Ist auf Abschiedstour: Megan Rapinoe. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Paul Terry/Zuma Press/dpa)

Eine Einladung des Präsidenten würde Megan Rapinoe dieses Mal wohl annehmen. Sie würde also wahrscheinlich ins «fucking Weiße Haus» gehen, sollte den US-Fußballerinnen Historisches gelingen und Joe Biden sie danach einladen.

Und das würde er im Fall eines erneuten Triumphs der USA bei der Frauen-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland vermutlich tun.

Kurz zur Einordnung: Es ist gerade einmal vier Jahre her, dass Rapinoe so abfällig über den Amtssitz des Staatsoberhauptes gesprochen hat. Damals war die Welt noch eine andere. Es gab 2019 noch keine Corona-Pandemie und US-Präsident war der von ihr verachtete Donald Trump. Rapinoe stand auf dem sportlichen Höhepunkt ihrer Karriere und krönte sich bei der Endrunde in Frankreich zum zweiten Mal zur Weltmeisterin. Jetzt ist sie 38 und steht kurz vor dem Ende Laufbahn.

Endgültiger Schlusspfiff im Herbst

Die WM wird das letzte Turnier der Offensivspielerin sein. Danach macht sie noch ein paar Spiele für ihren Club OL Reign, nach dem Saisonende im Herbst ist dann endgültig Schluss. Dann kommt es zum Karriereende einer Spielerin, die nicht nur fußballerisch tiefe Spuren hinterlässt. Weltweite Bekanntheit erlangte Rapinoe in den vergangenen Jahren vor allem durch ihr Engagement abseits des grünen Rasens.

«Megan Rapinoe ist eine der wich­tigsten Spie­le­rinnen in der Geschichte des Frau­en­fuß­balls und eine Per­sön­lich­keit wie keine andere», sagte US-Coach Vlatko Ando­novski zuletzt. «Sie hat für ihr Team und die Fans auf dem Spiel­feld so viele denk­wür­dige Momente geschaffen, an die man sich noch lange erin­nern wird. Aber ihr Ein­fluss auf die Men­schen ist viel­leicht noch wich­tiger.»

Genau deshalb steht sie auch zum vierten Mal bei einer WM im Kader der USA. Auf dem Feld gilt Rapinoe längst nicht mehr als die Taktgeberin dieser Mannschaft. Ihr Einfluss ist dennoch riesig. Sie führt das Team allein durch ihre Präsenz an, im Training gibt sie die Kommandos, nicht nur die jüngeren Spielerinnen schauen zu ihr auf. Die USA könnten zum dritten Mal nacheinander die Weltmeisterschaft gewinnen. Das ist im Fußball bislang noch keiner Nationalmannschaft gelungen. 

«Fühlt sich wie eine große Chance an»

Aber Rapinoe denkt viel weiter, natürlich, so wie sie es schon immer getan hat. Für sie ist ihr letztes Turnier nicht nur eine im Fußball historische Chance. Sie glaubt, dass diese WM einen «globalen Paradigmenwechsel» im Frauensport bewirken könne. «Es fühlt sich wie eine große Chance an, den Rahmen zu sprengen», sagte sie. Den Rahmen in Bezug auf die im Vergleich zu den Männern bis heute deutlich geringere Berichterstattung oder fehlendes Engagement von Sponsoren.

Das ist typisch Rapinoe. Schon 2012 fiel sie erstmals einer breiten Öffentlichkeit auf, weil sie als eine der ersten Fußballerinnen ihre Homosexualität öffentlich machte. Später ging sie aus Protest gegen Rassismus als erste weiße Sportlerin während der Nationalhymne auf die Knie. Ab 2019 kämpfte sie dann mit einigen Mitspielerinnen vor Gericht dafür, dass die US-Frauen genauso viel Geld vom Verband wie die Männer bekommen. Drei Jahre dauerte der juristische Marathon. Seit 2022 bekommen die Frauen dank Rapinoe und Co. tatsächlich die gleiche Prämienzahlung.

«Ich bin unglaub­lich dankbar, so lange gespielt zu haben, so erfolg­reich zu sein, wie wir es waren und Teil einer Gene­ra­tion von Spie­le­rinnen gewesen zu sein, die den Fuß­ball zwei­fels­ohne besser ver­lassen haben, als sie ihn vor­ge­funden haben», sagte die Weltfußballerin von 2019 kürzlich. Nun folgt also ihr letzter Auftritt auf der großen Bühne. Möglicherweise wird der Frauenfußball danach noch besser sein. Dank ihr.

Von Nils Bastek, dpa

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