Giulia Gwinn (r) bejubelt ihr Tor zum 2:0. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Die sichtlich erleichterten deutschen Fußballerinnen hatten gerade erst ihre Ehrenrunde vor den feiernden Fans beendet, da ging es schon wieder um die Bundestrainerinnen-Frage.

«Natürlich benötigen wir Klarheit, wie es dann auch ganz genau weitergeht», sagte Kapitänin Alexandra Popp nach dem hochverdienten 4:0 (2:0) gegen Island, mit dem die DFB-Auswahl ihre Chance auf die Olympia-Teilnahme wahrte. Beim ersten Sieg in der Nations League saß erneut Assistentin Britta Carlson statt der erkrankten Martina Voss-Tecklenburg auf der Bank.

Ob die 55-Jährige für die bedeutenden Spiele im Oktober zurückkehrt, ist ungewiss. «Wir werden in den Austausch mit dem DFB gehen», kündigte Popp an. Die «Bild»-Zeitung spekulierte über den einstigen U21-Erfolgstrainer Stefan Kuntz als möglichen Nachfolger für Voss-Tecklenburg, mit der die deutsche Auswahl bei der WM im Sommer dramatisch gescheitert war. «Dazu habe ich keine Info», sagte eine DFB-Sprecherin. 

Mutiger und aggressiver Auftritt

Im ersten Heimspiel seit dem WM-Debakel von Australien erzielten vor 14.998 Zuschauern in Bochum die starke Klara Bühl (19. Minute und 78.), Giulia Gwinn (35./Foulelfmeter) sowie Lea Schüller (68.) die Tore. Vier Tage nach dem enttäuschenden Auftritt beim 0:2 in Dänemark zeigten sich Vize-Europameisterinnen wesentlich mutiger und aggressiver. Die drei Punkte waren allerdings bitter nötig: Nur die Gruppenersten qualifizieren sich für die Endrunde, wo lediglich zwei Tickets für Olympia in Paris 2024 vergeben werden. 

«Heute ist der Knoten geplatzt», sagte Torschützin Gwinn im ZDF. «Man hat wieder Leben in der Mannschaft gefühlt, es tut einfach gut.» Von jeder Spielerin sein «eine Last» abgefallen. «Wir wollen auf der Leistung aufbauen», sagte die 24-Jährige, die ihr Foulelfmeter-Tor ihren Eltern widmete.

Wenig später ging es wieder um Voss-Tecklenburg, deren Erkrankung am 8. September vom Verband vermeldet worden war und deren Vertrag bis 2025 läuft. Carlson hatte bereits erklärt, dass sie nicht Cheftrainerin werden will. «Da kann ich gar nichts zu sagen, weil auch das liegt nicht in meinen Händen. Wir wünschen uns alle natürlich, dass es da eine Klarheit gibt», antwortete sie auf die Frage, ob sie das nächste Mal noch dabei sein werde. 

Der Schwebezustand belastete das Team zuletzt sichtlich. «Schnellstmöglich» eine Lösung hatte die dieses Mal nahezu beschäftigungslose Torhüterin Merle Frohms gefordert. Ein klares Bekenntnis von Spielerinnen für Voss-Tecklenburg, an der es bei der noch nicht abgeschlossenen WM-Analyse intern Kritik gegeben hatte, ist bisher ausgeblieben. Vor den Partien am 27. Oktober in Sinsheim gegen Wales und am 31. Oktober auf Island wird eine Weichenstellung erwartet. Auch der Posten in der Sportdirektion für die Frauen-Auswahl ist vakant.

Gwinn verwandelt Strafstoß

Die Isländerinnen, die zum Auftakt 1:0 gegen Wales gewonnen hatten, liefen ohne die angeschlagene Wolfsburger Stürmerin Sveindís Jónsdóttir auf und strahlten praktisch keine Torgefahr aus. Kapitänin Glódís Perla Víggósdottir vom FC Bayern München musste ihre Abwehr gleich lautstark dirigieren: Die DFB-Frauen gingen die Partie sichtlich angriffslustiger an als zuletzt in Viborg. Gudny Arnadottir hätte per Kopf beinahe ein Eigentor erzielt, dann traf Bühl mit rechts aus 20 Metern ab. 

Nachdem die Außenstürmerin eine weitere große Chance vergeben hatte, wurden Lattwein im Strafraum die Beine weggezogen. Den fälligen Strafstoß verwandelte Gwinn bei ihrem ersten Startelf-Einsatz im Nationalteam seit ihrem Kreuzbandriss vor knapp einem Jahr. Auch nach der Pause hielten die deutschen Frauen den Druck hoch. Die eingewechselte Schüller schraubte mit einem Kopfball ihre bemerkenswerte Bilanz auf 33 Tore in 52 Länderspielen, ehe Bühl erneut traf.

Von Ulrike John und Jan Mies, dpa

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