Darmstadts Keanan Bennetts(l) und der Hamburger Jonas David kämpfen um den Ball. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thomas Frey/dpa)

HSV-Trainer Tim Walter lässt beim Projekt Bundesliga-Rückkehr keinen Schlendrian durchgehen.

«Wir haben Regeln», sagte er nach dem 1:1 (1:0) im Zweitliga-Topspiel beim SV Darmstadt 98 zur kurzfristigen Verbannung von Bakery Jatta aus der Startelf. «Da geht es um grundlegende Dinge, um unser Zusammenleben. Ob wir dann gegen Darmstadt spielen oder sonst jemanden, ist mir völlig egal», erklärte Walter.

Disziplinlosigkeit soll die trotz des Remis weiter guten Aufstiegschancen nach fünf Jahren Zweitklassigkeit nicht gefährden. Die Degradierung von Leistungsträger und Stürmer Jatta erwies sich am Samstagabend ungewollt sogar zum Glücksgriff: Der für ihn aufgebotene Ransford-Yeboah Königsdörffer schoss nach kaum vier Minuten das Führungstor. «Wenn der eine zu spät kommt, ist es des einen Freud und des anderen Leid», befand Walter kühl.

Rückendeckung bekam Walter aus der Mannschaft. «Bakery hat einen Fehler gemacht und die Quittung dafür bekommen», sagte Innenverteidiger Sebastian Schonlau. «Das darf man nicht und sollte man nicht tun», meinte auch Profiteur Königsdörffer. Zuversichtlich ist er, dass sich trotz des gleich gebliebenen Punkte-Abstandes des HSV (45) zu den Hessen (49) nicht viel an der guten Perspektive geändert hat: «Wir sind eine starke Truppe und haben in der Rückrunde noch kein Spiel verloren. Ich hoffe, dass das so bleibt, dann schaffen wir hoffentlich den Aufstieg.»

HSV «nicht glücklich» mit Remis

Allerdings müssen sich die Hanseaten leistungsmäßig wieder steigern, um den zweiten Tabellenplatz in den verbleibenden zwölf Liga-Partien zu verteidigen. Zumal der Tabellendritte 1. FC Heidenheim mit dem 1:0-Sieg bei Arminia Bielefeld durch den Treffer von Stefan Schimmer bis auf zwei Punkte an den HSV herangerückt ist.

«Der Punkt ist okay, aber wir sind nicht richtig zufrieden, weil wir besser und mutiger spielen können», befand Mittelfeldspieler Jonas Meffert. Stattdessen ließ man den Darmstädtern mehr Raum und mehr Gelegenheiten zum Ausgleich, von denen Filip Stojilkovic (81.) eine nutzte.

«Wenn man schon kein gutes Spiel macht, muss man die Führung halten», klagte HSV-Torwart Daniel Heuer Fernandes und fand Zustimmung bei Coach Walter: «Das haben wir leider nicht geschafft, und deswegen geben wir uns zufrieden mit dem Punkt. Glücklich sind wir darüber aber trotzdem nicht.»

Darmstadt trifft auf Verfolger

Während es der Hamburger SV am kommenden Samstag mit dem nun von Ex-Trainer Dieter Hecking betreuten 1. FC Nürnberg und dann mit dem Karlsruher SC zu tun bekommt, treffen die seit 21 Spielen ungeschlagenen Darmstädter in den nächsten drei Wochen auf die zwei weiteren Verfolger Heidenheimer SB und 1. FC Kaiserslautern. Die Lauterer haben nach dem 3:1 gegen Greuther Fürth am Samstag als Fünfter 38 Punkte und damit einen weniger als der viertplatzierte SC Paderborn nach dem 1:1 in Kiel.

«Das ist natürlich noch eine weite Reise. Auch wenn man sieht, was jetzt noch für Spiele auf uns warten», sagte Darmstadts defensiver Mittelfeldakteur Fabian Holland. Er mahnte, nicht zu früh vom Aufstieg zu träumen. «Ich glaube, große Töne spucken war noch nie so unser Ding, und deshalb schauen wir mal nach Heidenheim.»

HSV-Tross von Falschfahrer gestoppt

Eine lange Rückreise war es nach dem Abpfiff für den HSV-Tross von Darmstadt zurück in die Elbmetropole. «Unsere Jungs sind heute Morgen um 8 Uhr aus Darmstadt wiedergekommen», teilten die Hanseaten am Sonntagmorgen mit. «Das Team stand circa zwei Stunden aufgrund eines Falschfahrers in einer Vollsperrung auf der A7.» Für den auf Disziplin achtenden Trainer Walter war dies kein Grund, die Spieler schnell ins Bett zu schicken: Nach der Ankunft mussten sie noch zu einer Trainingseinheit inklusive Krafttraining antreten.

Andreas Schirmer und Jana Glose, dpa

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