BVB-Trainer Edin Terzic umarmt Matchwinner Julian Brandt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Matchwinner Julian Brandt wollte nur noch ins Bett. Die Interviews im Anschluss an das 1:0 (0:0) über Werder Bremen meisterte der Dortmunder Mittelfeldspieler bei allen Glücksgefühlen deshalb im Eiltempo. «Ich bin sehr happy – und müde», bekannte der vom Jetlag geplagte Edeltechniker. 

Mit seinem Siegtreffer in der 67. Minute sorgte er dafür, dass sich die viel beachtete und teure Rückholaktion der vier Dortmunder Fußball-Nationalspieler in einem eigens vom BVB gecharterten Business-Jet von den Länderspielen in den USA bezahlt machte. Die vorherige Nacht mit nach eigenem Bekunden nur «drei, vier Stunden» Schlaf forderte ihren Tribut. «Dementsprechend bin ich froh, wenn ich im Bett liege», kommentierte Brandt bei DAZN mit schelmischem Lächeln.  

300. Bundesligaspiel für Brandt

Sein sehenswerter Lupfer über den starken Werder-Keeper Michael Zetterer hinweg verhinderte, dass die Borussia für ihren Chancenwucher bestraft wurde. Mit dem siebten Scorerpunkt im siebten Ligaspiel in Serie stellte Brandt erneut unter Beweis, welch zentrale Rolle er mittlerweile im Spiel der Borussia einnimmt. «Er macht sich Woche für Woche für uns wichtiger. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine. Seine Stimme wird immer wichtiger», schwärmte Trainer Edin Terzic. Dass Brandt mit nur 27 Jahren bereits sein 300. Bundesligaspiel bestritt, nötigte dem Coach weiteren Respekt ab: «Er ist ein Kind der Bundesliga. In dem Alter schon so viele Spiele zu haben, ist etwas Außergewöhnliches.»

Dank des gefeierten Jubilars setzte der BVB seinen Höhenflug mit zuletzt fünf Siegen in Serie fort. Dass die Mannschaft auch gegen Bremen nur phasenweise ihr großes spielerisches Potenzial abrief, konnte Terzic locker verschmerzen. Leidenschaftlich verteidigte er sein Team gegen Kritik und verwies auf die Serie von saisonübergreifend 16 Partien ohne Niederlage – und eine neue Dortmunder Erfolgsformel: «Wir haben versucht, im Sommer unsere Schlüsse zu ziehen. Weniger sexy, mehr Erfolg. Wir haben lange genug in den letzten zehn Jahren schönen und sexy Fußball gezeigt, der am Ende aber nicht dazu geführt hat, unsere maximalen Ziele zu erreichen.» 

Zu Freude von Terzic gewinnt sein Team mittlerweile auch Spiele ohne großen Glanz – auf stabilem Niveau. «Man kann von einer konstanten Entwicklung sprechen. Wir haben aus 27 Spielen 66 Punkte geholt – da muss man in Europa schon gucken, ob das noch einer anderen Mannschaft gelungen ist», kommentierte der Dortmunder Fußball-Lehrer nicht ohne Stolz. 

Punkte in der Champions League holen

Das schürt bei allen Beteiligten die Hoffnung, dass sich dieser Aufwärtstrend auch positiv auf die Champions League auswirkt. Nach bisher nur einem Zähler aus den beiden Gruppenspielen gegen Paris Saint-Germain (0:2) und den AC Mailand (0:0) steht am Mittwoch (21.00 Uhr) eine schwere Aufgabe in Newcastle an. «Wir wissen, dass wir einige Punkte holen müssen, um die Chance aufs Weiterkommen zu wahren», sagte Sportdirektor Sebastian Kehl.

Vor den richtungsweisenden Wochen in der Königsklasse und dem Topspiel in der Bundesliga gegen den FC Bayern (4. November) macht zudem die entspannte Personallage Mut. Bis auf die Jungstars Youssoufa Moukoko und Julien Duranville konnte Terzic gegen Bremen auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. 

Der wachsende Konkurrenzkampf scheint die Formkurve diverser Profis nach oben zu treiben. So bot der im Sommer aus Wolfsburg verpflichtete Felix Nmecha seinen bisher besten Auftritt im BVB-Trikot und ließ seine Kritiker vorerst verstummen. Sportdirektor Kehl sah sich bestätigt: «Nun kann man so langsam nachvollziehen, warum wir den Spieler unbedingt haben wollten. Er ist auf einem richtig guten Weg.»

Von Heinz Büse, dpa

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