Einen Modeberater hatte Julian Nagelsmann nicht engagiert. Dass sein erstes Outfit als Bundestrainer aber natürlich zum Gesprächsthema werden musste, hatte er vermutlich schon geahnt.
Keinen Anzug, keinen Trainingsanzug hatte er im Pratt & Whitney Stadium in Hartford übergestreift. Sondern ein Holzfällerhemd in dezenten, hellen Farben, das der DFB-Chefcoach auch bei einem Ausflug in die Wälder von Connecticut hätte tragen können. Dabei wäre eine Regenjacke beim 3:1 gegen die USA zweckmäßiger gewesen.
«Das war eine gute Idee von unserem Ausstatter beim DFB», sagte Nagelsmann, der als Club-Coach in Hoffenheim, Leipzig und München mit seinem gerne auch mal schrillen Mode-Geschmack für Aufmerksamkeit gesorgt hatte.
Berhalter fassungslos
«Mir hat es auch gefallen, deswegen habe ich es angezogen, danke», reagierte der Bundestrainer süffisant auf eine Reporterfrage nach dem Outfit. Sein US-Kollege Gregg Berhalter war eher fassungslos, dass im Fußball-Land Deutschland statt Fachfragen zum Spiel erstmal die Frage nach dem Trainer-Dress kam. «Oh, mein Gott», entfuhr es dem Ex-Profi von 1860 München und Energie Cottbus, als er um ein Statement zum blau-gelb-grauen Nagelsmann-Hemd gebeten wurde.
Die DFB-Stars sind Kommentare über Nebensächlichkeiten wie einen samtweich wirkenden Flanellstoff gewohnt. Mittelstürmer Niclas Füllkrug verdeutlichte aber, dass er den Bundestrainer «mit Sicherheit nicht anhand seiner Kleidung» beurteilen werde. Offensivkollege Thomas Müller war mal wieder für einen Spaß zu haben. Der 34-Jährige antwortete schlagfertig auf die Frage, ob er solch ein Hemd auch tragen würde: «Absolut. Habe ich mehrere im Schrank.»