Ehrenpräsident Uli Hoeneß würde dem früheren Bayern-Trainer Julian Nagelsmann den Job als Bundestrainer «grundsätzlich schon zutrauen».
Aber eines sei «doch auch klar», sagte Hoeneß in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung» (Samstag). «Der DFB könnte jetzt den Kaiser von China holen, und der würde es auch schwer haben.»
Der 71-Jährige spricht von einer «Misere», die an einer Reihe von Dingen liege, «die ein Bundestrainer nicht auf Knopfdruck beheben kann». Der einstige Nationalspieler nannte die Führungskrisen im Deutschen Fußball-Bund in den vergangenen Jahren, Nachwuchsprobleme und fehlenden Konkurrenzkampf. «Wir haben eine Mannschaft, bei der die Fans oft das Gefühl haben, dass bei einigen das Bewusstsein, fürs eigene Land zu spielen, nicht so ausgeprägt ist wie bei Argentinien oder Marokko», sagte Hoeneß.
Der DFB hatte sich am vergangenen Sonntag nach einem 1:4 gegen Japan von Hansi Flick getrennt. Für das folgende Länderspiel gegen Frankreich (2:1) übernahm einmalig Sportdirektor Rudi Völler. Nagelsmann (36), der bei den Bayern im vergangenen März von seinen Aufgaben entbunden worden war, aber bis 2026 unter Vertrag steht, gilt als ein aussichtsreicher Kandidat.
Coach soll «den Laptop zu Hause lassen»
Grundsätzlich sei es «nicht die Zeit für Experimente», sagt Hoeneß mit Blick auf die Heim-EM 2024. «Der deutsche Fußball braucht jetzt jemanden, der mit allem hier vertraut ist. Und in meinen Augen auch jemanden, der klar sagt: Das ist mein System, das sind meine 14, 15 Spieler, und das ziehen wir so durch. Und wenn es mal eine Niederlage gibt: egal, weitermachen. Der neue Trainer muss jetzt gnadenlos seinen Weg gehen.»
Der neue Bundestrainer müsse «ungemein charismatisch sein», sagte Hoeneß, den es «überhaupt nicht stören» würden, wenn der Flick-Nachfolger nur bis zur EM im Amt bleibe. Der Coach solle «den Laptop zu Hause lassen und erst mal über die Emotion kommen», sagte Hoeneß.