Lionel Messi ist Favorit auf die Auszeichnung als Weltfußballer 2022. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa/Archivbild)

Einen arabischen Festumhang wie nach dem WM-Finale werden sie Lionel Messi diesmal nicht anziehen. Auch mit einem backfrischen Baguette oder gar einem gallischen Hahn als französischem Stereotyp unter dem Arm ist bei der FIFA-Zeremonie in Paris nicht zu rechnen.

Messi kann sich einfach auf die Übergabe der silbernen Trophäe als Weltfußballer 2022 freuen, den goldenen WM-Pokal hat er ja nun endlich schon. 

Messi, Mbappé oder Benzema? Messi.

Alles andere als eine persönliche Auszeichnung des argentinischen Weltmeisters mit der vom Weltverband als The Best titulierten Ehrung wäre eine riesige Überraschung – für Messis Fans sogar ein Affront. Mit dem WM-Titel in Katar im dramatischen Finale gegen Frankreich hat der 35-Jährige nicht nur dem Fußball-Jahr 2022 einen elektrisierenden Abschluss gegeben, sondern auch seine außergewöhnliche Karriere gekrönt. Die persönliche FIFA-Auszeichnung, bei der zu gleichen Teilen die Stimmen von Fans, Journalisten und den Trainern und Kapitänen der Nationalmannschaften gezählt werden, ist daher logisch. 

Club-Kollege Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain und dessen französischer Landsmann Karim Benzema von Real Madrid werden dies als weitere unter den Top drei nominierten Finalisten akzeptieren müssen. Messi wird das Rampenlicht aber auch teilen müssen. Mit der Einladung des regimekritischen iranischen Rekordnationalspielers Ali Daei (53) bekommt die Gala einen politischen Touch. 

Der ehemalige Bundesliga-Profi von Bayern München, Arminia Bielefeld und Hertha BSC hatte nach seinen Äußerungen zum repressiven Regierungskurs im Iran das Land zuletzt nicht verlassen dürfen. Daei und seine Familie wurden unter Druck gesetzt. Dass Daei in Paris zwischen den aktuellen Heroen des Weltfußballs sitzen wird, ist ein Signal ganz nach dem Geschmack von FIFA-Präsident Gianni Infantino.

Kaum deutsche Nominierungen

Der deutsche Faktor bei der The-Best-Gala ist minimal. Torhüterin Ann-Kathrin Berger vom FC Chelsea schaffte es als einzige unter die besten Drei ihrer Kategorie. Eine Siegchance hat die 32-Jährige, die im Vorjahr eine erneute Krebserkrankung publik gemacht hatte, gegen die Engländerin Mary Earps (Manchester United) und die Chilenin Christiane Endler (Olympique Lyon) kaum. Andere deutsche Vize-Europameisterinnen fehlen in Paris. 

Der deutsche Männerfußball glänzt komplett durch Abwesenheit – natürlich eine Nachwirkung des WM-Desasters in Katar. Aber auch die Trainer-Ehrung mit den Preisträgern Jürgen Klopp (2019/2020) und Thomas Tuchel (2021) seit 2019 fest in deutscher Hand, wird diesmal anderweitig vergeben. Carlo Ancelotti (Real Madrid) und Pep Guardiola (Manchester City) werden vermutlich Argentiniens WM-Gewinner Lionel Scaloni gratulieren dürfen. 

Wie geht es bei Messi weiter?

Für Messi ist es die x-te Auszeichnung in dem Sammelsurium an Trophäen seit 2009 aus Ballon d’Or (7x), Weltfußballer-Wahl (1x) und FIFAs Best (1x), die ihm die FIFA und/oder die Fachzeitschrift «France Football» verliehen. 

Es könnte Messis letzte persönliche Trophäe dieser Art sein. Stete Wegbegleiter wie Mehrfach-Sieger Cristiano Ronaldo oder Vorjahresgewinner Robert Lewandowski sind mangels durchschlagender Leistungen jetzt schon absent. Im Gala-Saal wird natürlich auch Messis Zukunft nach Vertragsablauf in Paris im Sommer ein Thema sein.

Weiter PSG? Zurück ins geliebte Barcelona oder doch in die USA? Um noch mal Weltfußballer zu werden, müsste Messi seinen Club wohl schon zum Champions-League-Sieg führen. In der Woche nach der FIFA-Gala steht nach dem 0:1 im Achtelfinal-Hinspiel die zweite Partie beim FC Bayern München an.

Arne Richter, dpa

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