Ging auch im Pokal in Stuttgart mit einer Niederlage vom Platz: Union-Coach Urs Fischer. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Siegen oder fliegen – dieses für Trainer im Profifußball gefürchtete Motto scheint derzeit bei einigen Bundesliga-Clubs außer Kraft gesetzt.

Urs Fischer hat beim 1. FC Union Berlin elf Partien in Serie verloren, und auch für Steffen Baumgart und seinen 1. FC Köln läuft es in dieser Spielzeit überhaupt nicht. Seit Dienstagabend sind beide Trainer auch noch im DFB-Pokal ausgeschieden. 

Die Lage ist bei beiden eindeutig. «Wir sind im Moment in einer absolut beschissenen Situation», sagte Baumgart nach dem ernüchternden 2:3 des Effzeh bei Zweitliga-Club 1. FC Kaiserslautern. «Wir sind aber auch die Einzigen, die uns rausholen können. Das ist halt so. Wir müssen es halt machen.»

Nichts läuft bei Union

Fischer und Union schieden beim 0:1 beim VfB Stuttgart zwar bei einem derzeit starken Bundesligisten aus, doch die Talfahrt ist noch beispielloser. Auf den sensationellen Einzug in die Champions League und mehrere überragende Spielzeiten folgte ab September 2023 ein sportlicher Absturz. Nachdem Stars wie Leonardo Bonucci und Robin Gosens verpflichtet wurden, setzte es Niederlage um Niederlage. Fischer wirkt zunehmend ratlos. Wie geht es weiter für die verdienten und in den Vereinen uneingeschränkt geschätzten Trainer, denen aktuell so gar nichts mehr gelingen will?

Zumindest Fischer macht sich keine allzu großen Sorgen. Natürlich sei die Situation nicht angenehm, sagte der Schweizer nach dem nächsten schweren Rückschlag. Letztlich müssten die Verantwortlichen entscheiden. Er könne aber «wirklich sagen, dass ich in Ruhe arbeiten kann», so der 57-Jährige. Fischer hatte sich dabei nach dem Schlusspfiff noch vehement bei Schiedsrichter Sascha Stegemann über eine Entscheidung beschwert und daraufhin die Rote Karte gesehen. 

«Ich glaube, der Verein hat sich da ja auch deutlich geäußert. Es geht ja nicht in erster Linie um meine Person, sondern um uns», kommentierte Fischer seine Situation. «Es geht um einen Erfolg des Clubs. Dass wir gemeinsam versuchen, uns aus dieser Situation zu befreien.» Manager Oliver Ruhnert hatte Fischer nach der 0:2-Pleite in der Liga bei Werder Bremen am vergangenen Wochenende den Rücken gestärkt. 

Nur Ausgburg wechselte (bisher)

Dass trotz der schwachen Liga-Performance von Union und Köln sowie dem FSV Mainz 05 bisher nur der FC Augsburg seinen Trainer ausgewechselt hat, ist kein Zufall. Die Clubs, so auch Mainz mit Bo Svensson, halten ihren Erfolgstrainern auch in einer harten Phase die Treue. Ernsthafte Spekulationen über eine Ablösung gibt es bislang bei allen drei Clubs nicht. Und das, obwohl bald das erste Drittel der Spielzeit absolviert ist. Wenn im November die Liga wieder wegen der Länderspiele pausiert, könnten die Clubs bei weiter ausbleibendem Erfolg trotzdem ins Grübeln kommen.

Fischer führte Union erst in die Bundesliga und danach spektakulär in diverse Europapokale. Baumgart, neben seiner Trainertätigkeit noch immer Mitglied bei Union, sowie Svensson bewahrten ihre Clubs in schweren Turbulenzen vor dem Gang in die Zweitklassigkeit. Und auch Baumgart verbrachte mit Köln sogar eine Spielzeit im internationalen Geschäft. Kaum ein anderer Trainer führt so charismatisch und leidenschaftlich wie der 51-Jährige, der selbst unter der Situation leidet: «Wir sind insgesamt gesehen in einer scheiß Situation, in der es aber auch nichts besser macht, wenn ich irgendeinen Scheiß erzähle hier», sagte der Trainer.

Patrick Reichardt, Christoph Lother und Thomas Flehmer, dpa

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