DFB-Präsident Bernd Neuendorf hofft auf den Zuschlag für die Frauen-WM 2027. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Monika Skolimowska/dpa)

Bernd Neuendorf muss kurz warten, als Clarence Seedorf im Foyer des noblen FIFA-Hotels in Bangkok Autogramme für Fans schreibt und alte Weggefährten begrüßt. Danach steht für die Delegation mit dem DFB-Präsidenten und dem früheren Oranje-Star der nächste Termin an, um für die gemeinsame Bewerbung aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden um die Frauen-WM 2027 zu werben. 

Am Freitag vergibt der Fußball-Weltverband beim Kongress in der thailändischen Hauptstadt das Turnier. Einziger Kontrahent des europäischen Trios ist Brasilien. Der Deutsche Fußball-Bund präsentiert sich kurz vor der Abstimmung zuversichtlich – trotz kniffliger Ausgangslage. Er führe «viele Gespräche», sagte Neuendorf, der im Council des Weltverbands sitzt. «Wir werden alles reinwerfen, dass wir am Ende des Tages doch die Nase vorne haben.»

Wie groß sind die Chancen?

Brasilien wird international als leichter Favorit im Endspurt um die letzten Stimmen angesehen. Erstmals könnte eine Weltmeisterschaft der Fußballerinnen in Südamerika steigen. Die Europäer wollen ihrerseits mit einer nachhaltigen WM der kurzen Wege punkten. 

«Wir sind sehr selbstbewusst», sagt Neuendorf. «Wir glauben, dass wir eine ausgezeichnete Bewerbung vorgelegt haben und werden bis zum letzten Moment alles dafür tun, dass sie auch erfolgreich ist». Zumindest die anderen europäischen Verbände dürften geschlossen hinter Deutschland & Co. stehen. Das südamerikanische Lager setzt unter anderem fest auf die Stimmen aus Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik. Die USA und Mexiko hatten ihre Bewerbung kürzlich zurückgezogen und einen neuen Anlauf für 2031 angekündigt.

Wie wichtig ist der Evaluationsbericht der FIFA?

Der Weltverband bewertete vorab Aspekte der Bewerbungen wie die Infrastruktur, Nachhaltigkeit, Menschenrechte und rechtliche Fragen. Dabei erhielt die Dreier-Bewerbung ein etwas schlechteres Ergebnis als Brasilien. Beide Bewerbungen erfüllen demnach zwar alle Mindestvorgaben. In der Bewerbung der Europäer bestünde aber «eine Reihe von rechtlichen Risiken». Die Regierungen der Länder hätten die rechtliche Durchsetzbarkeit von eingereichten staatlichen Unterstützungsdokumenten nicht vollständig garantiert, hieß es.

Auch wenn die Gesamtnote «geringfügig» unter der Brasiliens liege, werde diese als Bestätigung der gemeinsamen Bewerbung gewertet, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums der dpa. Die Verbände könnten «zuversichtlich und selbstbewusst» in die Wahl gehen. Die Dreier-Kandidatur bekam unter anderem für die kurzen Wege und die Nachhaltigkeit eine exzellente Bewertung. 

«Auf geht’s zum Sieg», schrieb Brasiliens Sportminister André Fufuca euphorisch nach Veröffentlichung des FIFA-Berichts. Neuendorf & Co. müssen die Verbände nun überzeugen, dass der Bericht nicht ausschlaggebend für die Stimmabgabe ist.

Wie wird die WM vergeben?

Erstmals entscheidet der Kongress des Weltverbands über die Vergabe einer Frauen-WM. Ohne die vier Bewerberländer dürfen am Freitag (4.00 Uhr/MESZ) im Queen Sirikit National Convention Center bis zu 207 Mitgliedsverbände der FIFA ihre Stimme abgegeben. Die vorige Weltmeisterschaft 2023 hatte noch das Council an Australien und Neuseeland vergeben. Die Stimmen der einzelnen Nationalverbände werden nach der Wahl veröffentlicht. 

Wie soll eine WM in Deutschland, Belgien und den Niederlanden aussehen?

Das europäische Trio hat sich mit insgesamt 13 Städten beworben, die genaue Zahl würde bei einem Zuschlag die FIFA noch festlegen. Alle geplanten deutschen Spielorte liegen im Westen: Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Köln. Laut FIFA-Evaluationsbericht wurde Amsterdam als Ort des Eröffnungsspiels vorgeschlagen, das Finale solle in Dortmund steigen. Es wäre die erste Fußball-WM der Frauen in Deutschland seit 2011.

Von Florian Lütticke und Jan Mies, dpa

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