Bayern-Trainer Julian Nagelsmann war mit der Leistung gegen Bochum unzufrieden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Peter Kneffel/dpa)

Dem angespannten Julian Nagelsmann war beim Gedanken an die Champions-League-Show mit Lionel Messi und Neymar gar nicht wohl. Die glanzlose Pflichterfüllung in der Fußball-Bundesliga taugte beim FC Bayern nicht dazu, die Zuversicht für das seit rund 100 Tagen herbeigesehnte Achtelfinal-Spektakel gegen Paris Saint-Germain zu vergrößern.

«Wir müssen in Paris ein überragendes Spiel machen, auch wenn Mbappé ausfallen mag, weil es eine Weltklasse-Mannschaft ist», warnte der Münchner Trainer. Er schloss nach dem 3:0 gegen den VfL Bochum mit einer prägnanten Prognose: «Wenn wir so am Dienstag spielen, wird es nicht reichen, um weiterzukommen.»

Der Ärger über die Aufführung seines eigenen Star-Ensembles vor dem PSG-Highlight war dem 35-Jährigen schon in der Halbzeitpause anzumerken gewesen, als sein Kabinenbesuch Speeddating-Charakter hatte. «Wir haben ein paar andere Dinge besprochen, das war aber in 1:30 Minuten abgetan», sagte Nagelsmann. Er hockte sich wenig später alleine auf die Trainerbank und schaute sich «ein paar Szenen» auf dem iPad an. Ob er da noch wichtige Erkenntnisse vor der Reise an diesem Montag in Frankreichs Hauptstadt gewann?

FCB-Coach kritisch

Nagelsmann ließ vor dem Hinspiel am Dienstag im Prinzenpark (21.00 Uhr/Amazon Prime Video) anklingen, dass er gegen Bochum «Spaß», «Vollgas» und «Enthusiasmus» im Spiel seiner in diesem Jahr noch ungeschlagen Mannschaft vermisste hatte. «Am Ende ist es dann ein bisschen zu wenig Leben», monierte er übellaunig. Am Sonntag versammelte er die Spieler im Geheimen hinter verschlossenen Vorhängen auf dem Trainingsplatz.

Selbstkritisch arbeiteten seine Profis den ersten Heimsieg 2023 auf, mit dem der FC Bayern die Tabellenführung verteidigte. «Das war jetzt keine Sahne-Leistung von uns», sagte Leon Goretzka, der von einer «ziemlich intensiven» Halbzeit-Ansprache berichtete. «Wir müssen es auf jeden Fall deutlich besser machen gegen Paris – sonst haben wir keine Chance.» Darüber täuschte nach dem Sieg durch Tore von Thomas Müller, Kingsley Coman und Serge Gnabry auch das fröhliche Getanze zu «Europapokal»-Rufen der Fans nicht hinweg.

Streitfall Neuer

Nagelsmanns Anspannung unterstreicht nach turbulenten Bayern-Tagen mit dem heftig diskutierten Streitfall Manuel Neuer die Bedeutung des PSG-Gipfels auch für ihn persönlich. Ein Jahr nach dem schockierenden Königsklassen-K.o. gegen den krassen Außenseiter FC Villarreal muss der Coach für eine zufriedenstellende Saisonnote ein Achtelfinal-Aus abwenden. Durch die Umgestaltung in seinem Betreuerstab mit der Verpflichtung von Torwarttrainer Michael Rechner als Nachfolger von Neuer-Intimus Toni Tapalovic wurde Nagelsmann ein Wunsch erfüllt. Die Bosse wollen jetzt erst recht Erfolge sehen.

«Es gibt Trainer, die bringen acht, neun Leute mit zu einem Club. Das hat auch einen Sinn. Je größer der Club, umso mehr Haie schwimme um dich rum. Und da ist es nicht schlecht, wenn du im Schwarm in der Mitte bist und außen sind noch ein paar Pufferfische», hatte Nagelsmann vor dem Bochum-Match gesagt. Ihm selbst droht im Falle eines krachenden Achtelfinal-Aus gegen Frankreichs Serienmeister garantiert Haialarm.

Wilder geht’s schon jetzt beim Mega-Millionen-Club der Offensivstars Messi, Neymar und Kylian Mbappé zu. Das 1:3 am Samstag bei der AS Monaco von Bayern-Leihgabe Alexander Nübel war die vierte Pflichtspielniederlage 2023. Von Kabinen-Ärger wurde berichtet. Beim Abschlusstraining am Montag soll der angeschlagene Messi als großer Hoffnungsträger wieder dabei sein. Dagegen fehlt Mbappé wohl zumindest im Hinspiel gegen Bayern weiter.

Kimmich kehrt zurück

Bei den Münchnern soll Joshua Kimmich als Anführer nach seiner Gelb-Rot-Sperre gegen Bochum wieder für mehr Leben auf dem Rasen sorgen. «Die Energie, die wir auf den Platz bringen wollten, haben wir nicht wirklich auf den Platz bekommen», meinte Goretzka, der in der Kimmich-Rolle überzeugte. «Aufgrund der jüngsten Vergangenheit können wir nicht mehr von uns behaupten, dass wir eine Mannschaft sind, die in wichtigen Spielen von null auf hundert da ist.» Man müsse sich das alles erarbeiten und sich in einen Rausch spielen.

«Es könnte einfach irgendwie erfrischender laufen auf dem Platz. Man sieht aber in ganz Europa, dass sich die Topteams nicht unbedingt leicht tun», bemerkte Müller. Man wolle nun aus Paris ein gutes Ergebnis mitnehmen und das Weiterkommen dann in München «über die Ziellinie drücken», sagte er. Das Rückspiel findet am 8. März in der Allianz Arena statt.

Christian Kunz, dpa

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