Banner auf der Tribüne sorgten dafür, dass der Unparteiische die Mannschaften nach etwa einer Stunde Spielzeit in die Katakomben schickte - sehr zum Unmut von 96-Trainer Stefan Leitl. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa)

Trainer Stefan Leitl von Hannover 96 hat die Fan-Proteste gegen den geplanten Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) kritisiert. «Wir hören immer, der Fußball gehört den Fans. Der Fußball gehört aber auch uns Fußballern. Und wir lieben diesen Sport auch», sagte er nach dem 4:3 seiner Mannschaft im Zweitliga-Topspiel beim Hamburger SV. «Deshalb sollte man uns auch spielen lassen. Fairer Protest ist okay. Alles andere bitte nicht mehr in unseren Stadien.» 

Zuvor hatte schon Leitls Sportdirektor Marcus Mann vor einer Eskalation der Situation gewarnt. «So, wie es im Moment ist, kann und darf es natürlich nicht weitergehen. Im Stadion droht dann auch irgendwann die Stimmung zu kippen», sagte er nach dem Spiel dem TV-Sender Sky. Die Partie war in der zweiten Halbzeit für mehr als eine halbe Stunde von Schiedsrichter Sören Storks unterbrochen worden und stand sogar kurz vor dem Abbruch.

Kind, Dibelius und Schwarzman im Fadenkreuz

Auslöser waren drei Banner im Block der 96-Fans mit Porträts von Hannovers Profi-Geschäftsführer Martin Kind sowie dem Deutschlandchef von CVC Capitals, Alexander Dibelius, und Blackstone-Boss Stephen Schwarzman. Alle Porträts waren jeweils mit einem Fadenkreuz versehen. 

Kind wird unterstellt, im Dezember für den Einstieg eines Investors bei der DFL und damit gegen den Willen der Vereinsverantwortlichen gestimmt zu haben. Er selbst hat nie gesagt, wie er abgestimmt hat. CVC und Blackstone gelten als letzte Investoren-Kandidaten der DFL. 

Die Banner auf der Tribüne des Volksparkstadions sorgten dafür, dass der Unparteiische die Mannschaften nach etwa einer Stunde Spielzeit in die Katakomben schickte. Zudem hatten die 96-Anhänger Spruchbänder mit den Aufschriften «CVC & Blackstone Marionetten des Sportwashings Saudi-Arabiens», «Konsequentes Handeln bei personifizierten Gewaltandrohungen» und «Spielunterbrechung jetzt» gezeigt. 

Leitl: Hat in einem Fußballstadion nichts verloren

«Die Stimme zu erheben und zu protestieren in dem Maße, in dem es erlaubt ist, gehe ich mit. Das, was heute passiert ist, davon distanziere ich und distanzieren wir uns komplett», sagte Leitl. «Das hat in einem Fußballstadion nichts verloren.»

Schon der Beginn der zweiten Halbzeit hatte sich verzögert. Es war einigen Anhängern aus der Nordkurve des HSV gelungen, schwere Fahrradschlösser an die Pfosten eines Tores zu schließen. Die Schlösser konnten erst unter Einsatz eines Trennschleifers entfernt werden. Außerdem flogen Gegenstände auf das Spielfeld.

In den vergangenen Wochen hatte sich der Fanprotest vor allem durch einen Stimmungsboykott in den ersten zwölf Minuten des Spiels sowie im Werfen von Tennisbällen und beispielsweise von Schokotalern gezeigt.

Leitl war genervt, dass die Proteste «ein großartiges Zweitliga-Spiel» überschatteten. «Hier haben zwei fantastische Mannschaften gespielt, beide Mannschaften mit offenem Visier», meinte der 46-Jährige. «Kompliment an beide Mannschaften.»

HSV-Trainer Walter hat andere Sorgen

Sein HSV-Kollege Tim Walter hatte ganz andere Probleme als die Fan-Proteste oder die Wahrnehmung des Spiels in der Öffentlichkeit. Nach der dritten Heimniederlage nacheinander – der zweiten mit vier Gegentoren – steht er erneut unter Druck, auch wenn die Aufstiegschancen als Tabellenzweiter intakt sind.

Sportvorstand Jonas Boldt wehrte die Fragen nach dem Trainer ab. «Zwei Minuten nach dem Spiel werde ich mich nicht dazu äußern», sagte er bei Sky. «Die Herangehensweise, wie wir arbeiten, müssen wir grundsätzlich hinterfragen. Natürlich spielt da ein Trainer eine ganz, ganz wichtige Rolle.»

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