Interimstrainer Horst Hrubesch kommt bei den DFB-Frauen gut an. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thomas Frey/dpa)

Interimsbundestrainer Horst Hrubesch will am Dienstag (19.30 Uhr/sportschau.de) in Swansea gegen Wales den nächsten Schritt mit den deutschen Fußballerinnen in Richtung der Olympischen Spiele in Paris 2024 machen.

Nach dem richtungsweisenden 3:0 gegen Dänemark in Rostock steht das DFB-Team kurz vor dem Gruppensieg in der Nations League. Der 72-Jährige hat in kurzer Zeit neue Euphorie entfacht. Was sich unter Hrubesch bei den DFB-Frauen geändert hat:

Das Selbstbewusstsein

Aus einem verunsicherten Team hat das HSV-Idol wieder eine leidenschaftlich und mutig auftretende Auswahl gemacht – auch wenn die EM-Zweiten von 2022 den Abstand zu absoluten Weltklasse-Teams erst wieder verringern und beim Final-Turnier der Nations League eines der beiden Olympia-Tickets erkämpfen müssen. «Die Mannschaft ist auf dem Weg zurück zu alter Stärke», urteilte das Fachblatt «Kicker». DFB-Sport-Geschäftsführer Andreas Rettig sagte nach dem 3:0 in Rostock gegen Dänemark: «Man sieht, die Mannschaft hat eine ganz andere Körpersprache. Sie brennt, sie läuft für den Trainer.»

Die taktischen Vorgaben

Die Veränderung im Vergleich zur Amtszeit von Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg beschreibt Giulia Gwinn vielleicht am besten: «Es wird sich wieder auf die Basics besonnen. Es kommt nicht zu viel Input, sondern wir bleiben einfach bei uns.» Voss-Tecklenburg hatte bei der Spielvorbereitung und in Lehrgängen versucht, «Lösungen anzubieten», wie sie selbst gerne sagte. Aber auf dem Rasen fiel den Spielerinnen – vor allem in der Offensive – oft nicht viel ein.

Die Ergebnisse 

Nach schwachen Testspielen und dem WM-Aus in der Vorrunde in Australien unter Voss-Tecklenburg war deren langjährige Assistentin Britta Carlson mit einem 0:2 in Dänemark in die Nations League gestartet. Zwar folgte ein 4:0 gegen Island unter ihrer Regie, doch Hrubesch hat nun drei Siege in drei Spielen vorzuweisen. Darunter das überzeugende 3:0 im Rückspiel gegen die Däninnen.

Das Verhältnis zwischen Trainerteam und Spielerinnen

Dass bei der WM nicht nur sportlich vieles nicht passte, zeigt die ZDF-Doku «Born for this». Die Nationalspielerinnen fühlten sich teilweise gegängelt und bemängelten die WM-Vorbereitung. Die Krankmeldung von Voss-Tecklenburg und der lange Schwebezustand um ihre Rückkehr hat es fürs Nationalteam schwierig gemacht. «Seine lockere Art ist fast schon großväterlich», sagte Torhüterin Merle Frohms nun über Hrubesch. Der Chefcoach selbst erklärte das Binnenklima kurz und bündig so: «Sie vertrauen mir, und ich vertraue ihnen.»

Der neue Konkurrenzkampf 

Bayern-Ass Lina Magull, schon seit Monaten im Tief, war zuletzt gar nicht mehr im Spieltagskader. Sara Däbritz (Olympique Lyon) muss um ihren Stammplatz kämpfen, Toptalent Jule Brand bekommt kaum Spielzeit. Zwei große Gewinnerinnen unter Hrubesch sind Sjoeke Nüsken und Sarai Linder: Die flexibel einsetzbare Ex-Frankfurterin Nüsken, kurz vor der EM 2022 noch aus dem Kader geflogen und unter Voss-Tecklenburg selten mit guten Karten, spielt derzeit auch beim FC Chelsea groß auf – neben der in der Vergangenheit öfter verletzten Münchnerin Sydney Lohmann. Die Hoffenheimerin Linder war unmittelbar vor der WM aus dem DFB-Aufgebot gestrichen worden und glänzt jetzt als Linksverteidigerin.

Hrubesch gebe der Mannschaft ein Vertrauen «durch die Bank weg», sagte Kapitänin Alexandra Popp. «Also nicht nur irgendwie eins bis elf, sondern alle.» Zuvor gab es klare Rollenverteilungen mit Stammkräften und Backup. So war die inzwischen aus privaten Gründen zurückgetretene Melanie Leupolz quasi Ersatz für Lena Oberdorf im defensiven Mittelfeld und beklagte sich kürzlich in der Film-Doku: «Wenn ich nur denke, ich bin Backup und kann eh nichts machen, dann könnte ich nie mein Leistungsmaximum erreichen.» Sie habe deshalb versucht, das etwas auszublenden.

Gegen Dänemark zauberte Hrubesch zudem Elisa Senß auf den Platz. Die Leverkusenerin gab mit 26 Jahren ein starkes Länderspiel-Debüt. Auch die Hoffenheimerin Paulina Krumbiegel hat bei Hrubesch gute Karten.

Von Ulrike John und David Joram, dpa

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