Christian Keller, Geschäftsführer des 1. FC Köln, gibt Journalisten ein Statement zu der Transfersperre. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Nach dem Transferstreit mit Olimpija Ljubljana und der harten Bestrafung durch die FIFA kämpft der 1. FC Köln gegen das Urteil an. Im ungünstigsten Falle kann die einjährige Transfersperre den Club im Existenzkampf aber schwer treffen.

Was hat den Streit ausgelöst?

Seit mehr als einem Jahr schwelt der Zwist um die ablösefreie Verpflichtung des mittlerweile 17 Jahre alten Stürmers Jaka Cuber Potocnik von Olimpija Ljubljana zum 1. FC Köln. Der junge Fußballer kündigte nach Kölner Angaben «wegen zahlreicher Vertragsverletzungen seitens des Clubs» seinen noch bis 2024 laufenden Vertrag bei den Slowenen. «Der Spieler hat im Juni 2021 einen Vertrag unterschrieben mit diversen Zusagen, u.a. dass er mit der ersten Herrenmannschaft trainieren darf. Dies wurde nachweislich nicht eingehalten. Entsprechend hat der Spieler am 30. Januar 2022 seinen Vertrag einseitig aufgrund nicht eingehaltener Vertragszusagen gekündigt und am 31. Januar beim 1. FC Köln unterschrieben», erklärte FC-Geschäftsführer Christian Keller.

Warum kam der Fall zur FIFA?

Olimpija warf Potocnik einen rechtswidrigeren Bruch seines Arbeitsvertrages vor. Dem FC wurde unterstellt, den Spieler zum Vertragsbruch angestiftet zu haben. Dagegen habe man sich in einer umfassenden Klageerwiderung verteidigt, teilten die Kölner mit.

Welche Strafen hat die FIFA ausgesprochen?

Der 1. FC Köln darf in den nächsten beiden Transferperioden keine neuen Spieler registrieren und wurde zudem zu einer Zahlung von 51.750 Euro an den slowenischen Club verurteilt. Zudem ist Potocnik von sofort an mit einer Sperre von vier Monaten belegt worden.

Was bedeutet die Strafe für den 1. FC Köln?

Die Transfersperre hätte katastrophale Folgen für den Club. Die Personallage ließe sich kaum korrigieren. Bis zu sieben Lizenzspielerverträge laufen aus, die Zukunft von Mittelfeldspieler Ellyes Skhiri und Kapitän Jonas Hector beim 1. FC Köln ist ungewiss. In Leart Paqarada (FC St. Pauli) wurde bereits ein Spieler für die kommende Saison verpflichtet. «Er hat einen Arbeitsvertrag ab 1. Juli unterschrieben. Wenn es bei dem Urteil bleibt, würde er aber kein Spielrecht für den FC erhalten», sagte Keller.

Zudem sei noch gar nicht geklärt, was das in Bezug auf ausgeliehene und verliehene Spieler bedeutet. «Wenn das FIFA-Urteil Bestand hat, benötigen wir einen Plan B», befand der FC-Geschäftsführer. «Es wird sicher schwer sein, dass hier jetzt ein Spieler einen Vertrag unterschreibt. Das würde ich als Spieler auch nicht machen», sagte Keller.

Wie wehrt sich der 1. FC Köln?

Mit dem Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof Cas in Lausanne. «Wir werden jetzt schnellstmöglich Berufung einlegen und versuchen darauf hinzuwirken, dass das Strafmaß erst mal ausgesetzt wird. Dafür haben wir bis zum 20. April Zeit», erklärte Keller. Der Club hofft, dass die von sofort an geltenden Sanktionen bis zu einem Urteil vorübergehend aufgehoben werden.

Wie groß sind die Chancen des Bundesligisten auf dem weiteren Rechtsweg?

Die Kölner sehen sich im Recht, haben Zeugen und schriftliche Belege auch über eine schriftliche Ausstiegsklausel des Spielers. Die FIFA begründet ihr Urteil damit, dass der 1. FC Köln nicht beweisen könne, den Spieler nicht angestiftet zu haben. Zumindest eine Reduzierung der Strafen ist möglich.

Gibt es vergleichbare Fälle?

International hat die FIFA in den vergangenen Jahren immer wieder Transfersperren gegen Clubs verhängt. Der FC Chelsea wurde wegen nicht eingehaltener Regeln bei Transfers minderjähriger Spieler mit einer Sperre von zwei Transferperioden belegt. Manchester City musste wegen ähnlicher Verstöße eine Geldstrafe in Höhe von etwa 370.000 Euro bezahlen. Auch der FC Barcelona und Real Madrid wurde mit Strafen belegt, in fast allen Fällen haben die Clubs aber eine Reduzierung erreicht. Aktuell bemüht sich auch Olympique Marseille um die Berufung gegen eine Sperre wegen der Modalitäten bei der Verpflichtung des Spielers Pape Gueye.

Welche Rolle spielt Potocnik beim 1. FC Köln?

Der 17-Jährige ist seit 14 Monaten bei den Rheinländern und nur im Juniorenbereich eingesetzt worden. In der A-Junioren-Bundesliga hat der slowenische Junioren-Nationalspieler für Furore gesorgt. In 15 Spielen hat der Mittelstürmer 13 Treffer erzielt und gilt als große Nachwuchshoffnung. Den U19-Junioren würde Potocnik im Saisonendspurt der Meisterschaft und im Pokal fehlen. «Wir haben mit ihm gesprochen. Er ist natürlich sehr traurig, er ist aber ein stabiler Spieler. Wir haben ihm gesagt, er soll sich keinen Kopf machen, wir kümmern uns», sagte Keller.

Morten Ritter, dpa

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