Einmal mehr der Matchwinner für die Bayern: Harry Kane. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rolf Vennenbernd/dpa)

Und immer wieder Harry Kane: Trotz ungewohnt kurzer Vorbereitung und fahrlässiger Chancenverwertung hat Bayern München auch beim neuen Lieblingsgegner 1. FC Köln gewonnen und zumindest für 19 Stunden die Tabellenführung der Fußball-Bundesliga übernommen.

Der englische Torjäger Kane erzielte beim unnötig knappen 1:0 (1:0)-Erfolg mit seinem 18. Saisontor (20. Minute) den entscheidenden Treffer zum zehnten Auswärtssieg in Serie in Köln. Der vorherige Erfolg hatte den Bayern 181 Tage zuvor den elften Meistertitel in Serie beschert.

Kane lobte danach ein «fantastisches Spiel» seines Teams. «Wir hätten gern ein paar mehr Tore geschossen, aber das ist uns egal, wir haben den Sieg», sagte der Top-Torjäger der Bundesliga mit einem breiten Grinsen.

Goretzka: «Sind schon sehr platt hier angekommen»

Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte angesichts der Länderspielreisen, von denen mancher Bayern-Profi erst am Donnerstag zurückkam, im Vorfeld spöttisch von einem «glorreichen Spielplan» und einer «sensationellen Ansetzung» gesprochen. «Wir sind schon sehr platt hier angekommen», räumte Leon Goretzka bei DAZN ein. Umso erstaunlicher, dass Tuchel in der gesamten Partie keinen Wechsel vollzog.

Sein Team reiste entgegen der sonstigen Gewohnheit auch erst am Spieltag per Privatjet an – im Gegensatz zum 1:2 im DFB-Pokal bei Drittligist 1. FC Saarbrücken vor drei Wochen ging es diesmal gut.

Der FC um Coach Steffen Baumgart rutschte zum Auftakt des 12. Spieltags mindestens vorübergehend auf den letzten Platz ab. «Das Team steht hinter dem Trainer, der Trainer steht hinter dem Team. Wir machen es gut, wir müssen weiter an unserem Plan arbeiten», sagte Kölns Jan Thielmann. Die fünf verbleibenden Vorrunden-Spielen gegen überwiegend Mitkonkurrenten wie Darmstadt, Mainz, Freiburg, Union Berlin und Heidenheim werden nun elementar wichtig.

FCB mit schwacher Chancenverwertung

Eric-Maxim Choupo-Moting, der den Vorzug vor Thomas Müller bekommen hatte, ließ die erste Chance der Gäste in der 5. Minute ungenutzt, als er knapp verzog. Es war das Startsignal zu einer extremen Drangphase der Bayern.

Erst rettete den Kölner Abwehrspieler Timo Hübers der Pfosten vor einem Eigentor (6.), dann vergab Leroy Sané frei vor FC-Torhüter Marvin Schwäbe eine hundertprozentige Chance, als er den Ball lupfen wollte (7.) statt ihn vorbeizuschieben. Und dann hatte plötzlich Köln das 1:0 auf dem Fuß, Jan Thielmann scheiterte an Manuel Neuer (10.).

Die Gastgeber schienen nun besser im Spiel – und rannten im Übermut in einen Konter: Einen Schuss von Choupo-Moting schlug Jeff Chabot noch von der Linie, doch Kane verwertete den Nachschuss. «Vermutlich eines der einfacheren Tore für mich», sagte Kane. Eine Minute später wiederholte sich das Geschehen fast, doch Schwäbe verhinderte gegen Choupo-Moting das 0:2.

Der abseits seiner schwachen Chancenverwertung wieder einmal sehr auffällige Sané verzog erneut knapp (27.). Obwohl Neuer auch noch einen tückischen Kopfball-Aufsetzer von Rasmus Carstensen parieren musste (31.), hätten die Bayern zur Pause deutlich höher führen müssen.

Coman verpasst Vorentscheidung

Nach dem Wechsel standen die Kölner aber kompakter, die Bayern fanden trotz immer größeren Ballbesitzes kaum noch Lücken und kamen lange nicht zu guten Gelegenheiten. «Wenn du die Länderspiele in den Knochen hast, versuchst du, das Spiel zu kontrollieren», erklärte Goretzka. In der 78. Minute hatte Kingsley Coman die dicke Chance zur Vorentscheidung, sein Kopfball knallte an die Latte.

Drei Minuten später setzte der Franzose die Kugel aus aussichtsreicher Position daneben. Die unnötige Zitterpartie konnte Coach Tuchel nicht wirklich gefallen, am Ende aber brachte sein Team den knappen Vorsprung sicher über die Zeit.

Von Holger Schmidt und Carsten Lappe, dpa

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