Die BVB-Spieler bei der Mitgliederversammlung in Dortmund. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Vereinsboss Hans-Joachim Watzke hatte leichtes Spiel. Anders als noch vor Tagen befürchtet, ging es auf der Jahreshauptversammlung von Borussia Dortmund weitgehend harmonisch zu.

Das 4:2 (3:2)-Torspektakel gegen Borussia Mönchengladbach stimmte auch die Vereinsmitglieder wieder gnädig und ersparte dem Geschäftsführer am Tag danach einen ungemütlichen Vormittag. Vom Ärger über die desolate Vorstellung zwei Wochen zuvor in Stuttgart (1:2) war nur noch wenig zu spüren.

Beim Eintreffen der Mannschaft gab es am Sonntag Applaus der gut 900 Anwesenden. «Es ist nicht so, dass wir in Sack und Asche gehen müssen», kommentierte Geschäftsführer Watzke die Medienschelte der vergangenen Tage. Er hofft auf einen ähnlich leidenschaftlichen Auftritt der Mannschaft am Dienstag (21.00 Uhr/Amazon Prime) im Champions-League-Spiel bei der AC Mailand: «Derzeit sind wir in dieser schweren Gruppe Tabellenerster, das kann man nicht hoch genug einschätzen.»

Erster BVB-Erfolg nach sieglosen Liga-Spielen

Ermutigt vom Sieg über Mönchengladbach sieht Watzke auch dem Liga-Topspiel fünf Tage später bei Tabellenführer aus Leverkusen mit Zuversicht entgegen: «Wir haben am Sonntag die Möglichkeit zu überprüfen, ob sie wirklich nicht zu schlagen sind.»

Der erste Sieg nach zuvor drei erfolglosen Bundesligapartien ließ auch Edin Terzic wieder lächeln. «Mit uns wird es definitiv nicht langweilig in dieser Saison», kommentierte der BVB-Coach das Feuerwerk der Emotionen.

Selbst ein früher 0:2-Rückstand durch die Gegentreffer von Rocco Reitz (13.) und Manu Kone (28.) brachte sein Team diesmal nicht aus dem Konzept. Marcel Sabitzer (30.), Niclas Füllkrug (32.), Jamie Bynoe-Gittens (45.) und Donyell Malen (90.+7) sorgten für die umjubelte Wende. «Welche Moral, welche Energie, welchen Glauben die Mannschaft auf den Platz bekommen hat, großes Kompliment. Wir haben nach dem zweiten Gegentor ein tolles Spiel gemacht», befand Terzic.

Wie der Fußball-Lehrer wirkte auch Sebastian Kehl erleichtert. «Der Sieg war wichtig, um Ruhe hereinzubringen. Es waren keine einfachen Tage. Diese Punkte tun in der Gesamtsituation sehr gut», sagte der Sportdirektor mit Blick auf die harsche Kritik nach dem schwachen Spiel in Stuttgart. Kehl verwies auf die große Moral des Teams, das in dieser Saison bereits elf Punkte nach Rückstand holte: «Wir haben erneut Comeback-Qualitäten gezeigt. Das muss nicht immer so sein, das brauchen wir nicht jedes Mal. Es ist in diesem Jahr ein Merkmal der Mannschaft.»

Mut für die nächsten Aufgaben

Doch bei aller Freude über die Rückkehr auf Platz vier blieben Zweifel an der Konstanz und Klasse der Mannschaft. Obwohl Terzic noch vor der Partie gefordert hatte, dass sich seine Profis diesmal «einen Weckruf» ersparen sollten, offenbarten sie zu Spielbeginn eklatante Abwehrschwächen. So wurde auch der Sieg gegen Mönchengladbach nicht in der souveränen Manier einer Spitzenmannschaft heraus gespielt. Ein Manko, das den BVB bereits seit Wochen begleitet.

Gleichwohl schöpfte das Team Mut für die kommenden schweren Wochen. Nach dem Spiel bei Milan geht es in der Liga nach Leverkusen und im Pokal nach Stuttgart. Anschließend stehen zwei nicht minder knifflige Heimpartien gegen Leipzig und Paris an. «Es war extrem wichtig, dass wir mit einem Sieg in den nächsten Block starten», sagte Terzic. Auch Torhüter Gregor Kobel hofft auf einen stabilen Aufwärtstrend: «Das war ein super Schritt. In so einer Phase tut es gut und gibt Selbstvertrauen. Diesen Schwung müssen wir mitnehmen.»

Von Heinz Büse, dpa

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