Martina Voss-Tecklenburg will sich in ihrem Job als Bundestrainerin der deutschen Fußballerinnen nicht zu sicher fühlen. Sie «sei super stolz, super privilegiert» mit ihrem Posten, sagte die 55-Jährige in Interviews der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» und «Frankfurter Rundschau».
«Trotzdem bin ich gut damit gefahren, mir gewisse Dinge offen zu lassen, weil sich Lebenssituationen ganz schnell ändern können. Nehmen wir das Worst-Case-Szenario: Wir scheiden im Achtelfinale bei der WM aus, und die Leute machen sich Gedanken, ob Martina wirklich noch die richtige Bundestrainerin ist.»
Voss-Tecklenburg erklärte weiter: «Ich bin nicht naiv, dass es nicht auch in eine andere Richtung gehen kann. Oder ich stelle in einigen Jahren fest, dass ich nicht mehr den gleichen Impuls geben kann. Die Dinge nutzen sich vielleicht auch mal ab. Da versuche ich wachsam zu bleiben.» Die Trainerin hat ihren Vertrag beim DFB in diesem Jahr bis 2025 verlängert. Eine Titelprämie habe sie im Vertrag stehen, bestätigte Voss-Tecklenburg. Bei der WM 2019 in Frankreich war sie mit dem deutschen Team im Viertelfinale an Schweden gescheitert und hatte damit die Olympia-Teilnahme verpasst.
«Wir wollen mit den Aufgaben wachsen»
Die DFB-Frauen starten am 24. Juli in Melbourne gegen Marokko in die Weltmeisterschaft (20. Juli bis 20. August) in Australien und Neuseeland. Weitere Vorrundengegner sind Kolumbien am 30. Juli und Südkorea am 3. August. Die DFB-Frauen hatte zuletzt in den Testspielen gegen Vietnam (2:1) und Sambia (2:3) nicht überzeugen können.
«Wir wollen mit den Aufgaben wachsen, aber natürlich macht es etwas mit einem, wenn man mehr zu verlieren hat als zu gewinnen», sagte Voss-Tecklenburg. «Vor der EM war es ja wirklich so, dass wir schwer einzuschätzen waren. Ich will uns bestimmt kein Alibi geben, aber bei dieser WM melden acht, neun Nationen berechtigte Ansprüche an, um den Titel zu spielen – und diese Qualität haben wir auch.»
Auf die Frage, ob ein Job im Männerfußball – den ihr Bundestrainer Hansi Flick nach eigener Aussage zutrauen würde – etwas für sie wäre, sagte Voss-Tecklenburg: «Ich würde mir immer alles anhören. Völlig klar. Aber ich kann gar nicht sagen, was kommt denn dann, wenn ich 60 bin.»