Kölns Dejan Ljubicic (l) im Laufduell mit dem Hoffenheimer Ihlas Bebou. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Der abstiegsbedrohte 1. FC Köln hat vor dem Rosenmontagsumzug seine Fans nur zeitweise in Karnevalsstimmung versetzen können. Das abstiegsbedrohte Team von Trainer Timo Schulz kam zu einem 1:1 (0:0) bei der TSG 1899 Hoffenheim und gab den Sieg erst in der Nachspielzeit her. Max Finkgräfe hatte die Gäste mit einem Freistoßtor in der 79. Minute in Führung gebracht. Der eingewechselte Andrej Kramaric (90.+4) glich mit seinem achten Saisontreffer noch aus.

Vor 23.020 Zuschauern war der gastgebende Europacup-Kandidat in einer sehr mäßigen Partie dem Sieg lange näher. Trainer Pellegrino Matarazzo und seine Mannschaft sind nach dem Abschluss des 21. Spieltages in der Fußball-Bundesliga nun schon seit sieben Spielen ohne Dreier.

Nach Spielschluss ging die Mannschaft zu den Fans und musste sich dort Kritik anhören. «Es war ein Austausch zwischen Fans und Mannschaft. Natürlich sind die Fans unzufrieden mit der Phase gerade, genau wie wir. Deswegen war es mal wichtig, dass man sich in die Augen geschaut hat und ein paar Worte ausgetauscht hat. Nächste Woche gegen Union geht es wieder um drei Punkte, wieder zu Hause. Da brauchen wir jeden Mann im Stadion», berichtete Grischa Prömel, wollte aber keine inhaltlichen Details preisgeben.

Eine Woche nach dem 2:0 gegen Eintracht Frankfurt verpassten es die Kölner, im Tabellenkeller den Abstand auf den FSV Mainz 05 und den SV Darmstadt 98 auszubauen und liegen auf dem Relegationsplatz fünf Punkte hinter dem 1. FC Union Berlin.

«Fühlt sich eher wie eine Niederlage an»

«Wenn du in der 94. Minute so ein Tor kassierst, ist das unendlich bitter», sagte Kölns Benno Schmitz im Streamingdienst DAZN. «Es fühlt sich eher wie eine Niederlage an», bekannte auch Torschütze Finkgräfe, «aber im Endeffekt: Jeder Punkt zählt.» Und Kapitän Florian Kainz befand: «Die Spiele, die wir im neuen Jahr gemacht haben, waren alle okay. Wir hätten noch mehr Punkte holen können.»

Bei den harmlosen Hoffenheimern konnte Matarazzo auch zu seinem einjährigen Dienstjubiläum im Kraichgau nicht für die Wende sorgen. Von den letzten zwölf Spielen gewann die TSG nur eines – und hinkt Ansprüchen und Form weiter hinterher.

Auch in Sinsheim Proteste

Unmittelbar nach dem Seitenwechsel hatte es auch im Sinsheimer Stadion Proteste gegen den geplanten Investoreneinstieg bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gegeben. Aus der Kölner Kurve flogen Äpfel auf den Rasen. Auch ein Plakat wahrscheinlich mit dem Konterfei von TSG-Mäzen Dietmar Hopp als Karikatur im Fadenkreuz zeigten die Gäste-Fans. Schiedsrichter Christian Dingert unterbrach die Partie für einige Minuten.

Die vielen mitgereisten lautstarken Kölner Fans verwandelten die Arena zeitweise in ein Heimspiel für ihren FC. Bei den Gästen, die ohne die verletzen Offensivkräfte Davie Selke, Mark Uth und Luca Waldschmidt antreten mussten, spielte Luca Kilian in der Innenverteidigung für den erkrankten Timo Hübers.

Bei der TSG agierte Abwehrchef Florian Grillitsch schon von hinten heraus als Ballverteiler im Spielaufbau, im vorderen Drittel aber haperte es zunächst. Ihlas Bebou verzog nach einer knappen Viertelstunde aus vielversprechender Position. Torjäger Andrej Kramaric saß überraschend erst mal auf der Bank.

Mit energischer Zweikampfführung und taktischer Disziplin hielten die Kölner ihren Gegner meist fern vom eigenen Tor. Bei einem abgefälschten Schuss von Wout Weghorst musste dann jedoch Torwart Marvin Schwäbe (25.) mit dem Fuß retten. Und kurz vor der Pause löffelte der Niederländer den Ball aus der Drehung über die Latte.

Ansonsten fehlten im Spiel der TSG Tempo und Bewegung, um den Abstiegskandidaten öfter in Bedrängnis zu bringen. Den Kölnern fiel im Angriff um Stürmer Jan Thielmann in dessen 100. Liga-Spiel allerdings noch weniger ein im ersten Durchgang – der 19 Jahre alte Finkgräfe narrte dann aber TSG-Keeper Oliver Baumann mit einem präzisen Freistoß ins rechte Eck. Kramaric riss die Gäste aber in der Nachspielzeit aus allen Siegträumen.

Von Ulrike John, dpa

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