Dortmunds Marco Reus wird nach dem Spiel von seinen Mitspielern gefeiert. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Seinen emotionalen Abschied aus dem heimischen Stadion nutzte Marco Reus zu einer großzügigen Geste. Mit Freibier für die Südtribüne bedankte er sich nach dem 4:0 (2:0) gegen den SV Darmstadt 98 bei den Fans für «zwölf wunderschöne Jahre». Doch bei aller Sentimentalität verlor er seine letzte Mission im schwarzgelben Trikot nicht aus den Augen. Ein Sieg im Champions-League-Finale von Wembley gegen Real Madrid soll seine Karriere krönen – und ihn vom Ruf befreien, kein Profi für große Triumphe zu sein. 

Mit seiner Kampfansage brachte Reus die Gelbe Wand ein letztes Mal zum Beben: «Die Gier nach dem Titel ist grenzenlos. Der Glaube daran, dass wir Geschichte schreiben können, muss in den nächsten Tagen wachsen. Dem Spiel werden wir alles unterordnen.»

Alles auf Wembley ausgerichtet

Jedes Tor gegen Darmstadt erhöhte die Vorfreude auf Wembley. Dass auch Reus (38. Minute) mit einem Kunstschuss in den Torwinkel zum 2:0 einen Treffer beisteuerte, rundete die emotionale Abschiedsfeier für den 34-Jährigen ab. «Wir nehmen ein positives Gefühl mit nach Hause. Das wird uns die nächsten zwei Wochen begleiten», kommentierte Sebastian Kehl. Der Sportdirektor wertete nicht nur die Leistung der Mannschaft, sondern auch die Reaktion der Fans als Mutmacher: «Wir spielen gegen Real Madrid. Deshalb werden wir unglaublich viel Herz brauchen. Das haben die Leute uns heute mitgegeben.»

Der perfekte Abschied

Als Reus in der 82. Minute unter tosendem Applaus von den Rängen ausgewechselt wurde, standen alle BVB-Profis Spalier. «Es war perfekt, ich bin unglaublich dankbar für die Liebe, die mir die Leute entgegengebracht haben», schwärmte der Angreifer, der in seiner Karriere oft durch Verletzungen zurückgeworfen wurde und sich auch deshalb mit bisher zwei Erfolgen im DFB-Pokal (2017/2021) begnügen musste. «Heute habe ich versucht, alles zu genießen. Die letzte Busfahrt zum Stadion, das Aufwärmen, das Spiel, einfach alles. Das sind die Momente, für die man wirklich Fußballer wird. Du bist oft weg von deiner Familie und das ist deine zweite Familie.»

Unmittelbar nach dem Schlusspfiff verließ kaum ein Zuschauer das Stadion. Fast alle wollten sehen, wie Reus das Vorsänger-Pult in der Mitte der Südtribüne erklomm und sich für die jahrelange Unterstützung bedankte. «Es war ein Abschied, wie er sich für einen Spieler dieser Kategorie gehört: mit sehr hoher Wertschätzung, wahnsinnig großen Emotionen und mit einem guten, gewonnenen Spiel», befand Sportdirektor Kehl. Der Verein zeigte bei X ein Bild von einer Kasse unter der Südtribüne, an der ein Zettel klebte mit der Aufschrift: «Danke für alles! Das Abschiedsbier geht auf mich. Eurer Marco.»

Noch kein Karriereende

Mit Reus verliert der BVB seinen wohl populärsten Profi, der vor allem im Ausland noch immer höchste Wertschätzung genießt. Diese Lücke ist nach Einschätzung von Mittelfeldspieler Julian Brandt vorerst nicht zu schließen: «Das sind große Fußstapfen. So große Füße hat keiner von uns. Wir werden versuchen, es auf mehrere Schultern zu verteilen.»

Für welchen Verein er in der kommenden Saison auflaufen wird, ließ der gebürtige Dortmunder offen. «Ich will weiter spielen, weil ich mich einfach gut fühle und weil ich mir das zutraue. Ich denke, dass ich noch gut bin. Aber jetzt liegt der Fokus erst einmal auf dem 1. Juni», sagte Reus mit Blick auf den ultimativen Showdown seiner Karriere in Wembley. 

Von Heinz Büse, dpa

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