Allen Grund zum Feiern: Düsseldorfs Spieler jubeln über das Tor zum 2:0. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Torwart Andreas Luthe stapfte wutentbrannt über sich selbst in die Kabine, die restlichen Profis schleppten sich mit ratlosen Gesichtern zu den völlig enttäuschten eigenen Fans. Nach einer krachenden Niederlage taumelt der VfL Bochum dem erneuten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga entgegen.

Die Mannschaft von Trainer Heiko Butscher unterlag Fortuna Düsseldorf nach einer enttäuschenden Leistung mit 0:3 (0:1). Vor 26.000 Zuschauern im Ruhrstadion – darunter auch Edelfan Leon Goretzka – war der Bundesliga-16. Bochum defensiv anfällig und offensiv harmlos. 

«Es ist schwer nach so einem Spiel, nach einem 0:3. Die Jungs sollten sich den Arsch aufreißen», sagte Keven Schlotterbeck. «So absteigen wollen wir nicht.» Ein unglückliches Eigentor von VfL-Stürmer Philipp Hofmann (13. Minute) hatte die Pleite eingeleitet. Felix Klaus gelang das zweite Fortuna-Tor (64.), Yannik Engelhardt das dritte (72.). Düsseldorf kann mit Trainer Daniel Thioune am Montag zu Hause gegen die auswärtsschwachen Bochumer den Aufstieg perfekt machen. 

Alles andere als der siebte Bundesliga-Abstieg des VfL wäre eine riesige Überraschung. «Wir lassen die da drüben feiern und machen am Montag den Gegenschlag», gab sich Schlotterbeck aber kämpferisch. Voreilig wollten allerdings auch die Düsseldorfer nicht feiern. «Wenn wir drei Tore in Bochum schießen, kann Bochum das auch in Düsseldorf», sagte Marcel Sobottka.

Grönemeyers Zuversicht bekommt einige Dämpfer

Dabei schien der VfL trotz der Querelen um Stammkeeper Manuel Riemann bereit für diese Partie und hatte prominente Unterstützung. Schon lange vorher puschte Pott-Ikone Herbert Grönemeyer per Instagram die Bochum-Profis: «Mein Herz schlägt mit Euch und meine Zuversicht kennt keine Grenzen.» Kurz vor dem Anpfiff erklang seine Bochum-Hymne über Lautsprecher. Auf den Rängen sang auch der gebürtige Bochumer Goretzka vom FC Bayern in einem legendären VfL-Trikot mit. 

Auf dem Rasen trafen die torreichste Offensive der zweiten Liga (72) und die zweitschlechteste Defensive der ersten Liga (74 Gegentore) aufeinander. Zudem barg der Torwartwechsel in den wichtigsten beiden Spielen der Saison für den VfL ein gewisses Risiko. 

Riemann-Krach hängt über wichtigste Spiele

Riemann hatte vor der Relegation nicht die gewünschten Auffassungen zu teaminhaltlichen Themen vertreten, für die Bosse der Bochumer war die Grenze überschritten. Für den ohnehin polarisierenden Riemann rückte Andreas Luthe ins Tor. «Er strahlt eine verdammt gute Ruhe aus», lobte VfL-Coach Butscher vor dem Spielbeginn. Überraschend hatte er zudem auf Kapitän Anthony Losilla in der Startformation verzichtet. «Toto steht total dahinter. Er wird noch wichtig werden», sagte Butscher über den Routinier.

Wichtig war es aber vor allem, gut in die Partie gegen die seit Februar und 14 Spielen in der zweiten Liga ungeschlagenen Düsseldorfer zu kommen. Das gelang dem VfL, der durch den Last-Minute-Sieg des 1. FC Union Berlin am letzten Spieltag auf den Relegationsrang abgerutscht war, zunächst.

Ecke, Pfosten, Oberschenkel, Eigentor

Umso härter traf die Gastgeber das Düsseldorfer Führungstor, das unglücklicher kaum hätte entstehen können. Eine Ecke von der linken Seite zirkelte Fortunas Leihspieler Christos Tzolis mit viel Effet an den kurzen Pfosten, von dort prallte der Ball gegen den Oberschenkel von Bochums Hofmann und von dort ins Tor. Luthe war machtlos. Aber der VfL nicht hilflos. Kurze Zeit später traf Bernardo nach einem Eckball den Pfosten, der Ball landete danach aber in den Händen von Fortuna-Keeper Florian Kastenmeier. Richtig zwingend wurde es nach dem durchaus turbulenten Beginn auf beiden Seiten bis zur Pause nicht mehr. 

Luthe mit einer Glanztat

Auch Goretzka musste weiter bangen. Erst recht, als die Gäste vom Rhein beinahe nachgelegt hätten. Einen Schuss von Klaus parierte Luthe aber in der Luft liegend aber noch mit einer Hand spektakulär. Ein zweites Gegentor und die Hoffnungen auf den Erstliga-Verbleib wären beim VfL weiter gesunken, zu offensiv durfte die Mannschaft also auch nicht werden beim Bemühen um einen Ausgleichstreffer gegen relativ cool und vor allem sehr diszipliniert spielende Düsseldorfer.  

Und dann passierte es doch und gleich doppelt. Nach einer Ungenauigkeit im Angriff wurde die Bochumer Defensive bloßgestellt. Blitzschnell spielte Düsseldorf aus dem eigenen Strafraum nach vorn, Tzolis legte Klaus auf und diesmal überwand dieser Luthe. Konsterniert saß für einen Moment auch Butscher auf der Bochumer Bank. Doch es kam noch schlimmer mit dem dritten Tor der Gäste. «Wir wollen euch kämpfen sehen», forderten die wütenden VfL-Fans. Es half nichts.

Von Thomas Eßer und Jens Marx, dpa

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