem deutschen Team zunächst sichtlich gut. Alle Asse des FC Bayern München hatten wegen ihrer späteren Anreise ins Trainingslager beim mühsamen 2:1 gegen Vietnam vor zwei Wochen noch gefehlt.

Zu viele Chancen blieben liegen

Die Chelsea-Spielerinnen Melanie Leupolz und Sjoeke Nüsken kamen im zweiten Durchgang für Oberdorf und die etwas angeschlagene Abwehrchefin Marina Hegering. Ein Ballverlust von Brand leitete das 0:1 ein. Kathrin Hendrich kam nicht hinter Banda her, die flach einschoss. Die 23 Jahre alte Angreiferin, die bei der WM groß herauskommen könnte, leitete wenig später auch das 0:2 durch Kundananji ein – die DFB-Defensive wirkte völlig überfordert.

Den Gastgeberinnen fehlte offensiv die Effizienz, zu viele Chancen blieben liegen. Nüsken mit einem Kopfball an den Pfosten und Sydney Lohmann vom FC Bayern verpassten zunächst ebenso das 1:2 wie deren Clubkollegin Carolin Simon: Sie donnerte einen indirekten Freistoß an die Unterkante der Latte. Dann trafen Schüller und Popp per Kopf, ehe ein letzter Konter die deutsche Niederlage besiegelte.

Heute wird die 55-jährige Voss-Tecklenburg ihr 23-köpfiges Aufgebot für die WM vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland nominieren, am Dienstag ist Abflug nach Australien. Man wäre lieber mit einem Sieg zur WM gefahren, «als mit so einem Ergebnis», resümierte sie.

Von Ulrike John und David Joram, dpa

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