Deutschland will sich um die Fußball-WM der Frauen 2027 bewerben. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

Vordergründig steuert der Deutsche Fußball-Bund als Gastgeber zielgerichtet auf die Männer-Europameisterschaft 2024 zu.

Im Hintergrund arbeitet der größte Sportfachverband der Welt längst daran, wieder eine Weltmeisterschaft nach Deutschland zu holen – die der Frauen.

Die gemeinsame Bewerbung mit den Niederlanden und Belgien für das Turnier 2027 – Motto: «Three Nations. One Goal» (Drei Nationen. Ein Ziel) – gestaltet sich jedoch schwierig. Das hat mit dem angespannten Verhältnis zwischen dem Weltverband FIFA und dem DFB zu tun und mit der harten Konkurrenz. 

Beim DFB hätte man am liebsten längst richtig losgelegt, nur: Die FIFA hat das offizielle Bewerbungsverfahren noch gar nicht eröffnet. Über den Ausrichter entschieden werden soll erst 2024 – nur drei Jahre vor dem ersten Anpfiff. Die Männer-Turniere 2018 in Russland und 2022 in Katar hatte die FIFA bereits 2010 in einem Aufwasch vergeben.

Die Konkurrenz ist groß

Der DFB setzt auf ein nachhaltiges Turnier im Dreiländereck mit Belgien und den Niederlanden; als Spielorte hat man sich bereits auf die vier Nordrhein-Westfalen-Städte Dortmund, Duisburg, Düsseldorf und Köln festgelegt. Was den DFB-Verantwortlichen gar nicht schmeckt: Inzwischen hat Südafrika angekündigt, sich ebenfalls zu bewerben – mit seinen Stadien der Männer-WM von 2010.

Es wäre das erste Frauen-Turnier dieser Art in Afrika – und würde den Bestrebungen der FIFA entgegenkommen, den Frauenfußball auch auf Kontinenten voranzubringen, die noch nie eine WM ausgerichtet haben. «Die Welt kennt unsere Kapazitäten, sie hat unsere Stadien gesehen und unsere Infrastruktur», sagte Verbandspräsident Danny Jordaan. «Sicher stellt es eine große Herausforderung dar, sich gegen diesen Mitbewerber durchzusetzen. Wir hoffen jedoch, den FIFA-Kongress mit unserer Bewerbung überzeugen zu können», heißt es vonseiten des DFB. 

Dabei könnten auch noch die USA, Mexiko und Chile als Bewerber hinzukommen, dazu der Verbund aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Färöer und Island – wenn die ersten vier nordischen Länder nicht am 4. April den Zuschlag für die EM 2025 bekommen.

Für die Weiterentwicklung des Frauenfußballs in Deutschland ist ein Turnier wie die Heim-WM 2011, als das Gastgeber-Team im Viertelfinale an Japan scheiterte, enorm wichtig. Nach der Boom-EM im Sommer 2022 in England mit Rekord-Einschaltquoten werden diese bei der WM im Juli und August 2023 in Australien und Neuseeland kaum erreicht werden können: Durch die Zeitverschiebung gibt es keine Live-Spiele zur europäischen Primetime.   

Die Kritik an Katar belastet Beziehungen

Im Bewerbungsrennen für 2027 kommt dem DFB wohl nicht gerade zugute, dass die Beziehungen zu FIFA-Präsident Gianni Infantino derzeit nicht die besten sind. Ob sie befürchte, dass den Deutschen die Kritik an den Katar-Verhältnissen auf die Füße fallen wird, wurde Martina Voss-Tecklenburg in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» gefragt. «Ich kann mir nur vorstellen, dass die FIFA den Frauenfußball weiterentwickeln möchte, und das geht am besten im Herzen Europas», sagte die Bundestrainerin knapp.

Der Einfluss des DFB in der FIFA ist momentan ohnehin eingeschränkt: Wenn das FIFA-Council Mitte März in Ruandas Hauptstadt Kigali tagt, sitzt der deutsche Verbandschef Bernd Neuendorf noch nicht im Führungsgremium. Der 61-Jährige soll beim UEFA-Kongress am 5. April in Lissabon von den Delegierten des Kontinentalverbandes für das FIFA-Amt gekürt werden. Im Council des Weltverbandes gilt Neuendorf gerade nach den Auseinandersetzungen während der Männer-WM in Katar als Gegenspieler Infantinos. Er hatte auch angekündigt, den Schweizer bei seiner angestrebten Wiederwahl im März nicht unterstützen zu wollen.

Ulrike John, dpa

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