Klaus Allofs (2.v.l.) gratuliert Fortuna-Torwart Florian Kastenmeier zum Sieg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa)

In der persönlichen Empfindung von Florian Kastenmeier kommt nur weniges an den Pokal-Wahnsinn vom Millerntor heran. «Es gab – außer der Geburt meiner Kinder und meiner Hochzeit – kaum Momente, die emotionaler waren als das heute», sagte der Torwart von Fortuna Düsseldorf nach dem 4:3 im Elfmeter-Drama beim FC St. Pauli im Viertelfinale des DFB-Pokals.

Die Fortuna steht seit 28 Jahren wieder im Halbfinale. Und die Rheinländer feierten am Hamburger Millerntor kurz vor Mitternacht am Dienstagabend eine rauschende Party mit den Fans. Zu Ehren des griechischen Siegtorschützen Christos Tzolis legten die Düsseldorfer in der Kabine einen gemeinsamen Sirtaki-Tanz hin. 

Trainer Daniel Thioune störte sich allerdings an der lässigen Ausführung des entscheidenden Elfmeters von Tzolis. «Völlig unangemessen, ich bin kein Freund davon und finde auch nicht, dass das respektvoll dem Gegner gegenüber ist», sagte der 49-Jährige im ZDF. «Aber er war drin», konterte Tzolis, der an seinem 22. Geburtstag das laut eigenen Worten verrückteste Spiel seiner bisherigen Karriere erlebte.

Matchwinner Tzolis

Tzolis hatte mit einem sogenannten Panenka-Heber getroffen. Der Tscheche Antonin Panenka hatte im EM-Finale 1976 gegen die DFB-Auswahl den Ball sanft per Lupfer über den verdutzten Sepp Maier zur Entscheidung im Tor untergebracht – und wurde danach immer wieder kopiert.

Der zunächst als dritter Schütze vorgesehene Tzolis hatte sich die Ausführung seines Elfmeters genau überlegt. «Der Torwart muss sich ja für eine Ecke entscheiden. Da bleibt die Mitte in der Regel frei», erklärte er und behielt recht. Hätte Tzolis nicht getroffen, hätte dieser wahrscheinlich «relativ lange Ohren» von ihm bekommen, fügte sein Trainer an. «Jetzt muss ich es nehmen. Verbietet sich dann vielleicht, mit ihm zu schimpfen.»

Fans und Mannschaft versetzte das Geburtstagskind jedenfalls in Ekstase. «Das sind die Abende, von denen man als Jugendlicher träumt», schwärmte André Hoffmann. «Das heute war etwas Historisches für die Fortuna und eine Leistung des gesamten Vereins», schob der Kapitän hinterher. Der Abwehrspieler konnte das zum Ende hin dramatische Spiel nicht so leicht abschütteln. «Ich werde noch ein paar Nächte brauchen, um das alles zu realisieren. Es war ein wahnsinniger Fußballabend», sagte er.  

Bei den Fans kommen nun die Bilder großer Pokal-Zeiten zurück. 1996 waren die Rheinländer zuletzt in der Runde der letzten vier Teams, scheiterten damals mit 0:2 am Karlsruher SC. Die großen Erfolge im Pokal liegen weit zurück. Zwischen 1977 und 1980 standen die Fortunen dreimal im Finale – zweimal stemmten sie den Pokal in die Höhe. 

Millionen-Prämie für die Fortuna

Damals mit von der Partie: der aktuelle Sportvorstand Klaus Allofs. Der als Profi insgesamt viermalige Pokalsieger hatte zuvor betont, das Erreichen des Halbfinales wäre wirtschaftlich ein «Quantensprung». Fortuna erhält für den Halbfinaleinzug die Prämie in Höhe von 3,45 Millionen Euro und könnte nun auf Borussia Mönchengladbach treffen, sollte der Nachbar nächste Woche beim Drittligisten und Pokal-Schreck 1. FC Saarbrücken weiterkommen.

Aus Sicht der Gäste war jeder Cent hart erarbeitet. Nach der Führung durch Vincent Vermeij (38. Minute) per Foulelfmeter und dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Marcel Hartel (60.), der am Wochenende das 2:1 von St. Pauli in Düsseldorf besiegelt hatte, brachte Ao Tanaka (99.) die Fortunen in der Verlängerung in Führung. Carlo Boukhalfa (120.+1) schockte die Düsseldorfer dann spät und sicherte den Gastgebern das Elfmeterschießen, in dem Hartel seinen verschossenen Elfmeter wiederholen durfte und erneut vergab. Dann traf schließlich Tzolis spektakulär für die Gäste.

Das glückliche Weiterkommen in Hamburg könnte dem Tabellenfünften auch einen Schub im Aufstiegsrennen der 2. Liga geben. «Uns ist bewusst, dass die Saison richtig groß werden kann», sagte Torwart Kastenmeier.

Von Felix Schröder, dpa

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