Maximilian Mittelstädt jubelt nach seinem Premierentreffer im DFB-Trikot. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa)

Maximilian Mittelstädt hob beim Torjubel tatsächlich ab. Wie Major Tom im neuen Treffer-Jingle der Fußball-Nationalmannschaft, der ihm zu Ehren nach seinem Premierentor im DFB-Trikot in der Frankfurter Arena gegen die Niederlande erstmals erklang.

Um die Bodenhaftung des großen Aufsteigers in der erfolgreichen EM-Testwoche muss sich aber niemand Sorgen machen. Da ist sich Julian Nagelsmann sicher. «Herausragend. Das Beste ist, er ist ein völlig normaler Typ, ein unfassbar lieber Kerl, freundlich, gut gelaunt, immer», sagte der Bundestrainer über den linken Außenverteidiger vom VfB Stuttgart.

Genau hatte Nagelsmann den 27-Jährigen nach dessen famosem Debüt in Frankreich am Wochenende beobachtet. «Ich fand die Reaktion danach interessant. Wie steht er am Sonntag beim Frühstück auf? Wie ist er am Montag? Wie ist er heute beim Spiel? Macht er etwas anders? Ist es das Gefühl, jetzt bin ich Nationalspieler, jetzt mache ich ein bisschen weniger?», schilderte der Bundestrainer. Mittelstädt bestand die Charakteranalyse vor und beim 2:1 gegen den Erzrivalen mit Bravour. Trotz seines Fehlers beim frühen Gegentor.

Lobgesang von Nagelsmann

«Er macht einen Fehler und alle folgern, ja, zweites Spiel, jetzt ist er Nationalspieler – und dann geht er nach vorne und haut das Ding aus 18 Metern in den Winkel. Und noch dazu macht er danach ein sehr gutes Spiel», hob Nagelsmann zu einem Lobgesang ab.

Der Bundestrainer konnte sich auch selbst auf die Schulter klopfen. Mittelstädt? Vor einem dreiviertel Jahr noch trauriger Bundesliga-Absteiger von Hertha BSC, weit weg von internationalen Meriten. Kritiker holten die Geschichte von Zoltan Sebescen heraus, der einst in einem Länderspiel gegen Oranje als Debütant komplett überfordert war.

Doch der risikobehaftete Plan ging auf. Mittelstädt lieferte zweimal – und die chronische Problemlage auf der linken defensiven Außenbahn hat sich rechtzeitig vor der EM entspannt. «Wenn er diesen Drive weitergeht in Stuttgart in der Saison, dann ist er absolut ein Spieler für uns für die EM», sagte der Bundestrainer. Mittelstädt solle in den kommenden Wochen im Vereinsalltag nur weiter «schön auf Sebastian Hoeneß hören», also seinen Chef vor Ort.

Bodenhaftung im Ländle

Und Mittelstädt? Der bewegte sich bei den Fragen nach der EM-Perspektive verbal so geschickt wie vorher auf dem Platz. «Ich wäre froh, wenn ich dabei wäre», sagte der gebürtige Berliner. «Jetzt gilt es, meine Leistung beim VfB zu bestätigen. Der volle Fokus gilt dem VfB, da haben wir auch noch ein großes Ziel», sagte er. Probleme mit der Bodenhaftung soll es auch im Ländle beim Kampf um einen Champions-League-Platz nicht geben.

Ousmane Dembélé als Gegenspieler gegen Frankreich, dann die Holland-Offensive um Memphis Depay. Und jetzt am Sonntag gegen Heidenheim. Da könnte ein Spannungsabfall zum Problem werden. Mittelstädt beruhigt aber. «Es ist nicht so, dass wir die unterschätzen. Wir haben im Hinspiel gegen Heidenheim verloren und wollen etwas gutmachen. Jeder weiß, dass Heidenheim aktuell eine gute Runde spielt und uns das Leben schwer machen wird. Wir sind alle gut drauf.» Auf ihn trifft das nach den ersten Tagen bei der Nationalelf definitiv zu.

Von Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa

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