Erwartet keine Abschiedspräsente beim letzten Heimspiel als Bayern-Coach: Thomas Tuchel. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Peter Kneffel/dpa)

Thomas Tuchel redete sich mit jeder Minute mehr aus dem frustrierenden Madrid-Tunnel. Das dramatische Champions-League-Aus des FC Bayern gegen Real Madrid und das verpasste Wembley-Endspiel gegen Borussia Dortmund wirkt in München noch nach.

Auch beim Trainer, dessen finale Bayern-Tour nun mit dem letzten Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg beginnt und sechs Tage später in Sinsheim gegen die TSG Hoffenheim in der Fußball-Bundesliga unspektakulär statt glorreich zu Ende geht.      

Wehmut? Ärger? Von allem ein bisschen

Wehmut? Ärger? «Von allem ein bisschen», begleite ihn in die Abschiedswoche, die mit den letzten 90 Minuten in der Münchner Arena beginnt. «Ich komme persönlich aus einem Tunnel die letzten zehn Tage», schilderte Tuchel in der Pressekonferenz am Samstag. Da sei nur Real Madrid in seinem Kopf gewesen. «Wir haben unser Herzblut in beiden Spielen gelassen. Wir sind auf bittere Weise ausgeschieden», sagte er zum 1:2 nach zwei ganz späten Toren der Königlichen im Bernabéu-Stadion. «Aber das gehört zum Sport. Ich wollte nicht, dass es in acht Tagen vorbei ist», sagte der 50-Jährige. Sein Nachfolger ist weiter nicht benannt.

Wird’s ein emotionales letztes Mal auf der Bayern-Bank in der Allianz Arena? Tuchel hatte am Tag davor keine Antwort parat. Eine große Verabschiedung mit Präsenten vor dem Anpfiff erwartet er nicht. «Für eine vorzeitige Vertragsauflösung ohne Titel braucht man keine Blumen zu übergeben», sagte er trocken. «Natürlich bin ich persönlich nicht zufrieden. Ich habe bei Bayern München einen Vertrag unterschrieben, um Titel zu gewinnen.» 

Tuchel: «Ich habe mein Bestes gegeben»

Das gelang mit der glücklichen Last-Minute-Meisterschaft 2024 soeben. Diese Saison aber blieb Tuchels Team komplett ohne Titel, Dauer-Unruhe, Verletzungen und viel zu viele Niederlagen prägten das Jahr. «Ich habe mein Bestes gegeben», sagte er trotzdem. Die Münchner Fans werden ihm wohl nochmal applaudieren, so wie es die mitgereisten Anhänger nach dem großen, aber vergeblichen Halbfinal-Kampf in Madrid taten. 

Über seine Zukunft habe er noch keine Entscheidung getroffen. Das werde «in den nächsten Wochen in aller Ruhe» geschehen. Wohin geht’s? Wieder weg aus Deutschland? Zurück nach England, wo er 2021 mit dem FC Chelsea die Champions League gewann? «Ich habe keine Ahnung. Ich werde das in aller Ruhe überlegen. Es war anders geplant hier, aber seit Februar ist die Sache klar», sagte Tuchel: «Es gab bislang keine Gespräche mit anderen Clubs, weil die Aufgabe hier allumfassend war. Es gibt keine Tendenz und keine Entscheidung in keine Richtung.»

Letzter Auftrag: Platz zwei sichern

Der letzte Auftrag lautet, die Vizemeisterschaft zu sichern. Schon ein Punkt gegen Wolfsburg würde den Bayern (69) reichen, um den VfB Stuttgart (70) wieder von Platz zwei zu verdrängen. «Wir machen keinen normalen Beruf, wir sind Spitzensportler. Wir können uns nicht hängenlassen», sagte Tuchel: «Ich möchte nicht vorleben, dass es mir egal ist.»

Leicht wird’s nicht. Harry Kane (Rücken), Jamal Musiala (Knie), Leroy Sané (Schambein) und Serge Gnabry (Muskelbündelriss) fallen verletzt aus. Matthijs de Ligt sei dazu fraglich. Die Probleme von Musiala und Sané müssen auch Bundestrainer Julian Nagelsmann kurz vor dem Start in die EM-Vorbereitung beunruhigen. «Ich spiele die letzten Monate mit Schmerztabletten und Spritzen», verriet Musiala nach dem Aus in Madrid. Der schmerzhafte «Reizzustand an der Außenseite des Knies» sei mittlerweile eine Behinderung, sagte Tuchel. 

Musiala, Sané: Beunruhigende Nachrichten für Nagelsmann 

Flügelstürmer Sané kann schon seit Wochen nur eingeschränkt spielen und trainieren. «Leroy ist aktuell wieder in Schmerzbehandlungen», berichtete Tuchel: «Er wird alles für die EM tun. Da kenne ich aber die Pläne von Julian nicht, was Julian da akzeptiert und wie viel Freiraum er Leroy lässt für Behandlungen und so weiter.» Nagelsmann gibt am Donnerstag in Berlin seinen EM-Kader bekannt.

Von Klaus Bergmann, dpa

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