Vor dem Spiel kommt es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Fans von Eintracht Frankfurt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Stefano Gattordo/LaPresse via AP/dpa)

Die Polizei hatte mit einem Großaufgebot gerade erst die letzten Krawalle beendet, als die enttäuschten Profis von Eintracht Frankfurt nach dem krachenden Aus in der Champions League begleitet von einer Blaulichteskorte vor ihrem Teamhotel vorfuhren.

Die gewalttätigen Begleitumstände der 0:3-Niederlage im Achtelfinal-Rückspiel beim italienischen Top-Club SSC Neapel bildeten einen unwürdigen Rahmen für das Ende der Premierensaison des Fußball-Bundesligisten in der Königsklasse und werden die Hessen noch einige Zeit beschäftigen.

Eintracht verurteilt Gewalt

«Wir bedauern die Vorfälle außerordentlich, die sich hier ereignet haben. Diese Gewalt ist durch absolut Nichts zu rechtfertigen. Wir mögen sie vielleicht alle befürchtet haben, aber sie ist und bleibt nicht hinnehmbar», sagte Frankfurts Vorstandsmitglied Philipp Reschke vor der Abreise der Mannschaft.

Die Gewalt, die sich bei Straßenschlachten rund um die Partie am Mittwochabend entfesselt hatte, habe weitreichende Auswirkungen. «Sie schadet dem Fußball, sie schadet Eintracht Frankfurt und sie schadet unseren Bemühungen, uns für die Rechte aller Fans, die hier gerne ein Fußballspiel ohne Repressionen und Erlasse im Stadion gesehen hätten, einzusetzen», betonte Reschke.

Auch Eintracht-Trainer Oliver Glasner brachte sein Missfallen über die schweren Ausschreitungen zum Ausdruck. «Ich verurteile jegliche Form von Gewalt und Kriminalität. Egal, wo und wann das passiert auf der Welt. Deshalb heiße ich das nicht gut“, sagte der 48-Jährige.

In Neapel kam es zu mehreren Straßenschlachten

Kurz vor Mitternacht war es rund um die Unterkunft der Mannschaft erneut zum Ausbruch der Gewalt gekommen. Nach Angaben der Polizei hatten rund 100 Neapel-Anhänger versucht, zum benachbarten Hotel vorzudringen, in dem einige Hundert Ultras aus Frankfurt abgestiegen waren und sich für die Abreise mit Bussen fertig machten. Die Napoli-Ultras zündeten demnach Feuerwerkskörper und warfen Steine auf die Einsatzkräfte.

Bereits am Mittwochnachmittag hatten sich die Fans beider Teams in der Innenstadt Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. «Natürlich haben wir das mitbekommen. Das ist keine Sache, die hierhin gehört. Das können wir nicht gutheißen», kritisierte Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche die Vorfälle, die auch bei den Spielern Spuren hinterließen. «Das bekommt man schon mit, aber ich will darüber nicht reden», sagte Kapitän Sebastian Rode.

Das tat der für Fan-Themen zuständige Reschke. Die Polizei habe dem Verein gegenüber zwar bestätigt, dass der Angriff in der Stadt von Neapel-Fans ausging. «Aber auch das rechtfertigt nicht, was sich danach auf beiden Seiten an Gewaltpotenzial entlud», sagte der 50-Jährige.

Kritik an Ticketverbot

Reschke übte aber auch Kritik an den italienischen Sicherheitsbehörden, die durch das zuvor erlassene Ticketverbot für Eintracht-Fans zur Eskalation beigetragen hätten. Man habe dadurch Tausende Anhänger verprellt und die ohnehin schon angespannte Atmosphäre vergiftet. «Alles war vorbereitet und organisiert, vom Fan-Meeting-Point, über die Transporte etc. Diese Ordnung wurde gegen Improvisation und Chaos eingetauscht», sagte Reschke. «Das rechtfertigt nichts, aber es gehört mit zur Geschichte.»

Normalerweise wären die Frankfurter Profis ungeachtet des Ausscheidens von ihren Anhängern für ihre Premierensaison in der Königsklasse gefeiert worden. Doch der Gästeblock im Diego-Armando-Maradona-Stadion war wegen des von der Präfektur Neapel verhängten Verkaufsverbots von Eintrittskarten an Eintracht-Fans leer geblieben. Dafür tummelten sich einige Hundert Ultras in der Stadt am Vesuv, denen der Fußball schlicht egal war.

Nach Angaben der Polizei seien bei den Ausschreitungen zwei Beamte verletzt worden. Drei Eintracht-Fans wurden in der Nacht festgenommen. Insgesamt habe es acht Festnahmen gegeben, berichtete Polizeichef Alessandro Giuliano auf einer Pressekonferenz.

Sportlich an Grenzen gestoßen – trotzdem zufrieden

Den Imageschaden hat wieder einmal die Eintracht, obwohl sich der Verein auch sportlich nichts vorzuwerfen hat. «Neapel war eine Nummer zu groß. Deshalb kann ich die Niederlage mit ruhigem Gewissen akzeptieren», sagte Glasner über das Aus und lobte: «Ich bin stolz darauf, was die Mannschaft in der Champions League geleistet hat. Wir haben das großartig gemacht.»

In den kommenden Wochen will sich der zuletzt etwas schwächelnde Europa-League-Sieger wieder straffen, um die erneute Teilnahme am internationalen Wettbewerb perfekt zu machen. Die Chance dazu bietet sich sowohl in der Bundesliga als auch im DFB-Pokal. «Es ist toll, solche Fußball-Abende zu erleben. Wir wollen die Saison krönen und vergolden.»

Krösche ist zuversichtlich, dass dies gelingt. «Das Aus gibt keinen Knacks», prophezeite er. Gegen Neapel sei die Mannschaft einfach an ihre Grenze gestoßen. «Das akzeptieren wir», betonte der Sportvorstand.

Glasner ordnete den K.o. ebenfalls realistisch ein: «Ich hätte es schon gern anders gehabt und wäre bis zum Endspiel dabei gewesen. Aber auf diesem Niveau können wir noch nicht spielen.»

Von Eric Dobias und Manuel Schwarz, dpa

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