Lea Schüller (r) und Lena Oberdorf freuen sich auf die Olympischen Spiele in Paris. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Irgendwo in das proppenvolle Programm mit dem dringend nötigen Urlaub zwischendurch muss Lena Oberdorf noch ihren Umzug reinpacken. Nach ihrem aufsehenerregenden Wechsel vom VfL Wolfsburg zum FC Bayern München ist die Nationalspielerin im Olympia-Sommer nicht nur sportlich gefordert.

«Ich habe da ein echt gutes Umfeld, die sich mit mir vorbereitet haben, damit man das vielleicht in zwei, drei Tagen alles schafft», sagt die 22-Jährige vor dem EM-Qualifikationsspiel der deutschen Fußballerinnen gegen Polen am Freitag (20.30 Uhr/ZDF) in Rostock. Nicht nur für sie werden die Wochen bis Olympia eine echte Herausforderung.

«Ich habe meine Sachen jetzt noch in Wolfsburg und werde nach dem Lehrgang sofort damit starten umzuziehen. Und dann hoffe ich, dass ich so am 10. Juni mit allem durch bin und   Urlaub machen kann», ergänzt Oberdorf. Am kommenden Dienstag geht es für die Frauen ins Rückspiel im polnischen Gdynia. Anfang Juli haben die Champions-League-Teilnehmer FC Bayern, Wolfsburg und Eintracht Frankfurt dann schon Trainingsauftakt. 

Nationalspielerinnen im Dauer-Stress

Dort schlagen Nationalspielerinnen wie Oberdorf, Lea Schüller, Giulia Gwinn und Klara Bühl (München) oder Alexandra Popp, Marina Hegering, Kathrin Hendrich und Merle Frohms (Wolfsburg) aber nur für wenige Tage auf. Denn am 8. Juli geht es wieder zum Nationalteam, das am 12. Juli in Island und am 16. Juli gegen Österreich in Hannover noch einmal in der Ausscheidung für die EM 2025 in der Schweiz antritt. 

«Das ist ein straffes Programm, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Am sinnvollsten ist es, wenn du die Mädels mit in die Verantwortung nimmst», sagt Bundestrainer Horst Hrubesch. «Auf der einen Seite kriegen sie Urlaub, auf der anderen Seite wollen sie sich gezielt vorbereiten auf Olympia. Dass das ein Spagat ist, weiß ich.»

Das erste Spiel bei Olympia steht am 25. Juli in Marseille gegen Australien an. Weitere Vorrundengegner sind die USA und Sambia. Auf ein Trainingslager vor den Sommerspielen verzichtet Hrubesch angesichts der EM-Qualifikation praktisch unmittelbar davor. Die nächsten Wochen sind aber mit den Vereinen genau abgesprochen. «Es wird zügig individuelle Trainingspläne geben, ab Mitte Juni», sagt Abwehrchefin Hegering. 

Urlaub wird herbeigesehnt

 «Einfach mal für sieben bis 14 Tage nicht an Fußball denken» – das wünscht sich Bühl. «Natürlich hat man das Turnier im Sommer trotzdem im Hinterkopf.» Dass die Nationalspielerinnen im Juli mit kaum Training gleich in die nächste Phase der EM-Qualifikation starten, bereitet den Club-Verantwortlichen etwas Bauchschmerzen – «weil es ein Risiko birgt, direkt in der ersten Vorbereitungswoche ein Pflichtspiel zu haben mit den Nationalmannschaften», wie Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot sagte. 

«Schon schwierig» findet DFB-Kapitänin Popp  die Steuerung in den nächsten Wochen. «Nach dem letzten Bundesliga-Spiel fährt man sich erst mal runter, ein paar Tage später muss man für die Nationalmannschaft wieder hochfahren», sagte Deutschlands Fußballerin des Jahres 2023 im Interview der «Wolfsburger Allgemeine». «Was in diesem Jahr positiv ist: Zwischendrin gibt es drei Wochen Urlaub. Zwar natürlich wieder mit kleinen Lauf-Plänchen, aber ein bisschen Entspannung ist da schon drin.» 

Stürmerin Schüller, die sich mit Oberdorf besonders gut versteht und sich über deren Wechsel nach München freut, beschreibt die Lage vor den Spielen gegen Polen so: «Wir haben nicht so viel, eigentlich gar keine Zeit, uns auf Olympia vorzubereiten, deswegen wird die EM-Quali gleichzeitig auch die Vorbereitung auf Olympia – und genauso nehmen wir es auch an.»  

Von Ulrike John, dpa

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