Mit der großen Erleichterung von Neapel bestiegen die Profis des 1. FC Union den Flieger Richtung Heimat. Wie nachhaltig der Ergebnisfrust-Löser bei den Berlinern wirklich ist, wird sich ganz schnell zeigen. Nur vier Tage nach dem Ende der belastenden Niederlagenserie durch das 1:1 am Mittwochabend beim italienischen Fußballmeister muss die Mannschaft von Trainer Urs Fischer beim ungeschlagenen Bundesliga-Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen antreten.
Niederlagenserie gerissen
«Eine Serie ist zumindest gestrichen», sagte Fischer im Stadio Diego Armando Maradona. Nun müssten sie sehen, wie lange sie daran arbeiten müssten, die nächste zu beenden. Denn seit den Siegen an den ersten beiden Spieltagen holten die Eisernen nicht mal mehr einen Punkt in der Bundesliga und rutschten auf den 16. Tabellenplatz ab. «Ich kenne den Fußball gut genug. Wir müssen jetzt ganz hart arbeiten», betonte Christopher Trimmel mit Blick auf den möglichen Saison-Wendepunkt durch das Unentschieden gegen die Società Sportiva Calcio Napoli.
Denn allen Schulterschlüssen und allen Beteuerungen zum Trotz: Ein Dutzend Pleiten nacheinander hinterließ Spuren bei den auch nach dem Aufstieg 2019 immer weiter aufsteigenden Unionern. «Ja, was soll ich sagen: Endlich!», kommentierte Fischer das Remis. «Wenn du zwölfmal am Stück verlierst, hast du einfach nicht die Leichtigkeit, nicht das nötige Selbstvertrauen», sagte der 57 Jahre alte Schweizer: Mental könne das Ergebnis in Neapel einiges bewirken.
Wie viel, wird sich schnell zeigen. «Wir dürfen uns jetzt nicht zufriedengeben», betonte Unions italienischer Abwehrstar Leonardo Bonucci. Das Spiel bei Bayer sei ein wichtiger Baustein, meinte der 36 Jahre alte Europameister. Klar ist, ein Punkt oder gar ein Sieg würde noch mal als Beschleuniger zurück zur alten eisernen Stärke führen, die die Berliner seit ihrer Erstklassigkeit erst in die Conference, danach in die Europa und schließlich sogar in die Champions League führte.
Moral nach Wiederanpfiff
Auch in Neapel war schon zu sehen, welche Binnen-Wirkung der Ausgleich durch David Fofana nach der Pause entfaltete, nachdem die Gäste aus der Hauptstadt vor dem Seitenwechsel in Rückstand geraten waren. «Wir haben gelitten, aber das war ein guter Start und ein wichtiger Punkt für die Moral», bekräftigte Nationalspiele Robin Gosens, der wie Bonucci und auch Kevin Volland vor dieser Saison nach Köpenick gewechselt war.
Mit der erstmaligen Teilnahme in der Vereinsgeschichte an der Champions League waren auch die Ansprüche an die Mannschaft gestiegen, zudem gewann der auf sein Malocher-Image bedachte Club auch für international bekannte Spieler an Attraktivität. Mit den beiden Ligasiegen zum Saisonstart lief auch alles erstmal weiter wie erhofft, der Einbruch kam dann aber schnell und heftig und irgendwie auch ein bisschen unerklärlich.
Vorrunden-Aus
Dass die Unioner vor den beiden abschließenden Partien in der Gruppe C auswärts gegen den SC Braga und daheim gegen Real Madrid keine Chance mehr auf das Erreichen der K.o.-Runde in der Königsklasse haben, spielte am Abend der Erleichterung keine wesentliche Rolle, der dritte Platz und damit die Europa League ist immer noch drin. «Vielleicht kann der in der Endabrechnung noch sehr wichtig sein, dieser Punkt», sagte Fischer.