Robert Lewandowski beim Training der Polen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa)

Der wichtigste Oberschenkel der polnischen Fußball-Nation scheint wieder gesund genug zu sein. Robert Lewandowski ist zurück im Mannschaftstraining. Gut gelaunt lief er auf den Rasen des Berliner Olympiastadions und schoss zu Beginn der Einheit locker einen Ball in Richtung Tor. Das wahrscheinliche Comeback des Superstars kommt gerade rechtzeitig, denn für seine Polen geht es gegen Österreich am Freitag (18.00 Uhr/MagentaTV und ARD) in Berlin bei der EM schon um alles.

Sein Trainer Michal Probierz wollte sich zwar noch nicht endgültig in die Karten schauen lassen und kündigte eine Entscheidung erst nach dem Training an. Doch die Tendenz ist klar. «Das österreichische Team wird nicht froh sein, dass er fit ist», ließ Torwart Wojciech wenig Zweifel.

Die Bedeutung der Partie gegen das ÖFB-Team ist immens. «Das ist unser kleines Finale und das wichtigste Spiel im Turnier», sagte Szczesny. Beide Teams haben ihre Auftaktspiele gegen die Gruppenfavoriten Niederlande und Frankreich verloren. Eine Niederlage am Freitag könnte schon das Aus bedeuten.

«Die Mannschaft, die gewinnt, hat gute Chancen, alle Chancen, weiterzukommen. Ein Unentschieden hilft beiden nicht wirklich», machte Österreichs Teamchef Ralf Rangnick deutlich.

Der große Erfolg mit Polen fehlt noch

Für den 35 Jahre alten Lewandowski, Polens Rekordnationalspieler und – torschütze, könnte es die letzte Chance sein, bei einem großen Turnier weit zu kommen. «Für mich ist es der beste polnische Spieler aller Zeiten», sagte Szczesny.

Bei bislang insgesamt fünf Europa- und Weltmeisterschaften steht der Einzug ins Viertelfinale der EM 2016 aber als größter Erfolg mit Polen. Sicherlich zu wenig für die Ansprüche des früheren Weltfußballers, der auf Club-Ebene mit Borussia Dortmund, Bayern München und dem FC Barcelona etliche große Titel gewonnen hat.

Umso tragischer mutete der Muskelfaserriss des Kapitäns im letzten EM-Test gegen die Türkei an. Der Modellathlet, zu Beginn seiner Karriere fast nie verletzt, ist anfälliger geworden. Doch schnell gab es positive Zeichen aus Polens Camp, dass es Glück im Unglück war. Die polnischen Fans konnten etwas aufatmen.

Bei der Nationalmannschaft hing oft alles am 35-Jährigen. Fünf der letzten sieben Tore erzielte er bei den vergangenen beiden Turnieren. Beim 1:2 gegen die Niederlande konnte Lewandowski nur von der Seitenlinie unterstützen. «Wir haben vor dem Spiel gesprochen und er hat mir ein paar Tipps gegeben. Er hilft uns allen», sagte sein Vertreter Adam Buksa, der das Team in Führung schoss. Auch wenn der Siegtreffer von Oranje erst spät fiel, waren die Polen die deutlich unterlegene Mannschaft.

Geheimfavorit Österreich muss liefern

Auch Lewandowski wird nicht alle Probleme lösen können, zumal er eine für seine Verhältnisse enttäuschende Saison in Barcelona hinter sich hat. Den ominösen Titel des Geheimfavoriten, den die Polen wegen des Torjägers oft hatten, tragen dieses Mal unter anderem die Österreicher um Konrad Laimer (Bayern) und Marcel Sabitzer (BVB). 

Teamchef Ralf Rangnick hat aus dem ÖFB-Team einen unangenehmen Gegner gemacht. Das 0:1 gegen Vizeweltmeister Frankreich darf angesichts eines Eigentors, einer Großchance und einer strittigen Schiedsrichterentscheidung durchaus als unglücklich angesehen werden. Es ändert aber nichts daran, dass jetzt gepunktet werden muss.

Im Berliner Olympiastadion erwarten auch die Österreicher eine kampfbetonte Partie. «Das Spiel gegen Polen wird etwas anders, etwas zweikampfbetonter», sagte der Leipziger Nicolas Seiwald. «Polen wird uns höher anlaufen als die Franzosen, aber darauf sind wir vorbereitet.»

Rangnick hat einen Plan für Lewandowski

Rangnick rechnet fest mit einem Einsatz von Lewandowski. «Er ist natürlich der Spieler schlechthin für Polen. Er wird auch immer wieder gesucht, speziell fürs Umschaltspiel», sagte der 65-Jährige.

Lewandowski sei vor allem im Strafraum gefährlich. «Wir müssen schauen, dass wir möglichst wenig Bälle auf ihn zulassen», sagte der Deutsche. Österreich müsse versuchen, «das Spiel in jeder Phase nach unseren Richtlinien zu spielen und zu kontrollieren. Wenn das passiert, kommt er hoffentlich gar nicht so oft in Situationen, wo er seine Qualitäten ausspielen kann.»

David Langenbein und Sebastian Stiekel, dpa

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