Das US-Team ist bei der WM ausgeschieden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Scott Barbour/AP/dpa)

Mit Tränen in den Augen versuchte Megan Rapinoe, ihre völlig aufgelösten Mitspielerinnen zu trösten. Doch die weltbekannte Starspielerin der USA wurde von ihren Gefühlen ebenso überwältigt. Der Titelverteidiger und Rekordsieger scheiterte bei der Fußball-WM bereits im Achtelfinale an Schweden – und das dramatisch.

Beim 4:5 (0:0, 0:0) im Elfmeterschießen wurde der entscheidende schwedische Treffer von Lina Hurtig per Torlinientechnik überprüft, der Ball war nur ganz knapp hinter der Linie.

«Es ist einfach hart, es ist emotional», sagte Julie Ertz. «Natürlich ist das scheiße, im Elfmeterschießen ist es das Schlimmste.» Der viermalige Weltmeister hatte eine Endrunde bislang nie schlechter als auf Platz drei beendet, in diesem Sommer allerdings auch schon in der Vorrunde zittern müssen. Trainer Vlatko Andonovski versammelte seine niedergeschlagenen Spielerinnen nach dem Schlusspfiff lange auf dem Rasen – sein Job dürfte infrage stehen.

«Es fühlt sich wie ein Alptraum an», sagte Kapitänin Alex Morgan. «Das Team hat alles gegeben.» Im Elfmeterschießen hatten Rapinoe, Sophia Smith und Kelley O’Hara vergeben, für die 38 Jahre alte Rapinoe endete ihre enorm erfolgreiche WM-Geschichte bei ihrem letzten Turnier mit einer riesigen Enttäuschung.

Starke Torhüterin rettete Schweden ins Elfmeterschießen

Die Schwedinnen feierten ihren Coup dagegen ausgelassen, in der regulären Spielzeit waren sie deutlich unterlegen gewesen. Nur mit großer Mühe und dank der starken Torhüterin Zecira Musovic rettete sich Schweden ins Elfmeterschießen. Im Viertelfinale geht es am Freitag (9.30 Uhr MESZ) gegen Japan. «Ich bin so glücklich, ich weiß nicht, wie wir das geschafft haben, wir haben als Team gekämpft», sagte Magdalena Eriksson in der ARD. Im Stadion wurde der Partysong «Dancing Queen» von Schwedens Ikonen-Band ABBA gespielt.

Die Japanerinnen hatten sich bereits am Samstag mit 3:1 gegen Norwegen durchgesetzt. Im ersten Viertelfinale am Freitag (3.00 Uhr MESZ) trifft Spanien auf die Niederlande. Die Spanierinnen hatten am Samstag die Schweiz mit der deutschen Trainerin Inka Grings klar mit 5:1 geschlagen. Die Niederländerinnen mit dem früheren Bundesliga-Trainer Andries Jonker zogen am Sonntag durch ein 2:0 gegen Südafrika nach.

Oranje-Starspielerin verletzt

Bei Oranje mischte sich allerdings auch Enttäuschung in die Euphorie. Starspielerin Danielle van de Donk hatte in der 67. Minute die Gelbe Karte gesehen und wird gegen Spanien gesperrt fehlen. «Wir sind mit der Überzeugung gekommen, dass wir jeden schlagen können», beschwichtigte Jonker. «Das schließt alle Teams ein, auch Spanien. Das bedeutet, dass es nicht das letzte Spiel für Danielle ist. Wir wollen Spanien schlagen, dann kann sie zurück ins Turnier kommen.»

Im Football Stadium von Sydney brachte die frühere Münchnerin und Wolfsburgerin Jill Roord die Favoritinnen nach einer Ecke früh in Führung (9.). Die Südafrikanerinnen hielten gut mit, in der zweiten Hälfte sorgte Lineth Beerensteyn aber nach einem schweren Fehler von Südafrikas Torhüterin Kaylin Swart für den Endstand (68.).

Auch Schweiz bei WM gescheitert

Grings sprach nach der Niederlage gegen Spanien lange mit ihren Spielerinnen. «Wir können stolz sein, wie wir uns präsentiert haben, vor allem in der Vorrunde», sagte die frühere Europameisterin. Die überragende Aitana Bonmatí (5. und 36. Minute), Alba Redondo (17.), Laia Codina (45.) und Jennifer Hermoso (70.) erzielten die Treffer für den überlegenen Mitfavoriten. Nach einem Eigentor durch Laia Codina (11.) hatten die Schweizerinnen in der Anfangsphase kurzzeitig Hoffnung geschöpft.

«Der Gegner war heute eine Klasse besser. Die Spanierinnen hatten einen extrem guten Tag und haben uns die Grenzen aufgezeigt», sagte Grings. «Wir haben relativ zügig das 0:1 bekommen, blieben trotzdem ruhig und haben dann glücklich das 1:1 erzielt. Dann haben wir uns komplett verloren», sagte Grings. Tränen gab es nach dem Abpfiff bei Torhüterin Gaëlle Thalmann, die ihre Nationalmannschaftskarriere nach 109 Länderspielen beendet. «Es tut mir leid, dass wir keine bessere Leistung zeigen konnten. Ich hätte sehr gerne anders aufgehört», sagte sie.

Im japanischen Trikot zeigte erneut Hinata Miyazawa eine starke Leistung, die in der Schlussphase die Partie mit ihrem fünften Turniertor entschied. «Wir wussten, dass Norwegen seine Stärken ausspielen würde, aber alle unsere Spieler haben wirklich hart gearbeitet», sagte Japans Trainer Futoshi Ikeda. Sein Team war früh durch ein Eigentor der Norwegerin Ingrid Syrstad Engen (15. Minute) in Führung gegangen, musste aber kurz darauf den Ausgleich von Guro Reiten (20.) hinnehmen. Dann trafen Risa Shimizu (50.) und Miyazawa (81.).

Jan Mies, dpa

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