Eintracht Frankfurt ist nach dem 3:0-Sieg gegen den FC Schalke 04 der erste Bayern-Verfolger in der Liga. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thomas Frey/dpa)

Die meisten Eintracht-Fans im Stadion waren noch gar nicht geboren, als die Frankfurter Deutschlands beste Fußball-Mannschaft stellten. 1959 war das, zum einzigen Mal übrigens. Sehnsuchtsvoll hallte es nach dem 3:0 gegen Schalke 04 von den Rängen: «Deutscher Meister – nur die SGE!»

Wie gemalt scheint die Konstellation: Der ohnehin ständig euphorisierte Europa-League-Sieger und Champions-League-Achtelfinalist ist plötzlich Tabellenzweiter hinter dem FC Bayern München und fordert den Branchenprimus beim Gipfeltreffen am kommenden Samstagabend. Doch Trainer Oliver Glasner nimmt nach einem eher schwerfälligen Jahresauftakt seines Teams die Rolle des Bayern-Jägers nicht an.

Krösche: «Wir wollen immer das Maximum erreichen»

«Über Tabellenplätze habe ich mir im Januar noch nie Gedanken gemacht. Es zählt, was dann Ende Mai in der Bundesliga da steht. Jetzt ist es völlig belanglos», sagte der 48 Jahre alte Österreicher. «Es ist mir egal, was die anderen sagen. Wir kümmern uns um uns.»

Dabei sind die Ambitionen am Main natürlich mächtig gewachsen. Sportvorstand Markus Krösche formulierte das unter der Woche so: «Wir wollen immer das Maximum erreichen und uns nach oben nicht begrenzen.» Aber Titelkampf? Glasner erinnerte nach dem in dieser Höhe schmeichelhaften Erfolg gegen das Schlusslicht aus Gelsenkirchen flugs an die 1:6-Niederlage zur Saisoneröffnung gegen die Bayern. Er meinte es auch «ganz ehrlich», als er Schalke und seinem Kollegen Thomas Reis «zu einer sehr, sehr guten Leistung» gratulierte. Und Glasner warnte: «Wenn wir viele Spiele so bestreiten wie heute, dann werden wir relativ wenig Punkte machen in der Rückrunde.»

Für die oft noch reichlich unsortierten, aber effizienten Frankfurter trafen vor 50.000 Zuschauern der dänische WM-Teilnehmer Jesper Lindström (22. Minute) und am Ende die eingewechselten Rafael Borré und Aurélio Buta (84./90.+1). Zur großen Freude von Glasner und Krösche, denn der Kolumbianer Borré hatte im letzten halben Jahr keine so große Rolle gespielt wie in der Europacup-Saison davor, sich in der Vorbereitung aber richtig reingehängt.

Eintracht nur noch fünf Punkte hinter den Bayern

Und Buta – der Portugiese mit angolanischen Wurzeln war im vergangenen Sommer ablösefrei von Royal Antwerpen gekommen und seitdem immer wieder verletzt – gab ein gelungenes Debüt. So fiel es nicht schwer ins Gewicht, dass der französische Vizeweltmeister Randal Kolo Muani «ein bisschen kränklich war in der Früh» (Glasner) und nicht groß glänzen konnte.

Jedenfalls verkürzten die Frankfurter den Rückstand auf Rekordmeister München auf fünf Punkte und überholten den SC Freiburg. Apropos Freiburg: Nicht der FC Bayern ist in der englischen Woche erst mal der nächste Gegner der Hessen, sondern am Mittwochabend das in Wolfsburgs bös‘ geschlagene Team von Christian Streich. Ein Grund mehr für die Eintracht, das Spitzenspiel in München erst mal weit wegzuschieben.

Zumal es einiges aufzuarbeiten gibt beim Tabellenzweiten. «Ich glaube, wir haben kein gutes Spiel gemacht. Die Art und Weise ist noch nicht das, was wir uns vorstellen. Wir waren nicht 100 Prozent da», kritisierte Krösche und betonte natürlich: «Wir haben jetzt zwei richtig schwierige Spiele vor uns.» Glasner meinte noch süffisant: «Bei einem Sieg kannst du in der Analyse vielleicht ein bisschen kritischer sein.»

Ulrike John, dpa

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