Ist nach drei Liga-Remis in Serie mit Bayern in Wolfsburg unter Zugzwang: Trainer Julian Nagelsmann. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Torsten Silz/dpa)

War das schon der Wendepunkt? Beim FC Bayern und auch beim jungen Fußball-Magier Jamal Musiala?

Julian Nagelsmann ist guter Dinge, dass auf das befreiende Münchner 4:0 im DFB-Pokal beim FSV Mainz 05 gleich am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) im nächsten Auswärtsspiel gegen den VfL Wolfsburg mit Ex-Bayern-Coach Niko Kovac auch der erste Punktspielsieg 2023 gelingt.

Neue Bayern-«Lust» aufs Gewinnen

«Die Lust zu gewinnen» sei im Münchner Starensemble nach dem Remis-Frust der vergangenen Woche zurück, spürt der Trainer. «Die Mannschaft hat einen hohen Anspruch an sich selbst und gibt die Antworten selbst. Das ist ein gutes Zeichen», sagte Nagelsmann. Die Münchner Stimmungskurve steigt. Es sei aber jetzt an der Zeit, «in der Bundesliga auch wieder dreifach zu punkten».

Zeit wird’s. Zumal sich die Bayern nach dem Liga-Stotterstart mit drei 1:1 in der Volkswagen-Arena zum Abschluss des 19. Spieltags plötzlich in der schon länger nicht mehr erlebten Jäger-Rolle wiederfinden könnten. Alle Verfolger von Union Berlin bis Eintracht Frankfurt können am Samstag vorlegen. Union (36 Punkte) und RB Leipzig (35) könnten dann mit Siegen an den Münchnern (37) vorbeiziehen. Und Borussia Dortmund (34) im Duell mit den punktgleichen Freiburgern gleichziehen.

Musiala hat wieder das «Momentum»

Es gibt jedoch einige Aspekte, die dafür sprechen, dass die Bayern kurz vor dem Champions-League-Kracher bei Paris Saint-Germain wieder Fahrt aufnehmen. Auch wenn sich in Mainz vieles um das bemerkenswerte Debüt von Last-Minute-Zugang João Cancelo drehte, war der Unterschied zur Bundesliga-Tristesse zuvor gerade an einem Spieler deutlich abzulesen: Jamal Musiala.

Gemeinsam mit seinen Teamkollegen befreite sich der 19 Jahre alte Nationalspieler aus dem Jahresanfangstief. Der Knotenlöser war dabei sein feines Tor zum 2:0. «Nach einer Weile ohne Tor», auch bei seinem ersten WM-Turnier in Katar, habe es gutgetan, «dass ich den Bann gebrochen habe», kommentierte Musiala selbst.

Nagelsmann stellte den Jungstar am Freitag explizit heraus aus dem Kollektiv von Mainz. «Für mich war es eine Weltklasse-Leistung von Jamal, defensiv sehr stark und offensiv war sein Tor sensationell. Er hat auch viele gute Aktionen eingeleitet. Er hatte eine gute Griffigkeit im Zweikampf.» Das WM-Tief scheint überwunden.

«Er ist einfach sehr jung und eine WM ist auch für den Kopf sehr anstrengend. Er war auch bei der WM sehr fleißig, hat viel probiert», referierte Nagelsmann. «Jamal hat eine gute Gewinner-Mentalität. Ihm hat zuletzt das Momentum gefehlt. Aber er versucht, Dinge zu beeinflussen auf dem Feld. Er hat es in Mainz sehr, sehr, sehr gut gemacht. Und ich bin überzeugt, dass er es in Wolfsburg sehr gut machen wird.»

Die Bayern sind in der Bringschuld

Gerade noch rechtzeitig vor Musialas spannendem Kräftemessen mit Weltmeister Lionel Messi in Europas Königsklasse scheint der Münchner Weltstar in spe wieder zu zünden. Für ihn war Mainz durchaus ein Wendepunkt, auch in puncto Einstellung und Herangehensweise der gesamten Mannschaft. «Wir sind mit einem gewissen Hunger ins Spiel gegangen. Wir haben richtig hart gearbeitet. Die Sachen, die wir davor nicht gut gemacht haben, gegen den Ball und alles, haben wir gezeigt.»

Offensiv endete nicht nur bei ihm mit dem 13. Pflichtspieltor der Saison die Flaute: Vier Tore in Mainz waren eines mehr als bei den drei 1:1 zuvor gegen Leipzig, Köln und Frankfurt. Die Leistung von Mainz zu bestätigen lautet nun der Bayern-Auftrag in Wolfsburg. «Es wäre super, wenn wir von einem Startschuss sprechen könnten», meinte Thomas Müller. Er mahnte: «In der Liga sind wir absolut in der Bringschuld.»

Kovac sieht Bayern weiter als Favoriten

Zumal die Wolfsburger unter Kovac eine positive Entwicklung verzeichnen, wie auch Nagelsmann betonte. Der VfL habe sehr viel Tempo und in jüngster Zeit auch «alle Offensivstatistiken in einen grünen Bereich gehoben». Während die Bayern 2023 in drei Bundesligaspielen nur dreimal trafen, jubelten die Wolfsburger viermal so häufig (12 Treffer). Kovac weiß dennoch um die Klasse seines Ex-Teams. Am Freitag sagte er über den FC Bayern: «Wir lassen uns von den Ergebnissen nicht täuschen. Das ist weiter der große Favorit auf den Meistertitel. Wir spielen gegen keinen Geringeren als die beste Mannschaft der Liga.»

Klaus Bergmann und Sebastian Stiekel, dpa

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